Fußball-Bundesliga 1. FC Köln trennt sich unentschieden vom FSV Mainz 05

Köln · Beim 1. FC Köln hatte man sich nach dem Sieg gegen Augsburg vorgenommen, einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt zu machen. Dies trat im Spiel gegen den FSV Mainz 05 nur teilweise ein.

 Der FC zeigte gegen den FSV Mainz 05 Kampfeswillen. Am Ende trennten sich die Mannschaften aber im Unentschieden.

Der FC zeigte gegen den FSV Mainz 05 Kampfeswillen. Am Ende trennten sich die Mannschaften aber im Unentschieden.

Foto: dpa/Marius Becker

Zu gerne nur hätten sie in Müngersdorf am Samstagnachmittag gesungen und gelacht, so wie es seit jeher auch fest verankert ist im Mainzer Karnevalskalender. Beim 1. FC Köln hatte man sich vorgenommen, die sportliche Fastenzeit nach dem Sieg zuletzt in Augsburg endgültig in der Karnevalskiste zu verstauen und einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt zu machen. Köln wie es singt und lacht – das trat zumindest teilweise ein. Das „Trömmelche“, der musikalische Begleiter aller FC-Treffer auf eigenem Terrain, schlug allerdings nur ein Mal.

Das reichte den Kölnern immerhin, um im Duell der Karnevalsvereine gegen den FSV Mainz 05 beim 1:1 (0:1) einen Punkt zu ergattern. Es war einer, den sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart dank einer deutlichen Leistungssteigerung und einer guten zweiten Hälfte verdient hatte. Damit holte der FC aus zuletzt drei Spielen ohne Niederlage fünf Punkte und hat tatsächlich einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht – es war zwar kein großer, zumindest aber ein kleiner. „Am Ende“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller, der die ersten „23 Minute“ bemängelte, „waren es zwei verlorene Punkte.“

Baumgart hatte keine Veranlassung gesehen, seine in Augsburg erfolgreiche Elf zu modifizieren. Lediglich in der defensiven Mittelfeldzentrale hatte er Bedarf an einer Neuerung, da in Ellyes Skhiri der Kölner Dauerbrenner und -renner gelbgesperrt aussetzen musste. Für ihn übernahm Dejan Ljubicic an der Seite Eric Martels den Part auf der Doppelsechs.

Zu Beginn jedoch hatte das Kölner Spiel in der bewährten Formation eine Ausstrahlung wie Karneval zu Pandemie-Zeiten. Es fehlte der Esprit und die nach dem Augsburg-Sieg herbeigewünschte Leichtigkeit. In der Offensive zeigte das Baumgart-Team lange kaum Präsenz, wohl auch in dem Wissen, dass die Mainzer seit acht Spielen in Köln nicht mehr verloren hatten. Und vor allem stand da im Sturmzentrum der Gäste ein Leuchtturm, der Gefahr ausstrahlte: Ludovic Ajorque, ein Hüne von 1,96 Metern Länge. Der im Winter für sechs Millionen Euro verpflichtete Franzose war immer wieder Zielspieler der Mainzer, das insgesamt überzeugende Kölner Abwehrduo Timo Hübers und Jeff Chabot hatte intensive Arbeit zu verrichten.

Auf der anderen Seite sollte Davie Selke in vorderster Front das FC-Spiel bereichern. Über lange Bällen auf den Ex-Herthaner wollte der FC Gefahr erzeugen, doch die übrigen Kölner verweigerten zunächst die Unterstützung, zu langsam rückten sie nach. Und just als Selke, wegen einer blutenden Wunde am Kopf mit einem Dieter-Hoeneß-Gedächtnis-Turban versehen, das Spielfeld wieder betrat, flankte Kapitän Silvan Widmer versiert und scharf in die Mitte, wo Ajorque lauerte. Und der Torjäger hatte wenig Mühe, seinen bereits fünften Treffer für die 05 zu erzielen (17.). Die Kölner wirkten verunsichert nach diesem Wirkungstreffer der robusten Gäste, Torhüter Marvin Schwäbe leistete sich einen Pass in die Füße von Leandro Barreiro, doch der vertändelte den Ball im Mittelfeld. Die Kölner hatten weiterhin große Schwierigkeiten, ein Schlupfloch in der kompakten Mittelfeld-Viererkette der Gäste um den Ex-Leverkusener Dominik Kohr zu finden. Erst nach 25 Minuten fand die Baumgart-Elf zurück ins Spiel – über Einsatz und gewonnene Zweikämpfe. Einen ersten sanften Schuss aufs Mainzer Tor gab Linton Maina ab nach fast 25 Minuten, doch Mainz-Schlussmann Robin Zentner pflügte ihn ebenso sanft aus der Luft. Ein Warnschüsschen für das Gäste-Team von Trainer Bo Svensson. Maina war es auch, der nun immer wieder seinen Turbo zündete und die Mainzer Abwehr beschäftigte. Über seine Autobahn und die linke Spur entwickelte sich ein Angriff, den Martel beinahe mit seinem zweiten Saisontreffer veredelt hätte. Doch sein Schuss zischte über die Latte (35.). Der FC verlagerte das Spiel mehr und mehr in die Mainzer Hälfte, kam zu weiteren Angriffen und Chancen.

