Personalie FC-Spieler Marius Wolf: Vom Leihspieler zum Leitwolf

Köln · Innerhalb weniger Monate ist Marius Wolf beim FC zu einem Leistungsträger geworden. Zurzeit befindet sich der Außenspieler in einem Formtief, aus dem er sich selbst wieder rausholen möchte.

 Marius Wolf (l.) und der 1. FC Köln durchleben aktuell jeweils eine schwierige Phase.

Marius Wolf (l.) und der 1. FC Köln durchleben aktuell jeweils eine schwierige Phase.

Foto: dpa/Marius Becker

Er liebt schnelle Sportwagen, trägt schillernde Brillis an den Ohren, die Haare sind ab und an zu Rastas geflochten – Marius Wolf mag es aufzufallen. Nicht nur abseits des Fußballs. Der Rechtsaußen ist auch auf dem Platz einer der herausragenden Kölner Akteure. Wolf ist in dieser Spielzeit der auffälligste Neuzugang der Geißböcke.

Am vergangenen Samstag stand Wolf allerdings symptomatisch für die bittere 1:2-Niederlage gegen Union Berlin. „Ich habe mit dem Elfmeter und dem Fehler vor dem zweiten Gegentor sicherlich nicht meinen besten Tag erwischt“, gibt Wolf selbstkritisch zu. Seit seiner Bänderverletzung im Pokal gegen Jahn Regensburg kommt der 25-Jährige nicht mehr richtig in Tritt.

„Dass es nach meiner Verletzung für mich nicht rund gelaufen ist, weiß ich selber gut einzuschätzen. Auch dass die letzten Spiele von mir absolut nicht meinem eigenen Ansprüchen genügen.“ Doch die Ursache für das Formtief in der Verletzung zu suchen, wäre für Marius Wolf zu einfach. „Wenn ich sage, dass ich spielen kann, dann muss ich auch gut spielen. Ich bin in einem kleinen Loch, aus dem ich mich selbst rausziehen muss. Das gehört auch dazu.“

Als Offensivkraft ist Wolf im Oktober nach Köln gekommen, auch um die Verletzung von Florian Kainz zu kompensieren. In drei Viertel seiner FC-Spiele agierte der gebürtige Coburger jedoch als Außenverteidiger. „Natürlich komme ich eigentlich aus der Offensive. Aber ich habe die Position ja auch in Frankfurt oder Dortmund gespielt“, sagt Wolf. „Ich hatte als Rechtsverteidiger auch schon sehr gute Spiele. Das hat nichts mit der Position zu tun.“ Die Abstellung deckt aber schonungslos eine der größten Kölner Baustellen auf. Wolfs Einsätze auf dieser Position sind zumindest kein Vertrauensbeweis für die etatmäßigen Außenverteidiger Kingsley Ehizibue und Benno Schmitz.

Wolf trifft auf seinen Ex-Club

Trotz der Formschwäche wird Wolf auch weiterhin das Vertrauen seines Trainers genießen. Auch am Samstag gegen Borussia Dortmund. Ausgerechnet Borussia Dortmund. Im Hinspiel war Wolf an beiden Kölner Treffern beteiligt, außerdem steht er beim BVB unter Vertrag. „Gegen die Ex-Clubs ist es natürlich immer etwas Besonderes. Ich will am Samstag mit dem 1. FC Köln gewinnen. Zurzeit mache ich meinen Job für diesen Verein“, sagt Wolf. „Aber dass ich den Rest der Saison auch zu Dortmund halte, ist auch klar.“ Schließlich geht es für den BVB und somit auch für Wolf bei einer möglichen Rückkehr um nichts anderes als die Champions League.

Der 25-Jährige weiß um die schwere Aufgabe am Samstag, aber auch um die Bedeutung des Spiels. Und er glaubt an die minimale Chance gegen den Top-Favoriten. „Ich denke, im Hinspiel haben wir zu 100 Prozent das umgesetzt, was wir uns eigentlich vorgenommen haben. Natürlich hat da einfach alles gepasst“, sagt der Rechtsaußen. „Wir müssen zu 100 Prozent den Kampf annehmen. Wir haben gesehen, dass gegen Dortmund etwas möglich ist.“

Nur sprechen die jüngsten Leistungen nicht für eine weitere Überraschung gegen den BVB. Eine Überraschung, die Trainer Markus Gisdol den Job retten könnte. Der Coach ist nach der jüngsten Negativserie von nur einem Zähler aus fünf Spielen einmal mehr angezählt. FC-Sportdirektor Horst Heldt vermied es mehrfach, dem Trainer das Vertrauen über das Dortmund-Spiel hinaus auszusprechen. „Wir gehen das Spiel an, wie jedes andere auch. Natürlich wird viel geschrieben. Aber darauf sollten wir uns nicht konzentrieren“, so Wolf. „Wir werden versuchen, uns zu 100 Prozent reinzuwerfen und das Spiel anzunehmen.“

Kehrt Wolf im Sommer nach Dortmund zurück?

Wolf ist der Prototyp dieser Tugend, gilt als besonders mentalitätsstark. Trotz seiner erst 25 Jahre avancierte die Dortmunder Leihgabe in Köln zum Leitwolf neben Routiniers wie Jonas Hector oder Timo Horn. Wolf reibt sich in jedem Spiel auf, gibt alles für das Team. „Köln war für mich einfach der nächste Schritt, um in so eine Rolle hineinzuwachsen“, sagt Wolf. „Wir haben eine extrem junge Mannschaft, in der ich zu den erfahrenen Spielern gehöre. Insofern sehe ich das als meine Aufgabe an.“

Die junge Mannschaft kann auf die Erfahrung des Franken zählen. Nach Stationen bei 1860 München und Hannover 96 wechselte er 2017 zu Eintracht Frankfurt und gewann 2018 mit den Hessen den DFB-Pokal. Im Mai 2018 gab Borussia Dortmund die Verpflichtung des Außenspielers bekannt. Doch beim BVB konnte sich Wolf nicht durchsetzen, wurde zunächst an die Hertha aus Berlin ausgeliehen und im Oktober 2020 an den FC. Bei den Kölnern gehört er zu den absuloten Leistungsträgern. 

Dem Vernehmen nach verdient der Außenspieler in Dortmund nicht schlecht, der FC verfügt offenbar über keine Kaufoption. Eine Weiterbeschäftigung über die Saison hinaus können die Geißböcke also vermutlich nicht stemmen. Somit bleibt das Kölner Gastspiel wohl ein kurzes. „Die Situation ist brenzlig genug. Ich bin mit dem Kopf zu 100 Prozent hier“, sagt Wolf. „Wo meine Reise im Sommer dann hingeht, wird man sehen.“ Bis dahin hat Wolf noch genug Zeit, in Köln aufzufallen.

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