Analyse Deswegen taten sich die Bayern gegen den FC so schwer

Analyse | Köln · Zwar unterlag der FC erwartungsgemäß dem FC Bayern München am 2. Spieltag der Bundesliga, die Kölner machten beim 2:3 aber erstaunlich viel richtig. Die Analyse zur Niederlage.

Deswegentaten sich die Bayern gegen den 1. FC Köln so schwer
Foto: dpa/Sven Hoppe

Bei der 2:3-Niederlage gegen den FC Bayern am Sonntag schnupperte der 1. FC Köln zwischenzeitlich an der Überraschung. Nach dem 0:2-Rückstand kam der FC eindrucksvoll zurück, glich innerhalb von 120 Sekunden aus, um dann doch den Gegentreffer zum 2:3-Endstand und die erste Saisonniederlage zu kassieren. Dennoch zeigten die Geißböcke eine mitreißende Leistung. Der Schlüssel zum Fast-Erfolg lag hauptsächlich in zwei Attributen, die FC-Trainer Steffen Baumgart seit Beginn seiner Amtszeit und auch vor dem Bayern-Duell fast schon mantraartig gefordert hat: Mut und Intensität.

Als der FC vor einem halben Jahr zuletzt bei den Bayern antrat, war die Devise: Schadensbegrenzung. Ein vermeintlich probates Mittel gegen einen übermächtigen Gegner. Doch die Vergangenheit zeigt, dass die Taktik „Zerstören und Kontern“ gegen die Bayern nur selten von Erfolg gekrönt ist. Die Bayern sind individuell zu stark, als dass die Mauertaktik wirklich funktionieren kann. Sie finden in der Regel auch gegen ein Defensiv-Bollwerk die nötigen Lücken, um immer wieder für Gefahr zu sorgen. Im Februar kassierten die Kölner trotz Mauer-Taktik fünf Gegentore in der Allianz-Arena. Der Ansatz von Baumgart, das Heil in der mutigen Offensive zu suchen, ist also kein schlechter.

Zwar liefen die Kölner die Bayern am Sonntag höher an als noch vor sechs Monaten, allerdings doch deutlich zurückhaltender als noch beim forschen Auftritt gegen Berlin. Vermutlich, um nicht selbst Gefahr zu laufen, von den Münchnern überrollt zu werden. Dennoch zwangen die Kölner die schwach aufspielenden Bayern zu zahlreichen leichten Fehlern. Mehr als ein Schuss von Niklas Süle bekamen die Bayern im ersten Abschnitt nicht zu Stande. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der durchwachsene Auftritt des Rekordmeisters nicht nur an den Kölner lag. Den Bayern gelang zunächst so gut wie gar nichts über die Außen. Und das will beim vogelfreien Auftritt von Kingsley Ehizibue schon etwas heißen. Auf der anderen Seite tat sich Leroy Sané fast schon obligatorisch auf der rechten Seite extrem schwer. Der schnelle Offensivmann hatte gegen Jonas Hector seine liebe Mühe.

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Foto: dpa/Marius Becker

Der 1. FC Köln ist in einigen Statistiken das Top-Team

Auch deswegen stellte Julian Nagelsmann in der Pause um, brachte mit Jamal Musiala das belebende Element des Spiels und agierte nun aus einer Viererkette. Der Nationalspieler fügte sich direkt stark ein und zeigte der Kölner Hintermannschaft die individuelle Klasse der Bayern auf. Zwar ergaben sich dadurch Räume für den Rekordmeister, aber auch der FC trat nun anders auf. In der ersten Halbzeit suchten die Kölner nur selten das eins gegen eins sowie den Weg über die Außen. Beides taktische Maßnahmen, die Baumgart eigentlich von seinem Team fordert. Die Pässe in die Tiefe kamen nicht immer an. Nach dem 0:2 wurden die Kölner mutiger und präziser. Auch deswegen kam der FC zurück und hatte sogar eine kleine Drangphase. „Wenn wir die Jungs in Abschlusssituationen kriegen, dann haben sie ihre Chance“, sagte Baumgart. Vor allem Anthony Modeste wird  in der Regel bei Flanken gesucht – erneut mit Erfolg. Der FC schlägt ligaweit die meisten Flanken aus dem Spiel heraus.

FC Bayern München - 1. FC Köln
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Neben dem geforderten Mut ist es vor allem die Intensität, die den FC aktuell stark macht. „Wichtig für uns ist, dass die Jungs die Wege machen. Und auch wissen, dass es geht. Das System funktioniert nur, wenn alle mitmachen“, wird der Trainer nicht müde zu betonen. Tatsächlich führt der FC zwei Statistiken in der Bundesliga an, die genau diese Stärke untermauern. Knapp 240 Kilometer Distanz hat der FC in den bisherigen beiden Ligaspielen abgespult. Der kommende Gegner kommt als Schlusslicht der Liga auf 212,5 Kilometer. Und der FC absolviert die meisten Intensivläufe. Aktuell sind es 1526, Bayern kommt auf 1496, Bochum – erneut das Schlusslicht – auf 1092. „Wir brauchen eine gewisse Intensität für unser Spiel. Und wenn wir diese Intensität fahren, dann wird es für jeden Gegner sehr, sehr eklig gegen uns zu spielen“, betont Rafael Czichos.

Dass es letztlich für den FC nicht zu einem Punkt gereicht hat, lag zum einen an der individuellen Klasse der Bayern. In diesem Fall Jamal Musiala als Vorbereiter und Serge Gnabry als Doppeltorschütze. Zum anderen lag die Niederlage aber auch an den individuellen Fehlern, die zu Gegentoren führten.

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