Vom Top-Talent zum Bankdrücker FC-Verteidiger Jorge Meré befindet sich am Scheideweg

Köln · Gekommen war er als internationales Top-Talent, aktuell ist er eher Bankdrücker: Jorge Meré kam in dieser Saison beim FC nur selten über die Reservistenrolle hinaus. Möglicherweise erhält er nun eine neue Chance.

Vom Top-Talent zum Bankdrücker: FC-Verteidiger Jorge Meré befindet sich am Scheideweg
Foto: dpa/Marius Becker

Sein Transfer galt als echter Coup: Schon als 18 Jähriger war er Stammspieler in der spanischen La Liga, dann U19-Europameister und Kapitän der spanischen U21-Nationalmannschaft. Mit Jorge Meré wechselte im Sommer 2017 ein internationales Top-Talent an den Rhein. Der damalige Sportvorstand Jörg Schmadtke dürfte der vielen Lobeshymnen wegen fast schon wieder überdrüssig geworden sein, so sehr begeisterte der Transfer das Kölner Umfeld. Der Wechsel des talentierten Innenverteidigers galt als Meisterzug. Der junge Meré aus Gijón, später auch U21-Europameister, galt in seinem Heimatland schon als potentielles Transferziel der Champions-League-Teilnehmer. 

Doch für den 1,82-Meter großen Innenverteidiger ging es mit seinem Transfer zum FC erstmal in die Europa League. „Der FC ist ein Verein, bei dem man sich als junger Spieler sehr gut entwickeln kann. Es gab viele Gerüchte, aber mein Ziel war es immer, zum 1. FC Köln zu wechseln“, sagte der damals 20-jährige Meré bei seiner Ankunft. 

 Meré kommt auf 93 Einsätze für den FC

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Foto: dpa/Marius Becker

Vier Jahre sind vergangen. Die Europa-League-Teilnahme war einmalig. Neben drei internationalen Einsätzen kommt Meré für den FC vor dem ersten Rückrundenspiel nach der Winterpause bislang auf insgesamt 93 Einsätze in Liga und Pokal – davon auch 26 Einsätze in der 2. Fußball Bundesliga. In seiner Zeit beim FC fasste der Innenverteidiger nie richtig Fuß. Nur während der Saison im Unterhaus konnte sich der Spanier festspielen. 

 Bis am 31. Januar das Transferfenster schließt, gilt das einstige Top-Talent als Wechselkandidat. Nachdem schon im Sommer unklar war, ob der Innenverteidiger in Köln bleiben würde, reichte es in der aktuellen Saison bislang nur für fünf Startelf-Einsätze. „Auf Jorge können wir uns verlassen“, hatte Trainer Steffen Baumgart Anfang der Woche gesagt, in den Planungen des Coches schien der einstige 7-Millionen-Transfer zuletzt jedoch keine große Rolle mehr zu spielen. Dabei sah es zum Saisonstart noch ganz anders aus. 

 Meré auf einmal außen vor

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In den ersten acht Spielen stand Meré 485 Minuten von möglichen 720 auf dem Platz. Davon spielte er drei Spiele über die volle Distanz. Nach der 0:5-Klatsche gegen die TSG 1899 Hoffenheim (8. Spieltag) spielt der Innenverteidiger jedoch keine Rolle mehr. Dabei dürften sich im ersten Moment vor allem die Perfektionisten über seine damalige Spielstatistik freuen. Mit 100 Prozent entschied Meré alle Zweikämpfe gegen die TSG für sich. Diese Statistik gewinnt jedoch erst mit der Zahl an Zweikämpfen an Aussagekraft. Denn der Rechtsfuß führte während seiner Einsatzzeit gerade einmal zwei Zweikämpfe. 

Meré war überfordert, rannte nur hinterher und war damit das Sinnbild der Kölner Chancenlosigkeit. Nach 56 Minute hatte Baumgart genug gesehen. Luca Kilian kam für den Spanier in die Partie. Seitdem sitzt der Innenverteidiger auf der Bank und spielte in den folgenden neun Spielen nur noch drei Minuten. Gegen den FC Augsburg wechselte Baumgart seinen degradierten Innenverteidiger für ebendiese drei Minuten ein. Es stand bereits 0:2 für die Augsburger. Noch auf dem Platz hob Meré drei Finger in Richtung Baumgart. Dass er seinen Innenverteidiger nur für drei Minuten auf den Platz geschickt hat, dürfte dem Trainer schon vor dieser Geste bewusst gewesen sein. 

 Es droht weiterhin die Reservisten-Rolle

Fest steht, dass die Klatsche gegen Hoffenheim eine Zeitenwende für den jungen Spanier gewesen ist. Seitdem setzte Trainer Baumgart auf der Position neben Abwehrchef Rafael Czichos auf die jungen Timo Hübers und Luca Kilian. Gerade Kilian spielte seitdem sechsmal von Beginn. Vor der Winterpause kam dann Hübers mehr zum Zug. Doch als Ende der vergangenen Woche klar wurde, dass Czichos die Kölner unverzüglich in die amerikanische MLS verlassen wird, könnte sich die Situation wieder geändert haben. Auch wenn bislang kein Angebot für Meré auf dem Tisch gelegen hat, dürfte ein Wechsel des Spaniers damit wieder unwahrscheinlicher geworden sein. 

Sollte bis Ende des Monats kein Ersatz für den abgewanderten Czichos gefunden werden, sollte die Situation aus Vereinssicht daher klar sein. Luca Kilian und Timo Hübers scheinen nach dem Czichos-Abgang die Nase vorn zu haben. Meré wird sich in den kommenden Wochen extrem reinhängen müssen. Ansonsten bleibt für den einstigen Schmadtke-Coup, der noch Vertrag bis 2023 hat, auch in der Rückrunde nur der Platz auf der Bank.

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