Interview mit Patrick Helmes Der FC-Stürmer über die Zeit in Wolfsburg und die Gründe für seine Rückkehr

KÖLN · Über die Gründe für seine Rückkehr, schwere Verletzungen und die turbulente Zeit unter Felix Magath sprachen mit dem 29-jährigen Stürmer Hartmut Eickenberg und Achim Schmidt.

Herr Helmes, nicht jeder Bundesligaprofi geht freiwillig in die Zweite Liga und verzichtet dabei auf eine Menge Geld. Erklären Sie mal die besondere Beziehung zwischen Ihnen und dem 1. FC Köln.
Patrick Helmes: Wenn du einmal hier gespielt hast, kommst du von dieser Stadt und diesem Club nicht mehr los. Ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin. Hier habe ich das Umfeld, das ich seit Ewigkeiten kenne, die familiäre Nähe und einen Verein, in dem ich mich extrem wohlfühle. Dafür verzichte ich gerne auf Geld.

Dennoch spielen Sie jetzt eine Klasse tiefer. Gab es keine Anfragen aus der Bundesliga?
Helmes: Doch. Aber man muss sich meine Situation vorstellen: Ich war nach einem Kreuzbandriss lange verletzt und habe zuletzt bei den Wolfsburger Amateuren gespielt, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Ich wollte einen Schnitt machen, neu anfangen: Und wo geht das besser als bei einem Verein, in dem man sich heimisch fühlt? Für mich war schnell klar: Es geht wieder zurück nach Köln, egal, welche Angebote kommen.

Was haben Sie in Wolfsburg am Schluss vermisst?
Helmes: Vertrauen. Das ist wichtig für mich, um meine Leistung zu bringen. Für mich war seit Längerem klar, dass ich einen anderen Weg einschlagen muss.

[kein Linktext vorhanden]Was hat Köln zu bieten, was beispielsweise Wolfsburg nicht hat?
Helmes: Die Vereine sind schwer zu vergleichen. Wolfsburg ist ein Werksclub und finanziell gut aufgestellt. Der FC hat andere Qualitäten. Wenn man in diesem Stadion spielt, die Hymne hört, die unter die Haut geht, und spürt die Wucht der Fans - das ist halt ein ganz besonderes Flair. Da fallen mir selbst in der Bundesliga keine drei Vereine ein, die Ähnliches zu bieten haben. Wenn du hier als Mannschaft eine Euphorie entfachen kannst, bist du mit diesen Fans im Rücken nicht aufzuhalten.

Die Erwartungshaltung, die auf Ihnen lastet, ist groß.
Helmes: Das ist für mich kein Neuland. Ich habe ja schon als junger Spieler hier einiges miterlebt und bin mit dem FC auch in die Bundesliga aufgestiegen. Der Unterschied zu damals ist, dass es hier im Umfeld mittlerweile viel weniger hektisch zugeht. Der Verein ist besser aufgestellt. So ruhig habe ich es hier noch nie erlebt.

Fast schon zu ruhig?
Helmes: Vielleicht für die Medien, für mich nicht.

In Wolfsburg hatte Sie Ihr ehemaliger Trainer Felix Magath zwischenzeitlich vom Training suspendiert und Sie ausgiebig entlang des Mittellandkanals laufen lassen. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Magath beschreiben?
Helmes: Man muss einiges vorausschicken. Die beiden, die mich aus Leverkusen nach Wolfsburg geholt haben, Trainer Steve McLaren und Manager Dieter Hoeneß, wurden 14 Tage nach meiner Ankunft entlassen. Das war eine Situation, mit der ich nicht gerechnet habe. Ich war in der Fremde, und die beiden Bezugspersonen, die mich wollten, waren weg. Und dann kam Felix Magath.

Kannten Sie seine Methoden?
Helmes: Nur aus Erzählungen. Ich glaube, ich habe ein halbes Jahr gebraucht, um mich auf ihn und seine Art einzustellen.

