Der 1. FC Köln vor dem Duell mit den Bayern Neuzugang Dejan Ljubicic will mit dem FC auch in München überraschen

Bonn · Gegen Hertha BSC feierte Dejan Ljubicic ein überzeugendes Debüt für den 1. FC Köln. Nun fährt der Mittelfeldspieler voller Selbstvertrauen zum Duell mit Meister Bayern München – und rechnet sich auch dort etwas aus.

 Neuzugang Dejan Ljubicic (Mitte) scheint eine Verstärkung für den 1. FC Köln zu sein.

Neuzugang Dejan Ljubicic (Mitte) scheint eine Verstärkung für den 1. FC Köln zu sein.

Foto: Herbert Bucco

Keine Frage, es war ein Moment der Freude, als Dejan Ljubicic erfuhr, er würde spielen. Für ihn eine Freude, natürlich, dabei war er gekommen, um ein Ärgernis zu sein, für andere. Es wurde schließlich ein sehr erfolgreicher Auftritt als Spielverderber in der Startformation des 1. FC Köln. Beim 3:1-Sieg gegen Hertha BSC übertrug Steffen Baumgart dem Mittelfeldspieler eine Spezialaufgabe, die rund um einen „Prinzen“ kreiselte. Er sollte Hertha-Rückkehrer Kevin-Prince Boateng „ärgern“, wie er einen Tag nach der Partie erzählte. „Das“, glaubt er „hab‘ ich die meiste Zeit geschafft“.

Er schmunzelt. Dann fährt er fort. Kevin sei „ganz schön heiß“ gewesen – auf „sich und seine Spieler“. Heiß? Keine Sorge, der Begriff ist seinem wienerischen Duktus geschuldet. Bedeutet: verärgert bis angefressen zu sein. Und dazu hatte Boateng auch allen Grund, denn Ljubicic setzte dem ehemalige Nationalspieler Ghanas tatsächlich ernsthaft zu, war dabei bis zu seiner Auswechslung in der 76. Minute einer der laufstärksten Kölner, der sich zudem mit einer überragenden Passgenauigkeit auszeichnete; beinahe 90 Prozent seiner Zuspiele erreichten den Mitspieler.

FC-Trainer Baumgart lobt Ljubicic

Seiner Rolle als Erzürner der Gegenspieler füllte er ohnehin aus. In vorgerückter Position. Denn der Österreicher agierte nicht auf der gewohnten Sechser-Position, sondern als „Zehner“. Da Baumgart Mark Uth die Aufgabe als sogenannter Anläufer hinter den Spitzen offenbar nicht vollständig zutraut und ihn daher weiter vorzog, sah er Ljubicic dafür vor. Es funktionierte, da der die dafür erforderliche „Intensität gegen den Mann“, wie vom Coach gefordert, mitbringt. Ljubicic habe von der Intensität her alles so gemacht, „wie wir das wollten, und auch spielerisch habe ich ganz wenige Fehler gesehen“.

Der Gepriesene selbst lobte die Variabilität in der Offensive. „Wir haben öfters rotiert“, sagte der 23-Jährige, „Kainzi und Jan (Thielmann, d. Red.) haben sich oft in die Mitte geschoben, und ich bin dann über die Außen gegangen und habe die Tiefe gesucht.“ Dass er die suchen und finden durfte, das fand er selbst überraschend. Sein Startelfeinsatz war nicht zu erwarten gewesen. „Nein“, sagte er, ich hätte nicht gedacht, dass ich spielen werde gegen Hertha.“ Die Freude darüber stand ihm aber sogar noch einen Tag nach seinem Debüt ins Gesicht geschrieben, „ein bisschen angespannt“, das gab er zu, sei er aber schon auch gewesen. Er berichtete von einem „intensiven Debüt“, zu dessen glücklichem Ausgang er einen großen Beitrag leistete. „Ich freue mich über die drei Punkte und für die Mannschaft.“ Das klingt sehr bescheiden.

Eher zurückhaltend wirke der FC auch in der Anfangsphase gegen die Hertha, die ihren eigenen Anspruch als Big-City-Club vor sich herträgt, diesen bislang aber nicht erfüllt. Zumindest in der Anfangsphase der Partie in Müngersdorf wirkten die Berliner unbeirrter, zielstrebiger, gingen durch Stevan Jovetic früh in Führung (5.). Doch die Kölner wischten sich nur kurz den Mund ab, dann ging es weiter. Anthony Modeste traf noch vor der Pause zum Ausgleich (41.), Florian Kainz drehte mit seinen Treffern (52., 55.) die Partie. Wohl auch eine Folge der intensiven Arbeit mit Baumgart. „Der Trainer hat uns in der Vorbereitung immer gesagt, dass, wenn wir in Rückstand geraten, wir auch immer wieder zurückkommen können. Natürlich wird uns das nicht immer gelingen. Aber wir werden immer unser Maximum dafür geben.“

Große Fan-Unterstützung

Gegen die Berliner gelang es, die es gegen den FC „in den ersten 30 Minuten nicht schlecht gemacht“ haben, wie Ljubicic befand. „Tony hat dann den Ausgleich überragend gemacht, das hat uns einen Schub gegeben.“ Nach der Pause übernahm die Kölner konsequent das Kommando. „Die Intensität in der zweiten Halbzeit war überragend“, sagte Ljubicic. Ohnehin sieht die Baumgart’sche Spielanschauung ja einen intensiven, attraktiven Ansatz vor, der nicht nur das Erzielen eigener Toren in gesteigerter Anzahl, sondern ebenso das auch daraus resultierende Hinnehmen einiger Gegentreffer beinhaltet.

Gegen Berlin war dieser Ansatz exakt zu beobachten, und die 16 500 Fans, die nach langer Zeit wieder ins Stadion durften, honorierten das. Anfeuerungen, Gesänge. Große Zufriedenheit ob des Kölner Startvortrags. Der Rahmen in Müngersdorf stimmte. Ljubicic gefiel’s. „Schön“ fand er es. Kurze Pause. Und: „Ich hab‘ gedacht, da sind 50 000 drin. Wirklich unglaublich, wie laut das war.“

In der Münchner Arena wird am kommenden Sonntag bei der Partie gegen die Bayern naturgemäß weniger Euphorie um den FC herrschen. Das Supercup-Duell des Serienmeisters gegen Borussia Dortmund am Dienstag wird sich Ljubicic anschauen. „Bestimmt“, wie er sagt. Er will sich ordentlich einstimmen auf die Bundesliga-Partie am Wochenende. Denn er erwartet „eine überragende Mannschaft“ der Münchner, gegen die „wir unser Maximum geben, kämpfen und ackern werden. Wir wollen dort überraschen.“ Das dürfte ganz nach dem Gusto seines Trainers sein.

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