Analyse zum Freiburg-Spiel Haben Eigentor und Platzverweis den 1. FC Köln wirklich den Sieg gekostet?

Analyse | Köln · Zwei Szenen bleiben aus dem Spiel des FC gegen den SC Freiburg hängen. Das Eigentor von Rafael Czichos und die Gelb-Rote Karte von Florian Kainz. Doch waren die beiden Aktionen wirklich ausschlaggebend?

Analyse zum Freiburg-Spiel: Haben Eigentor und Platzverweis den 1. FC Köln wirklich den Sieg gekostet?
Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Die Gelb-Rote Karte von Florian Kainz, das Eigentor von Rafael Czichos unmittelbar vor Spielende – zwei Situationen, die maßgeblichen Anteil am 1:1-Unentschieden der Kölner beim SC Freiburg hatten. Situationen, über die im Nachhinein diskutiert wurde.

Kann man Czichos, der bereits sein zweites Eigentor gegen den SC Freiburg erzielte, einen Vorwurf machen? „Natürlich ärgern wir uns, dass das Tor zum Ende gefallen ist“, gab FC-Trainer Steffen Baumgart zu. Aber: „Das sind Aktionen, die gehören als Innenverteidiger dazu. Hältst du den Fuß zwei Zentimeter höher, blockst du den Ball. Da brauche ich ihn nicht aufbauen.“ Czichos rutschte der Ball über den Spann, unhaltbar für Timo Horn. „Er hat ein gutes Spiel gemacht“, lobte Baumgart den Innenverteidiger zu Recht. Der 31-Jährige gewann fast 70 Prozent seiner Zweikämpfe, nur Ellyes Skhiri (71,43 %) und Freiburgs Nico Schlotterbeck (75 %) verbuchten noch bessere Werte. Zudem kamen 87 Prozent seiner Pässe beim Mitspieler an. Bis zum unglücklichen Gegentreffer lieferte der Abwehrspieler eine hervorragende Partie ab. Den entscheidenden Zweikampf verlor zuvor Jonas Hector.

Der FC war schon vor dem Platzverweis zu passiv

Auch Florian Kainz war lange ein Aktivposten. Auch er brachte 88 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler, die Zweikampfquote liegt bei etwas über 60 Prozent. Den Zweikampf in der 74. Minute wertete Schiedsrichter Harm Osmers als gelbwürdig. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. „Kainzi lässt sich provozieren und dem Schiedsrichter bleibt keine andere Wahl, als diese Entscheidung zu treffen“, sagte Baumgart. Der Kölner Trainer hätte in der Szene aber auch gerne eine Rote Karte auf der anderen Seite gesehen. „Das war eine klare Tätlichkeit“, sagte der Kölner Coach. „Es ist dann natürlich kräftezehrend, wenn du mit zehn Mann auf dem Platz stehst. Die Wege werden dann weiter, der Gegner hat mehr Platz für sein Spiel“, sagte der Kölner Kapitän Hector. „Das hat man hinten raus auch ein bisschen gemerkt.“

Hat man, zur Wahrheit gehört aber auch, dass der FC die gesamte zweite Halbzeit das passivere Team war, wieder mehr verteidigte, als offensiv nach vorne spielte. Im ersten Durchgang machte Köln das Spiel, hatte mehr Spielanteile, war gefährlich, vor allem über den erneut überragenden Benno Schmitz. Seine Flanke vor dem 1:0 war erneut präzise getreten. „Ich gehe mal davon aus, dass Tony sich auch beim Herrn Schmitz bedankt hat“, sagte Baumgart. „Denn das ist nicht die erste Flanke, die von Benno reinkommt.“ Vor der Halbzeit hätte der FC noch erhöhen können, wenn nicht müssen. Möglicherweise wäre das Spiel entschieden gewesen. 

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Foto: dpa/Marius Becker

Freiburg schlägt Köln mit den eigenen Waffen

Denn mit dem Seitenwechsel kam die Wende. Freiburg machte das Spiel, ließ sich vom FC nicht mehr in die eigene Hälfte drängen. Im Gegenteil, es spielte nur noch die Streich-Elf. Der Mut, der den FC in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hatte, ging verloren. Die Kölner suchten nicht mehr den schnellen Abschluss, liefen den Gegner nicht mehr in letzter Konsequenz an. Der FC war einfach zu passiv.

Freiburg war in der zweiten Halbzeit laufstärker als der FC in der ersten. Die von Baumgart geforderte hohe Intensität spulte Freiburg ab und schlug den FC mit den eigenen Waffen. So verkehrte der SC sämtliche Statistiken. Freiburg spielte rund 60 Pässe mehr, absolvierte 208 Sprints, der FC 188 und war auch in der Gesamtlaufleistung das bessere Team. Vor allem über die Flügel sorgte Freiburg immer wieder für Gefahr. Etwa der junge Kevin Schade, der für mächtig Wirbel und die Gelb-Rote Karte sorgte, aber auch der kurz zuvor eingewechselte Debütant Noah Weißhaupt, der Hector düpierte und Czichos das Eigentor auflegte. Der Ausgleich war nur eine Frage der Zeit und ist damit nicht mit dem Platzverweis oder dem Eigentor alleine zu erklären.

Auffallend einmal mehr die Leistung von Vinzenco Grifo. Der italienische Nationalspieler spulte die meisten Kilometer ab. Zudem schlug Grifo gefährliche Flanken in den Strafraum, ein altbewährtes Mittel. Freiburg kam auf 15 Flanken aus dem Spielheraus, Köln auf 14. Eine Freiburger Flanke hätte in der Nachspielzeit beinahe die Entscheidung gebracht. Doch Routinier Nils Petersen vergab. Auf der anderen Seite hätte Ondrej Duda ebenfalls einen weiteren Kölner Treffer erzielen können, scheiterte jedoch.

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