1. FC Köln Drexler kam von Bonn über Dänemark nach Köln

Köln · Der heimatverbundene Dominick Drexler über das Rheinland, den FC und seine neuen Kollegen.

 Pfeilschnell am Ball und reaktionsschnell bei seinen Spielentscheidungen, das sind Merkmale von Dominick Drexler, für die er nach den normalen Trainingsstunden auch Extraeinheiten einlegt.

Pfeilschnell am Ball und reaktionsschnell bei seinen Spielentscheidungen, das sind Merkmale von Dominick Drexler, für die er nach den normalen Trainingsstunden auch Extraeinheiten einlegt.

Herr Drexler, Sie stammen aus Bonn, sind zum 1. FC Köln gewechselt, nicht aber zurück nach Bonn gezogen.

Dominick Drexler: Ich liebe meine Eltern und Geschwister, besuche sie auch mehrmals die Woche, aber es stand für mich nie zur Debatte, dorthin zu ziehen. Wenn man für den FC spielt, sollte man auch in Köln wohnen. Deshalb bin ich hier ins Zentrum gezogen, ans Rheinufer mit Blick auf den Dom. Bonn bleibt aber meine Heimat.

Wie haben Sie die ersten zwei Monate in der Stadt erlebt?

Drexler: Als sehr angenehm, zumal der sportliche Erfolg bisher da war. Und ich wurde gut in der Mannschaft aufgenommen. Das setzt man vielleicht voraus, ist aber nicht in allen Vereinen selbstverständlich.

Warum nicht?

Drexler: Weil im Fußball großer Konkurrenzkampf herrscht. Es hängt viel von den Charakteren in einer Mannschaft ab, wie man aufgenommen wird. Hier ging es sehr schnell und unkompliziert. Vielleicht hat das auch mit der kölschen Mentalität zu tun.

Das Verständnis stimmt also. Wie sieht es auf dem Platz aus?

Drexler: Wir versuchen das dominante Ballbesitzspiel, was der Trainer in Kiel spielen ließ, auch hier umzusetzen. Natürlich müssen wir uns noch besser finden. In Kiel hatten wir es nach einem halben Jahr gut einstudiert, am Ende der zwei Jahre unter Markus Anfang sehr weit perfektioniert. Das braucht also etwas Zeit, wenngleich nicht so lange. Denn die individuelle Qualität der einzelnen Spieler ist hier schon wesentlich höher.

Macht es die individuelle Klasse einfacher, das Spielsystem schneller zu verinnerlichen?

Drexler: Eins vorweg: Hier beim FC herrscht eine für die Zweite Liga unfassbar hohe Spielqualität. Für das Erlernen des Systems ist es natürlich von Vorteil, wenn man technisch und individuell gut ausgebildete Spieler hat. Andererseits ist das System nicht darauf ausgelegt, dass ein Spieler glänzt. Vielmehr geht es darum, dass die Spieler auf ihrer Position bestimmte Stärken einbringen und auf dem Platz eine gute Hierarchie zu haben. Jeder muss wissen, was er zu tun hat.

In wieweit haben Sie sich im Spiel der neuen Mannschaft integriert?

Drexler: Das ist ein fließender Prozess. Ich bin noch längst nicht auf dem Niveau, auf das ich möchte. Aber sein eigenes Ego muss man erst mal hintan stellen. In Kiel hatte ich manchmal 80 Ballkontakte. Aber das ist nicht der Maßstab. Hier ist es vielleicht förderlicher, wenn ich nur fünfzig habe, dafür aber andere Dinge einbringe. Meine Aufgabe ist es, tödliche Bälle zu spielen, die letzten oder vorletzten Pässe vor dem Torschuss.

Warum haben Sie vorhin nach dem Training noch eine Extraschicht eingelegt?

Drexler: Das waren Reaktionsübungen, dabei ging es um das Annehmen und Weiterspielen des Balls auf engstem Raum. Das ist mir im Training nicht so geglückt. Deshalb habe ich es gemacht. Man kann sich in allem noch verbessern.

Vor allem in den von Ihnen schon genannten Kleinigkeiten.

Drexler: Ja. Es geht beispielsweise darum, wie exakt man den Ball spielt, damit er dem Mitspieler nicht wegspringt. Gelingt das, kann der ihn besser verwerten. Dadurch wiederum wird unser Spiel schneller und für den Gegner schwerer zu verteidigen.

Ihr Wechsel zum FC war etwas kurios, weil Sie zuvor für etwa vier Wochen beim dänischen Meister FC Midtjylland unter Vertrag standen.

Drexler: Das Interesse der Dänen bestand sehr früh dieses Jahres. Ende Februar habe ich mit gutem Gewissen einen langfristigen Vertrag unterschrieben, den ich von anderen Clubs, beispielsweise aus der Bundesliga, zu dem Zeitpunkt nicht angeboten bekommen hatte. Um in Kiel nicht für Unruhe innerhalb unserer Mannschaft zu sorgen, blieb es zunächst geheim. Bis Mai kamen dann allerdings viele andere interessante Angebote dazu. Als publik wurde, dass ich mit einem Club aus der Bundesliga spreche, hat sich Markus Anfang bei mir gemeldet und gefragt, ob das stimmt. Der Rest der Geschichte ist bekannt (lacht), dann ging alles ganz schnell.

Was macht es für Sie aus, nach acht Jahren wieder in der Heimat zu spielen?

Drexler: Es hat zwei Komponenten. Wenn man im Rheinland als Fußballer aufgewachsen ist, hat man den 1. FC Köln vor der Nase – vor allem als Bonner. Die besitzen keine Rivalität zu Köln und sind totale FC-Fans. Sie mögen den Club. So war es auch bei mir. Dann ist es natürlich unheimlich reizvoll, bei einem Club zu spielen, der selbst in der Zweiten Liga 50 000 Zuschauer im Stadion hat. Das Zweite ist, dass ich ein Familienmensch bin. Bis auf meine Schwester, die nach ihrem Studium zum Arbeiten weg ist und inzwischen bei der TSG Hoffenheim arbeitet, ist meine ganze Familie in Bonn zu Hause. Es ist schön, die Menschen, die man liebt und die ich die vergangenen acht Jahre weniger gesehen habe, weil ich weiter entfernt gespielt habe, alle paar Tage besuchen zu können. Diese Kombination ist unbezahlbar.

Gibt es noch Verbindungen zum Bonner SC, bei dem Sie in der Jugend einige Jahre spielten?

Drexler: Die werden jetzt wieder aktiviert. Vor einigen Tagen rief mich beispielsweise mein damaliger C-Jugend-Trainer an. Zu einem Kumpel, mit dem ich später drei Jahre lang fast täglich zu Bayer Leverkusen gefahren bin, habe ich auch noch Kontakt. Und wenn ich auf dem Brüser Berg bei meinen Eltern bin und eine Laufrunde drehe, treffe ich immer wieder Leute von früher. Da habe ich beim 1. SF Brüser Berg mit dem Fußballspielen begonnen. Das ist eine schöne Sache, das ist für mich ein Stück Heimat.

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