Hochrechnung bis zum Saisonende Punktequote des FC sollte für Klassenerhalt reichen

Köln · Der 1. FC Köln steht im Heimspiel gegen Werder Bremen unter Erfolgsdruck, ein Sieg würden dem Club den Klassenerhalt wieder ein Stück näher bringen. Sollte die Mannschaft ihre bisherige Punktequote bis zum Saisonende halten, ist der Verbleib in der Bundesliga durchaus wahrscheinlich.

 Im Hinspiel trennten sich die Kölner um Marius Wolf (l.) 1:1 von Werder Bremen.

Im Hinspiel trennten sich die Kölner um Marius Wolf (l.) 1:1 von Werder Bremen.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Werder Bremen hat vor einigen Tagen ein Bundesliga-Spiel gegen einen Gegner gewonnen, gegen den zwei Wochen zuvor auch der 1. FC Köln gerne gewonnen hätte: Eintracht Frankfurt. Der mutlose, in der Offensive leere und uninspirierte Auftritt bei den Hessen (0:2) ließ die Kölner jedoch ohne Punkte die Heimreise antreten. Überhaupt sammelte die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol in den vergangenen drei Liga-Partien exakt so viele Punkte wie nach den ersten drei Bundesligaspielen in dieser Saison: exakt null. Wo also sollte der FC die Überzeugung hernehmen, das Duell am Sonntag gegen die Bremer erfolgreich gestalten zu können? Zumal die mit reichlich Überzeugung in ihre eigene Qualität nach dem nicht unverdienten 2:1 gegen das Team der Stunde aus Frankfurt in Köln aufschlagen werden.

Nun lässt sich vieles drehen, vieles wenden in diesem Spiel der großen Gefühle, das gerade ob der leeren Stadionränge ohne die ganz großen Emotionen auskommen muss. Denn das Denken in Zahlen und Statistiken ist weit verbreitet in diesem Sport, in dessen Regelwerk das Ziel des Spiels fest verankert ist: den Ball im Tor des Gegners unterzubringen. In den zurückliegenden drei Begegnungen gelang dieses vermeintliche Kunststück den Kölnern jedoch nur ein Mal. Was Leonardo Bittencourt, den Bremer und früheren Kölner, recht zuversichtlich auf das anstehende Duell bei seinem früheren Arbeitgeber blicken lässt. Der Sieg in Frankfurt habe „Rückenwind gegeben“, sagte der Offensivmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und stellte rasch unter Beweis, dass die Lektionen im Mathematikunterricht bei ihm offenbar nachhaltig gewirkt haben. „Gewinnen wir, sind wir acht Punkte vor dem FC. Verlieren wir, ist der FC nur noch zwei Punkte hinter uns.“

Die Aussicht auf den Klassenerhalt seiner Mannschaft, die aktuell in der Tabelle Platz zwölf einnimmt (26 Punkte), hat auch die Sinne von Trainer Florian Kohfeldt gestärkt. „Ich sag‘s ganz klar und offen: Diese beiden Spiele (in Köln, in Bielefeld, d. Red.) sind mega-, megawichtig für uns.“ Während die Bremer also dem Klassenerhalt ganz nahe sind, stellt sich die Situation beim FC anders dar. Das Polster auf den Relegationsplatz (Bielefeld) ist auf zarte drei Punkte geschmolzen. Und der erste direkte Abstiegsplatz liegt auch nur vier Zähler entfernt. Doch trotz der prekären finanziellen Situation, in der sich der FC auch durch die Folgen der Pandemie befindet, und der sportlichen Notlage: Die Möglichkeit, die Klasse zu halten – und allein dieses Ziel wurde vor der Saison formuliert -, ist nicht einmal unrealistisch. Zugute kommt den Kölnern dabei die Schwäche der Kontrahenten im Abstiegskampf. Die abgeschlagenen Schalker, die beinahe so viele Trainer in dieser Spielzeit zählen (fünf) wie Punkte (neun) werden sich sehr wahrscheinlich in die 2. Liga verabschieden. Auf erbärmliche 0,4 Punkte im Schnitt kommen die 04er, und auch Teams wie Bielefeld, Mainz und Hertha BSC kommen nicht von der Stelle.

Unter Gisdol in 46 Ligapartien durchschnittlich 1,09 Punkte

So wirklich ist das auch Gisdol in seiner bisherigen Amtszeit am Geißbockheim nicht gelungen. Mit dem FC holte der Fußballlehrer in 49 Partien (inklusive Pokal) saisonübergreifend durchschnittlich schwache 1,14 Punkte, in 46 Ligapartien kommt er auf einen Schnitt von 1,09. Das Kuriose: Sollte der FC unter Gisdol diese zu bemängelnde Quote beibehalten, könnte das mit dem Klassenverbleib durchaus funktionieren. Auf bis zu zwölf Punkte käme der Trainer und seine Profis bei noch ausstehenden elf Spielen. Die dann 33 Punkte würden wohl reichen. Im Schnitt genügten seit Einführung der Dreipunkte-Regelung in der Saison 1995/96 rund 34 Punkte zum sicheren Klassenerhalt (für die Relegation 32). Gut möglich allerdings, dass selbst 31 Punkte den FC sicher in den Zielhafen bringen könnten. 2009 kamen die Gladbacher auf diese Anzahl und sicherten damit, wenngleich als bislang einziges Team, die Klasse.

Mit nur 28 Punkten rettete sich dagegen der VfB Stuttgart vor zwei Jahren in die Relegation, drei Punkte mehr waren es im vergangenen Sommer, die dafür reichten. Der Kandidat: Bremen. Jene Bremer, die den Punkteschnitt des FC nun am liebsten weiter nach unten schrauben würden. Im niveauarmen Hinspiel gab es ein 1:1, und nicht einmal die FC-Fans waren sich später einig, ob sie sich über diesen Punkt zu freuen hatten, oder ob sie sich über die destruktive Spielweise ärgern sollten. „Ein ähnlich umkämpftes, enges Spiel erwarte ich wieder“, prognostiziert Bittencourt, der per Elfmeter zum späten Ausgleich an diesem tristen Novembertag traf, „der FC wird erneut nicht volles Risiko gehen.“

Nein, das ist in der Tat nicht zu erwarten. Denn in Ermangelung einer funktionsfähigen Offensive, insbesondere in der vordersten Reihe, wird Trainer Gisdol gegen Werder erneut auf sein defensiv ausgerichtetes System mir der Dreierkette setzen, in dem sich der FC seit dem 0:5 in Freiburg müht. Seit sieben Spielen gelang es nicht mehr, ohne Gegentor über die Runden zu kommen. Ein Feinschmecker-Spiel steht also nicht zu erwarten. Da mit dem frisch operierten Sebastiaan Bornauw und dem gelbgesperrten Rafael Czichos zwei Säulen wegbrechen, werden Jorge Meré, Jannes Horn und Sava Cestic die letzte Reihe bilden. Und darauf hoffen, dass die Gäste nicht ihr Frankfurt-Gesicht zeigen, sondern das aus der Hoffenheim-Partie eine Woche zuvor. Mit 0:4 gingen die Bremer unter.

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