Neuer Anlauf für Yannick Gerhardt "Man wird demütiger"

Köln · Nach einer durchwachsenen Saison nimmt Yannick Gerhardt einen neuen Anlauf, Bundesliga-Stammspieler beim 1. FC Köln zu werden.

 Vielleicht noch konzentrierter als früher ist Yannick Gerhardt jetzt beim Training.

Vielleicht noch konzentrierter als früher ist Yannick Gerhardt jetzt beim Training.

Foto: Schmülgen

Herr Gerhardt, die vergangene Saison lief bei Ihnen nicht nach Wunsch.
Yannick Gerhardt: Sportlich hatte ich mir das Jahr natürlich anders vorgestellt. Ich wollte mehr als die 16 Einsätze absolvieren. In der Hinrunde war ich oft nicht im Kader, und als ich mich endlich wieder an die Stammelf herangekämpft hatte und voller Euphorie für die Rückrunde war, kam die Krankheit (Pfeiffersches Drüsenfieber/Anmerkung der Redaktion) dazwischen. Das lässt sich natürlich nicht verhindern. Im Leben muss man Rückschläge einstecken.

Wie war Ihre Reaktion auf diese Entwicklung?
Gerhardt: Man wird demütiger. Ich weiß jetzt das tägliche Training noch mehr zu schätzen. Deshalb war es eine lehrreiche Spielzeit für mich. Ich denke, ich kann nun mit negativen Erfahrungen und Rückschlägen besser umgehen.

Ein Rückschlag zur rechten Zeit, nachdem es in Ihrer Karriere zuvor nur steil bergauf gegangen war?
Gerhardt: Wenn ich jetzt die Garantie hätte, dass es keine weiteren Rückschläge mehr geben wird, wäre das gut. Aber leider lässt sich eine Karriere nicht planen.

Denken Sie zuweilen noch an das Angebot von Benfica Lissabon, das Sie vor gut einem Jahr abgelehnt haben, um beim FC zu bleiben
Gerhardt: Überhaupt nicht. Im Vorjahr war es ein großes Thema, das mich in den Sommermonaten schon stark beschäftigt hat, weil ein Wechsel große Auswirkungen auf mein Leben gehabt hätte.

Gab es zwischenzeitlich noch einmal Kontakt zum amtierenden portugiesischen Meister?
Gerhardt: Nein.

Auch keine Angebote von anderen Clubs?
Gerhardt: Noch ist niemand an mich herangetreten.

Dann gilt Ihre ganze Konzentration dem 1. FC Köln und der neuen Spielzeit?
Gerhardt: Natürlich. Mein primäres Ziel ist dabei, mehr Einsätze zu bekommen, Stammspieler zu werden. Und ich möchte, dass wir eine ähnlich gute Saison erleben wie die letzte.

Angesichts des dichten, ausgeglichenen Kaders wird es für jeden FC-Profi schwierig, einen Stammplatz zu erobern . . .
Gerhardt: Das stimmt. Im Zentrum, wo ich meine Stärken sehe, waren Matthias Lehmann und Kevin Vogt praktisch gesetzt. Jetzt in der Vorbereitung werden die Karten sicherlich neu gemischt. Da muss ich mich dem Trainer anbieten. Ich bin da guter Dinge.

Das waren Sie zu diesem Zeitpunkt auch im Vorjahr. Doch dann kamen Sie in den ersten zehn Spielen bei drei Einsätzen auf 71 Spielminuten.
Gerhardt: In dieser Phase habe ich etwas an Selbstvertrauen verloren, was glaube ich normal ist. Es wird viel über einen geredet, und selbst fragt man sich ständig, was man verkehrt macht. Inzwischen weiß ich damit umzugehen und bin von mir überzeugt.

Die bevorstehende Spielzeit kann für Sie entscheidend werden, sollten Sie beispielsweise Stammspieler werden.
Gerhardt: Es ist natürlich eine neue Herausforderung. Ich muss mich weiterentwickeln, zeigen, dass ich mehr kann. Ob sie entscheidend ist? Sie wird wichtig sein.

Derzeit ist die Trainingsbelastung hoch. Wie regenerieren Sie?
Gerhardt: Ich leg mich zu Hause einfach auf die Couch - Beine hoch...

Das ist Ihnen aus dem Winter vertraut, als Sie wegen der Krankheit zum Nichtstun verurteilt waren.
Gerhardt: So ähnlich. Da war mir zunächst ganz schön langweilig. Ich habe das Training, die tägliche Arbeit und den dadurch vorgegeben Tagesrhythmus richtig vermisst.

Gab es eine Alternative?
Gerhardt: Ja, mein Studium. Ich studiere an der Rheinischen Fachhochschule Köln Betriebswirtschaftslehre. Statt mich zu langweilen, habe ich tatsächlich sehr intensiv gelernt und später auch Klausuren geschrieben.

Mit welchem Erfolg?
Gerhardt: Es läuft gut. Ich bin im zweiten Semester und habe bislang alle Prüfungen bestanden.

Zur Person

Yannick Gerhardt (21) stammt aus Kreuzau bei Düren und kam mit neun Jahren zum 1. FC Köln. Der Mittelfeldspieler wurde deutscher B-Jugendmeister (2011), Junioren-Pokalsieger (2013) und Zweitligameister (2014).16 Bundesligaeinsätze und ein -treffer (10. Mai 2015) stehen für ihn zu Buche. Das Nationaltrikot trug er 26 Mal für die U 18, U 19 und U 20. Sein Vertrag läuft bis 2018, sein Marktwert beträgt 3,5 Millionen Euro. Im Juni 2014 wollte ihn Benfica Lissabon für angeblich acht Millionen Euro verpflichten. Yannick Gerhardt lehnte das Angebot ab.

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