Wie muss man sich die Kommunikation vorstellen?
Helmes: Naja, es ist schon mal vorgekommen, dass er mit einem geredet hat . . . Viele trauten sich nicht, mit ihren Problemen auf ihn zuzugehen. Aus Angst oder Respekt, ich weiß es nicht. Aber wenn du dich überwunden und mit ihm geredet hast, dann war das offen, ehrlich und konstruktiv. Er hat bei mir ein paar Dinge ausprobiert, um mich wieder auf die richtige Bahn zu lenken.

Ausprobiert heißt, Sie landeten bei den Amateuren.
Helmes: Ja. Da fragt man sich natürlich zuerst: Womit hast du das verdient? Schließlich habe ich in der Bundesliga ja doch schon ein paar Tore geschossen, war Nationalspieler. Im Nachhinein muss ich sagen: Ich habe von der Erziehungsmaßnahme profitiert. Ich war körperlich topfit, habe dann für den VfL in der Bundesliga eine starke Rückrunde gespielt, stand sogar auf dem Sprung zurück in die Nationalmannschaft. Und dann kam der Kreuzbandriss. Das war ein ganz bitterer Moment.

Es war schon Ihr zweiter Kreuzbandriss. Gab es Gedanken an ein Karriereende?
Helmes: Nein. Es war natürlich schon heftig, ein Mittelfußbruch und zwei Kreuzbandrisse innerhalb weniger Jahre. Aber spätestens nach der Operation blickt man wieder nach vorn. Mein Ziel war, irgendwann wieder auf dem Platz zu stehen. Das habe ich erreicht, und jetzt hoffe ich, dass ich noch ein paar gute Jahre vor mir habe.

Hatten Sie ein mulmiges Gefühl, wie die Kölner Fans auf Ihre Rückkehr reagieren würden? Schließlich sind Sie damals vom FC nach Leverkusen gewechselt. Das kommt ja einem Landesverrat gleich.
Helmes: Überhaupt nicht. Vielleicht gibt es noch einen kleinen Teil in der Ultra-Szene, der mir das nachträgt. Das nehme ich auch niemandem übel. Ich muss im Nachhinein sagen: Ich habe die Folgen aus Fansicht ein wenig unterschätzt. Aber das ist sieben Jahre her. Das sollte auch verjährt sein.

Verfolgen Sie die Spiele der Nationalmannschaft?
Helmes: Ja, klar. Aber darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich bin Realist. Ich weiß, dass der Bundestrainer eine hohe Meinung von mir hat, aber ich lebe im Hier und Jetzt. Für mich ist das Wichtigste, mit dem FC aufzusteigen. Alles andere ist kein Thema.

Sie haben mit einer Reihe renommierter Trainer gearbeitet: Christoph Daum, Jupp Heynckes, Felix Magath. Wer hat Ihnen am meisten mitgegeben?
Helmes: Zum einen Christoph Daum. Unter ihm bin ich mit dem FC aufgestiegen und Nationalspieler geworden. Ich denke aber, dass mich Felix Magath am meisten geprägt hat. Bei ihm habe ich gelernt, wie ein Profi zu leben und zu arbeiten, jeden Tag Vollgas zu geben und alles dem Fußball unterzuordnen. Er hat meine Einstellung zum Job verändert.

Sie haben in Köln einen Vertrag bis 2016 unterschrieben. Ohne Ausstiegsklausel?
Helmes: Weiß ich gar nicht. Aber um es klar auszudrücken: Ich habe nicht mehr vor zu wechseln.

Um dann irgendwann zusammen mit Lukas Podolski im Kölner Trikot die Bundesliga aufzumischen?
Helmes: Wir haben zuletzt mal gesimst. Er freut sich, dass ich wieder in Köln bin. Wäre schön, wenn wir uns beim FC noch einmal über den Weg laufen würden. Ich bin ja auf jeden Fall noch ein paar Jahre hier.

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