Talent des 1. FC Köln Noah Katterbach: „Ich hatte schnell Erfolg“

Interview | Köln · Noah Katterbach gilt als eines der größten Talente des 1. FC Köln. Im Interview spricht der Linksverteidiger über Glücksgefühle, Konkurrenz, Ziele und eine Goldmedaille.

 Will trotz seiner defensiven Verantwortung torgefährlicher werden: FC-Linksverteidiger Noah Katterbach.

Will trotz seiner defensiven Verantwortung torgefährlicher werden: FC-Linksverteidiger Noah Katterbach.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Ein Jahr wie ein Traum. Wenn Noah Katterbach einen Blick auf die vergangenen zwölf Monate wirft, muss er sich wahrscheinlich kneifen – um alles, was geschehen ist, zu glauben. Mit 18 feierte er sein Bundesliga-Debüt, zudem wurde er erneut vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit der Fritz-Walter-Goldmedaille ausgezeichnet. Am Ende des Trainingslagers des 1. FC Köln in Donaueschingen sprach Martin Sauerborn mit dem 19-jährigen Linksverteidiger.

Herr Katterbach, wie geht es Ihnen?

Noah Katterbach: Ganz gut soweit. Ich habe nur im hinteren Oberschenkel Probleme mit einer Muskelverhärtung und deshalb seit Dienstag nicht mehr trainiert. Den Lehrgang der U20-Nationalmannschaft diese Woche habe ich abgesagt. Wir wollen vermeiden, dass es schlimmer wird.

Wie ist es passiert?

Katterbach: Im Testspiel gegen Union Berlin beim letzten Sprint.

Das klingt etwas unnötig?

Katterbach: Nein, auch der letzte Sprint ist wichtig.

Beim 2:1 gegen Union haben Sie Ihr erstes Tor bei den Profis erzielt. Sie sind bislang nicht sonderlich als Torjäger aufgefallen und schießen kaum aufs gegnerische Tor.

Katterbach: Ich spiele erst seit drei Jahren als linker Verteidiger. Vorher war ich vorne auf dem Flügel und auch relativ torgefährlich. Mein erstes Tor beim DFB habe ich aus ähnlicher Position erzielt wie das 1:0 gegen Union.

Also mit einem herrlichen Weitschuss aus 25 Metern?

Katterbach: Ja, das sind diese Momente, in denen der Instinkt einem sagt, schieß einfach mal drauf.

Den Instinkt könnten Sie in der Bundesliga gut gebrauchen.

Katterbach: Ja, ich will torgefährlicher werden, aber meine erste Aufgabe ist es, als Verteidiger hinten dicht zu machen.

Für Sie war es ein Jahr wie im Rausch – mit 18 Einsätzen in der Bundesliga, bevor Corona kam. Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der vergangenen Saison mit?

Katterbach: Persönlich gesehen hatte ich schnell Erfolg, das Glück erstmals in der Bundesliga aufzulaufen und mich dann auch festzuspielen. Neben den Hochs gab es aber auch Tiefs, für die Mannschaft und für mich persönlich.

Vor allem nach der Corona-Pause sind Ihnen Fehler unterlaufen. Warum?

Katterbach: Ich bin jung (lacht). In manchen Situationen fehlt mir noch die Erfahrung. Aber ohne Fehler kann ich mich nicht verbessern, sie gehören dazu. Beim Stellungsspiel muss ich weiter dazulernen, Situationen einfacher lösen und die Abläufe mehr automatisieren. Dann trifft man automatisch mehr richtige Entscheidungen.

Gibt es eine Szene, die Sie besonders geärgert hat?

Katterbach: Mein Fehlpass gegen Düsseldorf, der zu einem Gegentor geführt hat. Beim nächsten Mal werde ich den Ball einfach nur wegschlagen.

Dabei gehört es zu Ihren Stärken, aus der Defensive heraus spielerische Lösungen zu finden, oder?

Katterbach: Ja, ich muss aber noch mehr das Gleichgewicht zwischen Risiko und Sicherheit finden. Ich stehe nun mal in der letzten Reihe, da darf ich nicht zu riskant spielen.

Gibt es auch Szenen, an die Sie sich gerne erinnern?

Katterbach: An meine erste Torvorlage im Pokalspiel und die Woche vor Weihnachten, als wir drei Spiele in Folge gewonnen haben.

Wie empfinden Sie es, ohne Zuschauer spielen zu müssen?

Katterbach: Aus der Jugend ist man das ja gewohnt. Es ist dann aber großartig, diese Atmosphäre in einem Bundesliga-Stadion zu erleben. Corona hat dieses Gefühl sofort wieder gelöscht. Und gerade beim FC pushen die Fans das Team ungemein. Wir werden lernen müssen, damit umzugehen.

Durch das Virus ist dem FC etwas der Zusammenhalt abhandengekommen. Das hat sich negativ ausgewirkt. Hat die Mannschaft diesen Zusammenhalt inzwischen wieder gefunden?

Katterbach: Wir haben uns alle langsam an Corona gewöhnt. Es gehört schon ein bisschen zum Alltag, und wir können es besser ausblenden. Die Mannschaft kann inzwischen damit umgehen – und jeder Einzelne hat seinen Weg gefunden. Das Trainingslager hat uns jetzt wieder richtig zusammengeschweißt.

Mit welchen Zielen gehen Sie in die neue Saison?

Katterbach: Wir wollen die Klasse halten. Für mich definiere ich das so, dass wir uns die Ziele von Spiel zu Spiel setzen. Ich persönlich möchte mich in meiner Defensivarbeit weiterentwickeln und meine Fähigkeiten auf ein neues Level schrauben. Als junger Spieler habe ich sowieso die Möglichkeit, mich in allen Bereichen zu verbessern.

Auf Ihrer Position links hinten ist mit Jannes Horn ein neuer Konkurrent aus Hannover zurückgekehrt. Wie sehen Sie den Konkurrenzkampf?

Katterbach: Konkurrenz ist immer ein Zugewinn. Ich sehe es positiv, weil ich noch mehr Ehrgeiz entwickeln und dadurch besser spielen kann. Außerdem verstehen Jannes und ich uns sehr gut. Er ist ein lustiger, offener Typ.

Sie haben vor Kurzem zum zweiten Mal die Fritz-Walter-Goldmedaille für den besten Nachwuchsfußballer erhalten. Das ist vor Ihnen nur Matthias Ginter und Mario Götze gelungen. Müssen Sie jetzt auch Fußball-Weltmeister werden?

Katterbach: Die Erwartung der Öffentlichkeit könnte so aussehen. Ich sehe die Verantwortung, die die Auszeichnung mit sich bringt, gehe aber auch möglichst locker damit um. Ich muss gestehen, dass es schon mein großes Ziel war, nach der U17-Medaille auch bei der U19 zu gewinnen. Es ist eine besondere Ehre für mich und ein Ansporn. Denn die Medaille ist eine Auszeichnung für etwas,
das ich schon geleistet habe. In zwei Jahren wird wieder neu abgerechnet.

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