Peter Stöger im Interview "Der FC ist etwas Besonderes"

KÖLN · Seine Verpflichtung als Trainer des 1. FC Köln kam überraschend. Im Gegenzug will Peter Stöger nun mit Offensivfußball und Erfolgen das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzahlen, wie er im Gespräch mit Joachim Schmidt sagte.

Herr Stöger, Sie galten nicht als erste Wahl, dann aber setzte sich die Vereinsführung stark für Ihr Kommen ein. Wie haben Sie all das empfunden?
Peter Stöger: Ich war auch bei Austria Wien im Vorjahr nicht erste Wahl. Vielleicht ist die zweite Wahl manchmal die bessere. Ich habe einmal ein Interview einer US-Schauspielerin gelesen - ich glaube es war Sharon Stone - , die sagte: Es ist egal, ob du beim Casting die Nummer eins, zwei, drei oder vier bist. Entscheidend ist, dass du den Job bekommst.

Und jetzt, da Sie ihn haben?
Stöger: Da muss ich ihn so gut machen, dass alle hier sagen: Er war vielleicht nicht unsere erste Überlegung, aber wir sind sehr froh, dass es funktioniert hat. Es war die richtige Entscheidung.

Hat Sie jemand vor dem 1. FC Köln gewarnt?
Stöger: Überhaupt niemand. Ich habe mich mit verschiedenen Leuten unterhalten. Dazu gehörten Stefan Maierhofer, Hans Krankl und Toni Polster. Alle rieten mir zum Wechsel und sagten: Die Leute da sind super und die Stadt ein Traum.

Sie erzählten, dass Ihnen die jüngere Vergangenheit des 1. FC Köln mit all den Problemen nicht fremd sei. Wie kommt das?
Stöger: Die bewegte Zeit der letzten zwei Jahre habe ich aus der Ferne mit verfolgt. In der vergangenen Saison habe ich noch genauer hingeschaut, auch, weil ich mit Franco Foda noch Kontakt hatte. Außerdem nimmt man in Österreich die Zweite Bundesliga sehr deutlich wahr. Dazu gehören auch die eigenartigen Anstoßzeiten, die es uns besser ermöglichten, die Spiele im Fernsehen live zu sehen.

Warum ist es für Sie erstrebenswerter, einen deutschen Zweitligisten mit großen wirtschaftlichen Problemen zu betreuen, als mit Austria Wien zu versuchen, den Titel zu verteidigen und in die Hauptrunde der Champions League einzuziehen?
Stöger: Mit der Fragestellung ist eigentlich viel gesagt. Für mich war es immer schon ein Traum, in Deutschland arbeiten zu können. Sicherlich hätte ich die Austria nicht für jedes Zweitligaangebot aufgegeben. Aber der 1. FC Köln stellt noch immer etwas Besonderes im deutschen Fußball dar, trotz aller finanziellen und vielleicht auch sportlichen Probleme der Vergangenheit. In der Wahrnehmung in Österreich spricht man noch immer von einem tollen Club. Da ich mich permanent weiterentwickeln will, ist das eine riesige Chance für mich.

Müssen Sie aufsteigen?
Stöger: Ich habe gelernt, dass man mit solchen Aussagen vorsichtig sein soll. Aber ich glaube, das Umfeld des FC würde es vertragen, wenn wir oben wären. Ich bin Fußballlehrer, das heißt Entwicklung. Da braucht es zuweilen Zeit. Aber mit dem Erfolg kann es für mich nie schnell genug gehen. Wenn alles passt, können wir vorne mitreden.

Zur Person

Peter Stöger, geboren am 11. April 1966 in Wien, ist seit Juni Trainer des 1. FC Köln. Der 65malige österreichische Nationalspieler und WM-Teilnehmer 1998 in Frankreich feierte im Mai mit Austria Wien die Meisterschaft und die Champions-League-Qualifikation.

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