Kommentar zur Trainerentlassung beim FC Markus Anfang hat sich selbst geschwächt

Meinung | Köln · Tabellenführer und ein deutliches Polster auf den Relegationsplatz - die Vorzeichen auf eine Trainerentlassung könnten anders aussehen. Doch die Maßnahme war bei Markus Anfang eigentlich längst überfällig, kommentiert GA-Mitarbeiter Joachim Schmidt.

Bei weniger gut informierten Fans des 1. FC Köln hat die Entlassung von Markus Anfang für Verwunderung gesorgt. Den Trainer des souveränen Tabellenführers kurz vor dem Aufstieg rauszuwerfen, das sorgte für Kopfschütteln. Doch wer die Kölner Spielzeit verfolgte, dem war klar, dass diese Maßnahme überfällig war.

Obwohl Kölner und von Kindesbeinen an FC-Anhänger wurde Markus Anfang nie heimisch im Verein. Ihm fehlte die Aufgeschlossenheit und Souveränität im Umgang mit seinen Mitmenschen – egal, ob im direkten Umfeld der Mannschaft, gegenüber den Medien oder den Fans. Zudem war er letztlich nicht überzeugt vom eigenen taktischen Konzept und gewann nicht das Vertrauen tonangebender Spieler.

Die standen seinem im Vorfeld hoch gepriesenen Offensivspektakel nach jahrelangem Spiel aus einer starken Defensive heraus skeptisch gegenüber. Als es die erste Sieglosserie gab, folgte der Trainer der Forderung von Sportchef Armin Veh und baute die Mannschaft um. Als es jüngst gegen den HSV nach starkem Beginn Probleme bei der Spielkontrolle gab, folgte Anfang sogar dem Hilferuf seiner Spieler. So schwächte er sich selbst.

Als mit Anthony Modeste plötzlich ein dritter Spitzenstürmer im Kader stand, gelang es dem Trainer nicht, ihn in die Mannschaft einzubinden. Das sorgte beim Spieler, seinen Kollegen und den Fans für Unverständnis und Missmut.

Dass der 44-Jährige den Nachwuchsspielern kaum eine Chance gab, bereitete ihm weniger Probleme, da den Geschmähten die Lobby fehlte. Einen Offensivkünstler wie Louis Schaub aber nach dessen Verletzungspause links liegen zu lassen, muss fast schon auf ein zwischenmenschliches Problem mit dem jungen Stürmer zurückgeführt werden.

So gab sich Anfang zunehmend Blößen und bot Angriffspunkte. Die Zweifel nahmen zu, ob man nach einem Aufstieg mit ihm den Bundesligaerhalt schaffen könne. Diese Diskussion schwächte ihn in dem Maß, wie die jüngsten vier sieglosen Spiele die Angst schürten, es könne trotz des Vorsprungs nicht zum Aufstieg reichen. Deshalb musste die Reißleine gezogen werden. Nun stehen die Spieler einerseits in der Pflicht, andererseits sollte es für sie ein Akt der Befreiung sein. Um grundsätzlich für frischen Wind im Verein zu sorgen, bedarf es aber eines völligen Neuanfangs nach dieser Saison.

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