Interview mit Wolfgang Weber "Ich wusste nicht, dass das Bein gebrochen war"

Der Kölner Wolfgang Weber spielte in dem legendären Europapokalspiel gegen den FC Liverpool 75 Minuten mit einem gebrochenen Wadenbein.

 Drei Ikonen des 1. FC Köln, die beim legendären Spiel in Rotterdam mit von der Partie waren: (von links) Wolfgang Weber, Karl-Heinz Thielen und Hannes Löhr.

Drei Ikonen des 1. FC Köln, die beim legendären Spiel in Rotterdam mit von der Partie waren: (von links) Wolfgang Weber, Karl-Heinz Thielen und Hannes Löhr.

Foto: Schmülgen

Im Gespräch mit Joachim Schmidt erzählt der frühere Nationalspieler, wie es dazu kommen konnte.

Herr Weber, das Spiel in Rotterdam hat Sie schon in jungen Jahren zur Legende werden lassen.

Wolfgang Weber: Damals habe ich nicht gewusst, dass das Bein gebrochen war. Wir dachten, es sei eine schwere Prellung, die ja auch stark schmerzt. Deshalb habe ich von der zweiten Halbzeit an weitergespielt, wegen der Verlängerung also noch 75 Minuten lang.

Sie sind nach der Verletzung zunächst aus dem Spiel genommen worden.

Weber: Ja. Als ich vom Platz humpelte, hatte ich tierische Schmerzen in der rechten Wade. Ich bin erst noch etwas behandelt worden. Dann brachte man mich in unsere Kabine, wo mir Doktor Bohne, unser Arzt, eine schmerzstillende Spritze gab. Wenig später kamen die Jungs rein, weil Halbzeit war. Heinz Hornig und einige andere haben noch rumgeflachst, ich solle mich nicht so anstellen. Da es noch nicht die Regel gab, einen Spieler auszuwechseln, spielten sie ja in Unterzahl.

Dann folgte der "Härtetest".

Weber: Ehrlich gesagt kann ich mich daran nur undeutlich erinnern. Im Grunde habe ich vor lauter Schmerzen alles um mich herum vergessen. Das meiste weiß ich nur aus den Erzählungen meiner Mitspieler, und was das Spiel betrifft von den Fernsehaufnahmen. Es war dann so, dass man den Wadenbeinbruch äußerlich nicht erkennen konnte. Um ihn auszuschließen, sollte ich einen Belastungstest machen und von einer Bank springen. Instinktiv bin ich wohl zuerst auf dem gesunden linken Bein aufgekommen, und trotzdem tat es höllisch weh. Aber ich bin dann wieder mit raus und habe bis zum Ende der Verlängerung auf dem Platz gestanden.

Darauf liegt wohl die Betonung. Laufen konnten Sie offenbar kaum noch.

Weber: Wenn man die Fernsehbilder sieht, humpele ich meist nur über den Platz. Unser Trainer Georg Knöpfle stellte mich deshalb auch in den Sturm. Da hatte ich sogar noch eine Torchance, habe aber leider über die Latte gezielt.

Wie haben Sie den Los-Entscheid mitbekommen?

Weber: Ich war nicht direkt dabei. Der sogenannte Münzwurf fand in einem der Strafräume statt, während ich erschöpft im Mittelkreis saß. Ich habe mich nur gewundert, warum zunächst keine Mannschaft jubelte und es so lange dauerte. Erst später habe ich von dem Drama erfahren.

Wann wurde denn Ihr Wadenbeinbruch festgestellt?

Weber: Nach der Heimkehr nach Köln. Ich bin gleich vom Hauptbahnhof in die Uni-Klinik gebracht worden. Da wurde der glatte Bruch schließlich festgestellt. Ich bekam dann einen Verband und Krücken und habe beim nächsten Heimspiel auf der Tribüne gesessen. Von Ministerpräsident Franz Meyers, einem großen Fan von Borussia Mönchengladbach, bekam ich einen einwöchigen Kuraufenthalt in Bad Münstereifel geschenkt. Fünf Monate später beim Auftakt der neuen Saison war ich wieder dabei.

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