1. FC Köln FC-Trainer Stöger degradiert Athletikcoach Yann-Benjamin Kugel
Köln · Zwischenmenschlich kriselt es beim FC Köln: Peter Stöger, Cheftrainer des 1. FC Köln, versetzt Athletikcoach Yann-Benjamin Kugel. Grund soll mangelndes Vertrauen sein.
Als der 1. FC Köln in der Vorsaison erfolgreichen Fußball spielte, wurde stets darauf hingewiesen, dass das in hohem Maße auch darauf zurückzuführen sei, dass man an einem Strang ziehe, sich als Einheit präsentiere. Damit ist es vorbei. Einhergehend mit der Erfolglosigkeit in der Bundesliga bröckelt die Gemeinschaft. Bezeichnend dafür ist die Versetzung von Yann-Benjamin Kugel. Auf Veranlassung von FC-Cheftrainer Peter Stöger muss sich der Athletiktrainer fortan um die verletzten Spieler kümmern – statt um die Fitness der gesunden Akteure.
Als Grund für diesen drastischen Schritt nannte der FC-Trainer zwischenmenschliche Probleme. Von mangelndem Vertrauen war die Rede, von atmosphärischen Störungen. Fachlich habe es von ihm keine Vorwürfe gegeben. Es seien andere Dinge, die er nicht zuletzt als eine Folge der sportlichen Krise bezeichnete. Und irgendwann müsse man handeln.
Als der Wiener am Mittwoch zu dem Vorgang um Kugel befragt wurde, sagte er nur: „Er bleibt bis auf weiteres drinnen. Ich weiß nicht, ob er sich aktuell um unsere Verletzten kümmert. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.“
Wie lange es bereits zwischen dem anerkannten Fitness-Fachmann und dem Trainer sowie dessen Assistenten Manfred Schmid und Alexander Bade kriselt, ist schwer zu sagen.
Seit einem Jahr extreme Zunahme von Muskel- und Bänderverletzungen
Als vor fünf Wochen Sportchef Jörg Schmadtke beim FC die Brocken hingeworfen hatte, schien die Welt zwischen dem Athletiktrainer und seinen Kollegen in Ordnung zu sein. Auf die Frage, wer bei den Spielen künftig den Platz von Schmadtke auf der Spieler- und Trainerbank einnehme, meinte Stöger lachend: „Benny wird um einen Platz aufrücken.“ So war es dann auch. Doch mit der Symbolik war es nicht weit her, wie sich jetzt zeigt.
Kein Grund für das verlorengegangene Vertrauen gegenüber dem Mitarbeiter sei die Verletztenmisere des FC gewesen, so Stöger. Vor gut einem Jahr hatte die extreme Zunahme von Muskel- und Bänderverletzungen eingesetzt. Damals hinterfragten die Verantwortlichen alle in Frage kommenden Möglichkeiten, vor allem das Training, den damals neuen Hybridrasen (Natur- und Kunststoffrasen) – und eben auch das Fitnesstraining. Am Ende stellte man – wie heute immer noch – fest, keine Ursache für den Anstieg an Verletzungen gefunden zu haben.
In den drei Jahren zuvor war das Athletiktraining des 37-Jährigen, dem Stöger mehr Zeit einräumte als früher, immer wieder als Mitgrund für die starke Physis und die Gesundheit der Kölner Spieler angeführt worden. 2008 hatte Werder Bremen Kugel verpflichtet, weil es bei Werder in der vorangegangenen Saison auffällig viele Muskelverletzungen gegeben hatte. Ex-Nationalspieler Aaron Hunt hatte damals nach der Arbeit mit dem Fitnesstrainer gesagt: „Ich fühle mich wieder richtig fit und frisch.“
Vor gut drei Wochen, im Vorfeld des Länderspiels der deutschen Auswahl gegen Frankreich in Köln, stellten Kugel und sein Kollege Nicklas Dietrich ihr gemeinsam herausgebrachtes Buch „Fit wie die Mannschaft“ vor. Beide betreuen seit Jahren die deutsche Elf. Zu dem 256 Seiten starken Buch mit über 400 Abbildungen von Fitnessübungen, für die auch der seit zweieinhalb Monaten verletzte FC-Nationalspieler Jonas Hector Model stand, hieß es von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): „Seit Jahren zählt die Mannschaft zur absoluten Weltspitze. Auch dank eines fußballspezifischen Athletik- und Fitnesskonzepts, das der DFB konsequent von der A-Nationalmannschaft bis in seine Nachwuchsmannschaften einsetzt.“
Marcel Abanoz bleibt Rehabilitations-Trainer
2014 war Kugel nach dem Bundesligaaufstieg mit dem 1. FC Köln gleich weiter zur Nationalmannschaft gereist, um sie zunächst auf das WM-Turnier in Brasilien vorzubereiten und dann vor Ort bis zum Titelgewinn zu begleiten.
Wie es für den anerkannten Fachmann weitergeht, ist offen. So lange Stöger beim 1. FC Köln im Amt ist, wird es wohl kein Zurück auf den Trainingsplatz und die Aufwärmzone am Spielfeldrand für den gebürtigen Troisdorfer geben, der mit seiner Familie in Köln-Sürth lebt.
Kugels Aufgabenbereich wird nun vom dreiköpfigen Trainerteam übernommen – nicht von Marcel Abanoz. Der bleibt als Rehabilitations-Trainer weiter für verletzte Spieler zuständig. Um die soll sich nun zusätzlich Kugel kümmern.
Ob dessen zum Saisonende auslaufender Vertrag verlängert wird, ist ungewiss. Wollte man ihn weiter an den FC binden, hätte das bereits erfolgen können. Wahrscheinlich will man warten, wie der neue Sportchef plant. Dessen Verpflichtung aber steht auch weiterhin in den Sternen.