1. FC Köln ermauert 0:0 gegen Berlin Mit der Bitte um Akzeptanz

Köln · Der 1. FC Köln reagiert mit defensiver Stabilität und einem schmucklosen 0:0 gegen Hertha BSC auf das 0:5 in Freiburg. Nur in der Offensive passiert zu wenig.

 Großes Leid: Jonas Hector kann die nicht vorhandene Offensive des FC auch nicht beleben.

Großes Leid: Jonas Hector kann die nicht vorhandene Offensive des FC auch nicht beleben.

Foto: bucco/Herbert Bucco

Manches im Leben eines Fußball-Fans ist nur schwer zu verkraften und schon gar nicht zu verstehen. Der Auftritt des 1. FC Köln am 9. Januar beim 0:5 in Freiburg hat seinen Platz in dieser Kategorie sicher. Die Sorgen aller, die es mit den Geißböcken halten, waren nach der Blamage im Breisgau groß. Es gab im ausgeprägten rheinischen Pessimismus die Befürchtung, dass es sich nicht um einen Ausrutscher handeln könnte und im Heimspiel gegen Hertha BSC der nächste Akt des unausweichlichen sportlichen Niedergangs folgen würde. Der FC reagierte eher spröde auf diese Ängste und mauerte sich am Samstag zu einem in allen Bereichen schmucklosen 0:0 gegen die neureichen Hauptstädter und ihren sündhaft teuren Kader.

Es war ein Spiel, das für das Auge eines Fußballästheten kaum zu ertragen war, aber nahezu jeden der Zwecke erfüllte, die die Kölner sich für diese Partie auferlegt hatten. „Nach dem Spiel in Freiburg war es für uns oberste Pflicht, defensiv stabil zu stehen. Wir hätten gerne gewonnen, aber ich kann mit dem Punkt gut leben“, erklärte Markus Gisdol deshalb gelassen. Der FC-Trainer hatte sich schon zum zweiten Mal in dieser Saison auf sein Team verlassen müssen. Wie beim 2:1 in Dortmund hatten sich die Spieler mit einer kämpferisch beherzten Leistung hinter ihrem Übungsleiter versammelt und ihm so eine intensive Fortsetzung der Diskussion um seinen Job erspart.

Gisdol hatte sich wie erwartet für eine Dreierkette entschieden und sein Team im Vergleich zu Freiburg gleich auf fünf Positionen verändert. Dass ein spielender Innenverteidiger wie Jorge Meré aus dem Kader flog und ein Kämpfer wie Rafael Czichos in der Startelf stand, dokumentierte Gisdols Ansatz treffend. Der 51-Jährige hatte eingepreist, dass seine Vorgehensweise Folgen haben würde: „Dass wir uns schwertun, Chancen herauszuspielen, ist klar“, räumte er ein. Sein Torwart Timo Horn drückte es so aus: „Wir wollten gewinnen und die schwierige Situation der Hertha ausnutzen. Wir haben nach vorne aber zu wenige Lösungen gefunden.“

Das ist keine neue Erkenntnis. Sobald die Kölner offensiv mehr tun wollen, geht ihnen die defensive Stabilität verloren. Treten sie wie am Samstag defensiver auf, leidet die Offensive noch mehr als ohnehin schon. „Wir hatten ein paar gute Durchbrüche über außen“, sah Gisdol immerhin vielversprechende Ansätze von Kingsley Ehizibue und Jannes Horn. Die Flanken der beiden schnellen Außen fanden aber keine Abnehmer: „Wir waren in der Box nicht gut genug besetzt. Das müssen wir verbessern“, stellte der Coach fest.

Nur eine echte Torchance in 90 Minuten

Ein gesunder Sebastian Andersson oder ein Anthony Modeste in Form hätten den Kölnern gut zu Gesicht gestanden. Weil beides nicht der Fall ist und der FC auch aus seinen Standards keine Gefahr für das Hertha-Tor entwickeln konnte, blieb es bei einer echten Torchance in 90 Minuten, die Marius Wolf nach einer Ehizibue-Hereingabe versemmelte (60.).

Gisdol warb hinterher um Verständnis für den aktuell wohl alternativlosen 0:0-Ansatz der Geißböcke: „Wichtig war die Null. Dass wir erst einmal defensiv stabil stehen müssen, hat jetzt jeder zu akzeptieren.“ Ein Appell, der die Gefolgschaft der eigenen Anhänger einer schweren Prüfung unterzieht. Seit 14 Heimspielen ist der FC nämlich nun schon ohne Sieg und nähert sich dem Negativrekord von Hertha BSC (17). Hinzu kommen 485 torlose Minuten und Relegationsplatz 16 in der Bundesliga-Tabelle vor dem Hinrunden-Abschluss am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) beim mitgefährdeten FC Schalke 04.

Immerhin hielten die Kölner mit einer Laufleistung von 118,5 Kilometern in der Schlussphase gegen die durch die Einwechslung von Starspieler Matheus Cunha aufkommenden, insgesamt aber enttäuschenden Berliner das Remis. „Hinten raus hatten wir auch Glück“, verwies Timo Horn auf den Pfostentreffer von Matteo Guendouzi (83.). Insgesamt aber überwog bei der stark haltenden Nummer Eins des FC der Stolz über die gute Reaktion nach dem Freiburg-Desaster: „Dass es so nicht weitergehen konnte, war uns allen bewusst. Wir haben eine Truppe, der das nicht am Arsch vorbeigeht.“ Dieser Zusammenhalt könnte ein Faustpfand sein, damit der 1. FC Köln im Abstiegskampf der Saison 2020/21 am Ende auch bestehen kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort