Anthony Modeste und der 1. FC Köln Geißbockheim statt China

KÖLN · Der 1. FC Köln erklärt die Verhandlungen mit Tianjin über einen Transfer von Anthony Modeste für gescheitert. Aktuell liegt dem FC kein weiteres Angebot für den Stürmer vor.

 Verspekuliert: Anthony Modeste kann nicht in die chinesische Super League wechseln. (Foto: dpa)

Verspekuliert: Anthony Modeste kann nicht in die chinesische Super League wechseln. (Foto: dpa)

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Um 13.45 Uhr war der 1. FC Köln am Mittwoch mit seiner Geduld am Ende. Der Fußball-Bundesligist ließ eine knappe Pressemitteilung vom Stapel und erklärte den Wechsel von Anthony Modeste zu Tianjin Quanjian für geplatzt. Keine Rekordablöse in Höhe von kolportierten 40 Millionen Euro für den FC, keine zehn Millionen Euro jährliches Gehalt für den französischen Torjäger, der sich mit dem chinesischen Erstligisten bereits auf einen Vertrag über dreieinhalb Jahre geeinigt haben soll. Stattdessen wird Modeste am Sonntag wie alle anderen FC-Profis seinen Urlaub beenden und am Montag zum Trainingsauftakt am Geißbockheim erscheinen. Sein erst im Sommer verlängerter Vertrag läuft bis 30. Juni 2021.

„Anthony Modeste wird nicht zu Tianjin Quanjian wechseln, nachdem keine Einigung aller Parteien für einen möglichen Transfer erzielt wurde. Zwischen den Clubs war darüber hinaus keine den Verbandsstatuten entsprechende Einigung möglich. Der 1. FC Köln hat die Verhandlungen daher am Mittwoch abgebrochen“, erklärte der Fußball-Bundesligist. Eine Mitteilung, die Raum für Spekulationen lässt. Vor allem hinter dem Wort „Verbandsstatuten“ könnte der Grund für den geplatzten Deal stecken. Nach der Neuregelung der Transfer-Statuten des Chinesischen Fußballverbandes (siehe Infokasten) ist offenbar die Zahlungsfähigkeit von Tianjin nicht mehr gesichert.

Oder anders gesagt: In der Klärung der Details der Zahlungsmodalitäten für die Ablösesumme gibt es keine abschließende Einigung zwischen dem FC und dem Aufsteiger aus der chinesischen Super League. Zumal Tianjin Quajian wieder starkes Interesse an einer Verpflichtung von Bundesliga-Toschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang zeigt. Laut „Bild“ sollen sich die Chinesen auch mit dem Stürmer von Borussia Dortmund über einen Wechsel einig sein. Man darf gespannt sein, wie die Verhandlungen mit dem BVB verlaufen. „Irgendwann muss man auch mal einen Schlussstrich ziehen“, erklärte FC-Finanzchef Alexander Wehrle. Eine Aussage, die darauf schließen lässt, dass die Kölner Geschäftsführung nach fast zwei Wochen Verhandlungen die Faxen dicke hatte. Und zwar auch endgültig: „Ich sehe nach den bislang geführten Verhandlungen aktuell keine Tür mehr, die sich da öffnen könnte. Es gibt keine Verhandlungen, Schluss, aus“, erklärte FC-Manager Jörg Schmadtke auf Anfrage der Rundschau. Zumal auch die Provisions-Forderungen der Modeste-Berater Schmadtke nicht geschmeckt haben dürften

Keine große Rolle hat wohl der Ausflug von Anthony Modeste nach China und ein vermeintlich absolvierter Medizincheck des 29-Jährigen bei Tianjin gespielt. „Der Spieler hat Urlaub. Da kann er hinfliegen, wo er will“, zeigte Schmadtke demonstratives Desinteresse. Der Sportchef hat auch keinen Kontakt zu seinem Spieler aufgenommen, um ihn von der Entscheidung des geplatzten Transfers zu unterrichten: „Ich muss ihn deshalb ja nicht anrufen.“

Ein Verkauf von Modeste, der seinen Wechsel nach China persönlich vorangetrieben hatte, ist mit dem geplatzten Transfer nach Tianjin aber noch nicht endgültig vom Tisch. Die Transferperiode in Deutschland beginnt am 1. Juli und endet am 31. August. Aktuell liegt dem FC aber kein weiteres Angebot für den Stürmer vor, der die Kölner in der vergangenen Saison mit 25 Treffern in die Europa League geschossen hatte.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie der 1. FC Köln mit einem schmollenden Spieler umgeht, der unbedingt wechseln wollte und der mit einem Vertrag bis 2021 zu den Topverdienern im Kader der Geißböcke gehört. Zumal Schmadtke und Wehrle bereits im Winter einem Wechsel ihres Torjägers nach China einen Riegel vorgeschoben hatten. Im Februar hatte Tianjin sogar 55 Millionen Euro geboten.

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