FC-Kadercheck - Mittelfeld Prunkstück und Schwachstelle beim 1. FC Köln

Köln · Der 1. FC Köln hat eine starke Hinrunde gespielt. Auch, weil er über einen breiten Kader verfügt. Doch wie sieht es in den einzelnen Mannschaftsteilen aus? Teil 3 unseres Kaderchecks.

Kadercheck des 1. FC Köln - Mittelfeld
Foto: dpa/Marius Becker

Der Anruf kam während der Europameisterschaft. Eigentlich hatte Salih Özcan sich ein wenig Ruhe erhofft, immerhin ging es für den Mittelfeldspieler um nicht weniger als den Gewinn des U21-Kontinentalturniers. Doch Steffen Baumgart sah das anders, dem Kölner Trainer lag der Verbleib des Mittelfeldspielers am Herzen. „Er hat mich vor einem Spiel angerufen. Das hat mir aber nichts ausgemacht. Ihm war es einfach wichtig, mir das zu sagen, was er über mich denkt“, sagte Özcan im Sommer. „Das hat mir das Gefühl gegeben, da ist ein Mensch, der hinter seinen Entscheidungen, seinen Vorstellungen steht.“ Das tut Baumgart. Der Kölner Coach glaubte an den Mittelfeldspieler, überredete ihn zum Verbleib, suchte immer wieder das vertrauliche Gespräch und hat ihn am Ende der Hinrunde genau da, wo er den 23-Jährigen gesehen hat: Özcan ist mittlerweile einer der Leistungsträger des FC. Die Entwicklung des Mittelfeldspielers ist enorm. Özcan ist Dirigent, Taktgeber, aber auch Vorbild in Sachen Einsatz und Willen.

Und genau das wird Baumgart möglicherweise vor Probleme, wenn auch Luxusprobleme, stellen. Denn das Kölner Mittelfeld ist vor allem in der Zentralen extrem gut besetzt. Neben dem zuletzt überragenden Özcan gibt es beim FC mit Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic zwei weitere herausragende Mittelfeldakteure. Das Preisschild von Skhiri wird mittlerweile vom Online-Portal „transfermarkt.de“ auf 13 Millionen Euro eingeschätzt. Kein Wunder, dass der Tunesier in Köln als das „Tafelsilber“ gilt. Möglicherweise kann Skhiri seinen Marktwert während des Afrika-Cups noch einmal steigern. Ljubicic gilt schon jetzt als eine der Entdeckungen der Liga. Der Österreicher hat sich bereits in der Mannschaft etabliert, seinen Marktwert auf drei Millionen Euro verdoppelt. Mit Jonas Hector stünde noch ein weiterer Spieler für die Zentrale zur Verfügung. Doch Baumgart sieht den Kölner Kapitän noch auf der linken Verteidigerposition. Möglich, dass sich das durch den genesenen Jannes Horn bald ändert. Die Zentrale des FC ist im Grunde das Prunkstück der Geißböcke. 

Schwachstelle der Kölner Offensive

Gewinner und Verlierer der Hinrunde des 1. FC Köln
30 Bilder

Gewinner und Verlierer der Hinrunde des 1. FC Köln

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Im offensiven Mittelfeld hapert es bei den Kölner dagegen noch ein wenig. Ondrej Duda ist der Mann für das Kreative. Doch der Slowake verläuft sich immer wieder in eigenen Dribblings, sucht zu oft den schnellen Kontakt mit dem Boden und hadert viel mit Gegner und Schiedsrichter. Es wirkt oft so, als konzentriere sich der Mittelfeldmann nicht auf das, was er am besten kann: Fußballspielen. Auch Louis Schaub und Tomas Ostrak gehören technisch zu den besten der Mannschaft. Während Schaub als Ergänzungsspieler eine ordentliche Rolle spielt, steht Ostrak erneut einmal mehr hinten an. Dennoch, auch auf dieser Position ist der FC gut gerüstet.

Auf der linken Außenseite ist Florian Kainz gesetzt. Der Österreicher ist ein Aktivposten beim FC, passt mit seinen Flanken perfekt in das Baumgartsche System und sucht diesen Weg vors Tor auch immer wieder. In der Hinrunde kommt Kainz auf sechs Scorerpunkte. Neben den beiden Treffern zum Saisonauftakt gegen Hertha legte Kainz seinen Mitspielern vier Tore auf. Ein ordentlicher Wert, allerdings einer mit Luft nach oben. Auf der rechten Seite sieht die Situation anders aus. Jan Thielmann und Kingsley Schindler sind nominell auf diesem Posten zu Hause. Gerade Thielmann kam zuletzt nicht mehr über die Rolle des Reservisten hinaus. Schindler, zunächst außen vor, überzeugte zuletzt. Das Vertrauen in beide Kräfte ist aber nicht grenzenlos. So bevorzugte Baumgart auf der rechten Seite zwischenzeitlich sogar Zentralspieler Ljubicic. Möglicherweise kann Köln auf dieser Position noch einmal nachjustieren. Mit Marvin Obuz und Tim Lemperle verfügt der FC aber auch über gute Youngster, die auf der Außenbahn spielen können.

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