Nach 3:1-Erfolg Die Euphorie um den 1. FC Köln und Baumgart wächst weiter

Köln · Einen verdienten Heimsieg, ein kurioses Tor und eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft bekamen die 40 000 Zuschauer beim Duell des 1. FC Köln gegen Greuther Fürth zu sehen. Und einen Trainer, der trotz Aufforderung das Kanzerlamt lieber ruhen lassen will – noch.

Nach 3:1-Erfolg: Die Euphorie um den 1. FC Köln und Baumgart wächst weiter
Foto: dpa/Marius Becker

So richtig entscheiden konnten sich die Protagonisten dann nicht. „Ich weiß nicht, wer das Tor geschossen hat. Wir müssen uns das Video nochmal ansehen“, sagte Ellyes Skhiri nach dem 3:1-Erfolg des 1. FC Köln über Greuther Fürth. Gemeinsam mit Abwehrchef Rafael Czichos hatte der Tunesier den Ball irgendwie zum 2:1 über die Linie gedrückt – mit der Hüfte oder dem Oberschenkel. Czichos klopfte sich unmittelbar nach dem Erfolg bereits siegessicher auf die Brust. So richtig war es auch in diversen TV-Einstellungen nicht zu sehen. Und so witzelten die beiden Spieler über den Treffer noch im Kabinengang. „Eigentlich ist es meine Position, aber Rafa hat mir die Position weggenommen“, sagte Skhiri augenzwinkernd.

Dabei konnten sich die Kölner glücklich schätzen, dass Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck das Tor im Kölner Keller überprüfen ließ. Der entschied wiederum auf Skhiri als finalen Schützen, mit dem Oberschenkel. Aus Kölner Sicht eine gute Entscheidung, denn Czichos hätte im Abseits gestanden. Dann hätte der Tor nicht zählen dürfen. Dennoch: Skhiri traf die salomonische Entscheidung: „Wir haben es zusammen geschossen. Wichtig ist, dass es ein Tor für uns war.“ Ein wichtiges Tor für den FC. Denn in der ersten Halbzeit hatte der FC nicht nur den Rückstand durch Marco Meyerhöfer kassiert, Fürth war im ersten Abschnitt deutlich näher am zweiten Treffer als Köln am Ausgleich. So scheiterte Branimir Hrgota an Timo Horn und Jeremy Dudziak doppelt am Kölner Gehäuse, das zu diesem Zeitpunkt überraschend verlassen erschien. 

Köln tut sich im ersten Abschnitt schwer

Einmal mehr schien sich eine Baumgartsche Weisheit zu bestätigen. Am Mittwoch hatte der Kölner Coach noch gesagt, dass nicht immer die bessere Mannschaft solche Spiele gewinnen würde. Zur Halbzeit führten die Kölner bereits nahezu jede Statistik an. Deutlich mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, viel mehr Pässe, eine höhere Passgenauigkeit. Die Torgefahr, die ging jedoch von Fürth aus. Und so war es nicht verwunderlich, dass Baumgart die Linie entlang stapfte, wild gestikulierend, gegen 40 000 Zuschauer anschreiend, ja sogar zum „Scheibenwischer“ ließ er sich unmittelbar nach Dudziaks Doppelpfostentreffer hinreißen. „Der Trainer hat in der Pause gesagt, dass wir an uns glauben sollen. So wie die ganze Saison eigentlich. Und, dass wir unsere Mentalität weiter auf den Platz bringen müssen“, sagte Czichos. „In der zweiten Halbzeit haben wir dann relativ früh den Druck imens hoch gehalten. Damit hatten die Fürther ihre Probleme.“

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Große Probleme sogar. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel erhöhten die Kölner den Druck, glichen durch Sebastian Andersson nach Vorarbeit von Benno Schmitz aus und gingen durch die Gemeinschaftsproduktion von Czichos und Skhiri sogar in Führung. „Das hat uns in diesem unangenehmen Spiel die Tür geöffnet“, sagte Czichos. Problemlos hätten die Kölner in dieser Phase die Tür noch weiter aufstoßen können. Andersson vergab aus kurzer Distanz, Mark Uth traf mit einer Ecke die Oberkante der Latte und  Ondrej Duda übte fleißig Seitfallzieher mit mäßigem Erfolg. Die Spieler pushten sich gegenseitig. Nach einem gewonnen Zweikampf reckte Florian Kainz die Arme in die Höhe, als habe er den entscheidenden Treffer erzielt, Jorge Meré spendete Applaus.

Nachlässigkeiten in der Defensive

1. FC Köln - Greuther Fürth
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Doch, und das wird Baumgart wieder nicht gefallen haben, schlichen sich zunehmend Fehler ein, die den Gegner unnöttg stark machten. Das Tabellenschlusslicht zog viele Fouls und kam so zu Standardsituationen. „Das darf uns nicht verlieren, weil irgendwann wird es bestraft“, sagte Abwehrchef Czichos. Aber: „Unser Gesicht soll dieses Jahr sein, dass wir niemals aufgeben.“ Das tat Köln nicht, bislang ist aber ein Großteil des Kölner Gesichts Steffen Baumgart. Nicht umsonst feierten die 40 000 Zuschauer ihren Coach und schlugen den Trainer kurzerhand auf die vakante Stelle des Bundeskanzlers vor. „Jetzt kommen wir am besten alle mal wieder runter. Das Kanzleramt muss noch ein bisschen warten“, sagte der Kölner Trainer. „Wir wissen trotz der Punkte, die wir haben, wo wir herkommen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“

Das Ziel dieses Weges lautet Klassenerhalt. Zwölf Punkte hat der FC auf diesem Weg bereits eingesammelt. Und auch wenn der Weg noch lang ist, mit einem dicken Polster in die Länderspielpause zu gehen, ist aus Kölner Sicht sicherlich auch nicht verkehrt.

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