1. FC Köln Kein Verfahren gegen Modeste

Köln · Anthony Modeste ist erleichtert: Der DFB stellt das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer Tätlichkeit gegen ihn ein. Denn: Die Fernsehbilder widersprechen der Aussage des Schiedsrichters.

 Erleichtert: Anthony Modeste kann weiter auf Trefferjagd gehen.

Erleichtert: Anthony Modeste kann weiter auf Trefferjagd gehen.

Foto: picture alliance / Jonas Güttler

Als Anthony Modeste gestern Mittag mit Kollegen zwischen den Trainingseinheiten beim Mittagessen saß, machte sich sein Mobiltelefon bemerkbar. Nachdem er das Gespräch angenommen hatte, ging ein Strahlen über sein Gesicht. Ein FC-Mitarbeiter hatte ihm mitgeteilt, dass das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer Tätlichkeit gegen ihn eingestellt worden war. Der Mittelstürmer darf am Samstag im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg wieder auf Trefferjagd gehen.

„Wir sind froh, dass es so ausgegangen ist. Die Entscheidung geht völlig in Ordnung. In dem Spiel hat es viele intensive Zweikämpfe gegeben“, erklärte Trainer Peter Stöger. Beim 6:1-Erfolg am Samstag in Darmstadt hatte Modeste seinen Gegenspieler Aytac Sulu im Laufduell mit der behandschuhten rechten Faust und dem Unterarm an der linken Wange getroffen. Darmstadts Kapitän reagierte darauf ebenso wenig wie Schiedsrichter Robert Kampka. Dagegen sprach Darmstadts neuer Trainer Torsten Frings später von einem „Schwinger“, den der Kölner seinem Abwehrchef verpasst habe.

So sah es auch Anton Nachreiner, der Vorsitzende des Kontrollausschusses des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und wurde aktiv. Er leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts eines krass sportwidrigen Verhaltens in Form einer Tätlichkeit ein. Juristisch möglich wurde dies, weil der Schiedsrichter angegeben hatte, die Szene nicht gesehen zu haben.

Die Fernsehbilder aber zeigen, dass Kampka nur wenige Meter entfernt in Richtung des Laufduells blickte. Auch einer seiner Assistenten schaute zu.

Schiedsrichter hatte Zweikampf erkannt

Darauf hatten Oliver Zierold und Benjamin Aran, die Hausjuristen des 1. FC Köln, in ihrem Schreiben an den DFB-Kontrollausschuss hingewiesen. Mit Erfolg. Denn seitens des DFB hieß es in der Begründung zur Verfahrenseinstellung: „Es ist davon auszugehen, dass der Unparteiische eine im sportgerichtlichen Verfahren nicht angreifbare Tatsachenentscheidung getroffen hat. Nach den durchgeführten Ermittlungen des Kontrollausschusses hat der Schiedsrichter die Zweikampfsituation erkannt und im Blickfeld gehabt.“

„Das spricht für unsere Juristen. Tony und unsere gesamte Sportabteilung danken ihnen“, sagt Sportchef Jörg Schmadtke. Aus seiner Sicht sei es eine richtige und gute Entscheidung des Kontrollausschusses gewesen. Auch Gegenspieler Aytac Sulu habe offensichtlich durch eine faire Darstellung seiner Wahrnehmung des Geschehens dazu beigetragen.

Aber vor allem die Fernsehbilder müssen die Kontrollausschuss-Vertreter dazu bewogen haben, das Verfahren einzustellen und dem erst zum fünften Mal ein Bundesligaspiel leitenden Stabsarzt Dr. Robert Kampka (34) den Schwarzen Peter zuzuschieben. Denn seiner Behauptung, er habe die Szene nicht gesehen, widersprachen die DFB-Juristen.

Eine persönliche Einschätzung konnte sich Anton Nachreiner bei seiner Begründung der Verfahrenseinstellung aber nicht verkneifen: „Letztlich lag eine Tatsachenentscheidung vor. Eine nachträgliche Bestrafung ist damit trotz der offensichtlich sportwidrigen Schlagbewegung nicht möglich.“

Anthony Modeste war es egal. Er genoss die restliche Mittagspause erleichtert.

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