Abstiegskampf Derbysieg könnte für den 1. FC Köln ein Wendepunkt sein

Mönchengladbach · Nach einer turbulenten Woche war Elvis Rexhbecaj gegen Gladbach der Derbyheld des 1. FC Köln. Wieder einmal hat das Team von Trainer Markus Gisdol bewiesen, dass es mit den Großen der Liga mithalten kann.

 Jubel im Mönchengladbacher Schneegestöber: Die FC-Spieler feiern den 2:1-Prestigesieg über die Borussia.

Jubel im Mönchengladbacher Schneegestöber: Die FC-Spieler feiern den 2:1-Prestigesieg über die Borussia.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das Trikot mit der Nummer 20 diente an diesem 6. Februar 2021 als perfektes Symbol. Das rote Leibchen mit dem Geißbock auf der Brust wehte an der Spitze der Eckfahne im Schneegestöber. Darunter versammelte sich die Traube tanzender und johlender Spieler des 1. FC Köln. Mittendrin der Held des Abends und Träger des zweckentfremdeten Dresses: Elvis Rexhbecaj. Der Leihspieler vom VfL Wolfsburg hat den FC mit dem ersten Doppelpack seiner Bundesliga-Karriere zu einem 2:1 (1:1)-Derbysieg bei Borussia Mönchengladbach geführt. Ein bedeutungsschwangerer Erfolg, der die Kölner nach einer turbulenten Woche mit ihren aufgebrachten Fans versöhnte und im Abstiegskampf Gold wert sein kann.

Eigentlich war dieser Samstag wie dafür gemacht, dass das Unheil den 1. FC Köln mit voller Wucht trifft. Nach der Mediendirektor-Posse und dem Pokal-Aus bei Zweitligist Regensburg setzte das Video aus dem Mannschaftsbus dem Chaos die Krone auf (siehe Text auf dieser Seite). Ganz zu schweigen davon, dass Trainer Markus Gisdol das ungleiche Duell mit dem Champions-League-Achtelfinalisten mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft angehen musste. Eine klare Derbyniederlage schien unausweichlich. Dass die Geißböcke all diesen Umständen trotzten und sich zu ihrer besten Saisonleistung aufschwangen, könnte als der entscheidende Wendepunkt der Saison 2020/21 eingehen.

Während diese These an den verbleibenden 14 Spieltagen zu klären sein wird, ist unstrittig, dass Elvis Rexhbecaj seinen Platz als Derbyheld in der FC-Historie auf ewig sicher hat. Natürlich wegen seiner Tore (3./55.), aber vor allem, weil er als Leihspieler alle Tugenden vorlebte, die ein Spieler dieses Clubs mitbringen sollte. „Elvis ist einer von den Jungs, den du als Trainer nur liebhaben kannst“, lobte Gisdol und erklärte: „Ich hatte vom ersten Moment an das Gefühl, er ist ein Kölner, er hat das Ding komplett angenommen.“

Rexhbecaj, der im Januar 2020 zum FC kam und dessen Leihvertrag zum 30. Juni ausläuft, begegnete den Lobeshymnen bescheiden: „Ich bewerte mich nicht selber, das macht der Trainer. Wir wollten kompakt stehen, Dinge wiedergutmachen und als Mannschaft auftreten. In Regensburg war es etwas leblos.“

FC bestraft Gladbachs Überheblichkeit

In Mönchengladbach nicht. „Markus Gisdol hat eine außergewöhnliche Rede gehalten. Es ging sehr wenig um Taktik und um den Gegner. Es ging sehr viel um unsere Situation. Ich glaube, er hat es sehr gut getroffen“, gab Sportchef Horst Heldt einen Einblick in die Kabine. Die Kölner begegneten der Überheblichkeit der Gladbacher griffig und konsequent in den Zweikämpfen. Die taktische Disziplin, mit der der FC verteidigte, gestattete der Borussia nur ein glückliches Tor durch Florian Neuhaus (16.) und eine Chance für Lars Stindl (78.). „Wir haben unser Gesicht gezeigt, welches wir schon oft gezeigt haben. Darauf müssen wir aufbauen, wir dürfen solche Schwankungen nicht haben“, erklärte Rexhbecaj. Als eher defensiver Mittelfeldspieler ist der Deutsch-Kosovare mit fünf Treffern bester Torschütze des FC in dieser Saison.

Der Sieg war verdient und ein Zeichen für die Eigenschaft der Geißböcke, den Großen der Liga auf Augenhöhe begegnen zu können. In Dortmund (2:1) und Leipzig (0:0) fühlte sich der FC in der Rolle des Außenseiters genauso wohl wie gegen Frankfurt (1:1) und Wolfsburg (2:2). „Vielleicht liegen diese Erfolge daran, dass uns der eine oder andere Gegner unterschätzt“, mutmaßte Gisdol. Für den ständig in der Kritik stehenden Trainer könnte der Derbysieg auch einen Wendepunkt bedeuten. Er hat längst bewiesen, dass er mit den schwierigen Situationen, die der Verein so gut produzieren kann, hervorragend umzugehen weiß. „Man muss nur fair bei der Betrachtung bleiben“, sagte der 51-Jährige. Es konnte für Gisdol keinen passenderen Moment für eine Liebeserklärung geben: „Der Club ist verrückt, aber ich liebe diesen Club.“

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