So kam dann auch auf der rechten Seite keine Langeweile auf. Ljubicic zog den Ball in die Mitte, doch Mainas Abschluss: zu harmlos (43.). Die Kölner aber hatten nun erkannt, dass auch die kompakten Mainzer über die Flügel in Gefahr zu bringen waren. Erneut über rechts entwickelte sich ein Angriff, der zu einer Ecke führte. Eine Aufgabe für Kainz - auch gegen Mainz -, der Ball landete auf Selkes Kopf und von dort hinter dem Tor (44.). Nun waren die Kölner hellwach, was sie auch nach der Pause demonstrierten. Sie wollten das „Trömmelche“ hören, den Ausgleich. Erhöhten den Druck auf das Mainzer Tor, die zunächst standhielten. Dann aber zeigte der FC, dass auch spielerisch einiges in ihm steckt. Kainz leitete einen Angriff über links ein, fand Ljubicic, der einen eleganten Doppelpass mit Jonas Hector im Strafraum spielte, um dann den Ball aus zwölf Metern mit der Präzision eines Schweizer Uhrmachers ins rechte untere Eck zu platzieren (51.). Damit beendete der Skhiri-Ersatz nach drei Heimspielen ohne Tor diesen Bann. Nicht nur wegen seines Treffers überzeugte der Österreicher und zeigte, dass er nach langer Verletzungspause wieder auf hohem Niveau unterwegs ist. Natürlich, über seinen ersten Treffer seit Oktober freute er sich, sein Torjubel fiel dementsprechend euphorisch aus. „Ja“, sollte der Torschütze später sagen, „das war so.“

Die Kölner hielten die Intensität hoch, allein dem letzten Zuspiel fehlte es an Präzision. Es entwickelte sich zwar keine spielerisch hochklassige Partie, aber eine, die hohen kämpferischen Ansprüchen genügte. Die Gastgeber aber waren das gefährlichere Team, erhöhten den Druck. So verzog Kainz einen Volleyschuss knapp (63.). Dann sprangen die Kölner Fans auf, zum Jubeln bereit. Der pfeilschnelle Maina war nach einem Mainzer Fehler durchgebrochen, frei vor Zentner konnte er sich die Ecke aussuchen, doch er entschied sich, den Ball am linken Pfosten vorbeizuschieben (69.). Wieder kein Treffer, also versuchte es Baumgart mit der obligatorischen Hereinnahme von Steffen Tigges für Selke, der zwar viel investiert hatte, aber erneut ohne wirkungsvolle Aktion blieb. Angefeuert von den Fans, sahen die FC-Profis keine Veranlassung, sich mit dem Punkt zufrieden zu geben. So bot eine Überzahlsituation bei einem Konter die nächste Chance, doch der Schuss des eingewechselten Jan Thielmann war zu harmlos und eine leichte Beute Zentners (79.). Dass auch die Gäste die Bemühungen, einen Treffer zu erzielen, nicht eingestellt hatten, zeigte dann Lee. Seine Flanke erreichte den Kopf Barreiros, doch dessen Kopfball nicht das Ziel (84). Keine Mannschaft gab sich zufrieden mit dem Remis. Aber es blieb dabei. Am Ende gab es gellende Pfiffe und Schieber-Rufe gegen Schiedsrichter Benjamin Cortus, der viele Aktionen aus Sicht der Kölner falsch bewertete. Und aufmunternden Applaus von den Rängen für die eigene Mannschaft. „Die ersten 20 Minuten waren nicht gut“, sagte Ljubicic in den Katakomben des Kölner Stadions, „dann haben wir mehr Zweikämpfe gewonnen und uns zurückgekämpft. Wir waren dann die bessere Mannschaft.“

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