Unzufriedene Spieler Probleme mit dem Betriebsklima beim 1. FC Köln

Köln · Markus Anfang setzt beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln derzeit fast immer auf dieselben Kräfte. Der Trainer versucht zu beschwichtigen: Jeder Spieler ist wichtig.

Ein gutes Betriebsklima ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Arbeit. Das gilt auch für eine Fußballmannschaft. Bei ihr ist das gedeihliche Miteinander jedoch deutlich schwieriger beizubehalten. Schließlich besteht ein Kader aus gut zwei Dutzend Profis, von denen pro Spiel nur elf bis 14 eingesetzt werden können. Deshalb ist es die hohe Kunst der Trainer, eine gute Stimmung zu schaffen und über die gesamte Saison hinweg aufrechtzuerhalten. Beim 1. FC Köln ist das offenbar misslungen.

Wie berichtet, hatte Offensivspieler Dominick Drexler nach dem 0:3 in Dresden den Gesprächswunsch von Journalisten mit dem Hinweis, „das machen die Stars“, zurückgewiesen. Eine Formulierung, die tief blicken lässt. Zum einen bestätigte der beste Vorlagengeber des FC (15 Torvorbereitungen neben neun selbst erzielten Treffern) damit, dass es eine elitäre Gruppe gibt. Zum anderen zählt er sich selbst nicht dazu. Dabei kam er als einziger Feldspieler neben Torwart Timo Horn in allen 30 Zweitligabegegnungen zum Einsatz und war fast an jedem dritten FC-Treffer beteiligt.

Trotz solch starker Leistungen wurde er als Neuzugang des vergangenen Sommers noch nicht in den obersten Zirkel der Mitspieler aufgenommen. Ähnliches dürfte auf die ebenfalls neu verpflichteten Stammkräfte Rafael Czichos und Louis Schaub zutreffen.

Als kürzlich eine englische Woche anstand, kündigte Markus Anfang eine Spieler-Rotation an. Das Ergebnis sah dann so aus: Bis auf drei Spieler, die nur in den Schlussphasen eingewechselt wurden, kamen jene 14 Profis zum Einsatz, die seit der Winterpause praktisch immer spielten.

Zur Begründung, warum nicht mehr ausgeruhte Spieler mitwirken durften, sagte der Trainer: „Wir wollten die Automatismen im Spiel beibehalten.“ Im Umkehrschluss würde das heißen, dass jene Spieler, die nicht so regelmäßig in Spielen eingesetzt werden, die im Training einstudierten Spielzüge und Kombinationen nicht ausreichend beherrschen.

Anthony Modeste schweigt

Doch selbst im Kreis der Stammkräfte gibt es mittlerweile Akteure, die mit gesenktem Kopf den Trainingsplatz betreten und verlassen. Ein Anthony Modeste war dafür bekannt, mit guter Laune und weithin über das Übungsgelände schallendem Lachen für positive Stimmung zu sorgen. Mittlerweile schweigt der einstige Torjäger.

Kritikern, die Markus Anfang jüngst vorhielten, er setze in der Regel immer die gleichen 13, 14 Spieler ein, hielt der entgegen: „Jeder in unserem Kader hat in dieser Saison bereits Einsatzzeit bekommen. Alle Spieler sind wichtig.“ Im Training könnte sich jeder Spieler dafür anbieten, eingesetzt zu werden. Soweit das in den Übungseinheiten erkennbar ist, tun das auch die meisten.

Nun ist es nur zu verständlich, dass Spieler, die kaum spielen dürfen, unzufrieden sind. Doch genau um sie muss sich ein Trainer – und mit ihm seine Assistenten – besonders intensiv und einfühlsam kümmern. Wobei es fast schon erstaunlich ist, dass es öffentlich geäußerte Klagen von den Unberücksichtigten – gerne von den Spielerberatern über die Medien in die Öffentlichkeit getragen – bislang nicht gab.

Was den Umgang der Spieler untereinander betrifft, so zeigte eine Szene beim Spiel in Dresden, dass es um die Harmonie nicht gut bestellt ist. Beschwerden unter Mitspielern sind während eines Spiels nicht unnormal. Zuweilen folgt ein mehr oder weniger scharfer verbaler Austausch. Als jetzt aber Drexler dem Kollegen Florian Kainz vorhielt, den Ball nicht von ihm bekommen zu haben, legte der im Winter aus Bremen verpflichtete Flügelspieler den rechten Zeigefinger auf seine Lippen zum Zeichen dafür, dass der andere schweigen solle. Eine hochmütige Geste, die es in einem gesunden Betriebsklima nicht geben darf.

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