Profi des 1. FC Köln Rafael Czichos berichtet über Gebrauch von Schmerzmitteln

Köln · Rafael Czichos, Sebastiaan Bornauw, Sebastian Andersson - die drei Profis des 1. FC Köln haben in jüngster Zeit unter Schmerzen gelitten. Verteidiger Czichos berichtete nun über die Leiden eines Fußballprofis, den Einsatz von Schmerzmitteln und seine Hoffnung, dass die beiden Kollegen bald wieder Spiele bestreiten können.

 FC-Innenverteidiger Rafael Czichos hofft auf die baldige Rückkehr seiner Teamkollegen Sebastiaan Bornauw und Sebastian Andersson.

FC-Innenverteidiger Rafael Czichos hofft auf die baldige Rückkehr seiner Teamkollegen Sebastiaan Bornauw und Sebastian Andersson.

Foto: dpa/Odd Anderson

Schmerzen sind Rafael Czichos nicht fremd. Im Gegenteil. Es dürfte ihm noch in ärgster Erinnerung sein, als er sich vor etwas mehr als einem Jahr eine schwere Verletzung an der Halswirbelsäule zuzog. Damals, das bestätigte der operierende Arzt, hatte der Abwehrspieler des 1. FC Köln „verdammt viel Glück“, dass er den 5:0-Sieg bei Hertha BSC nicht mit einer Querschnittslähmung bezahlte. Längst ist Czichos wieder zurück im brettharten Bundesliga-Alltag, nachdem er keine fünf Monate nach dem Schockmoment den Spielbetrieb wieder aufgenommen hatte.

Mit seiner schmerzvollen Erfahrung steht der frühere Kieler nicht allein. Sein Kollege Sebastiaan Bornauw musste sogar eine noch dramatischere Situation durchleben, wie jetzt bekannt wurde. Vor seiner geplanten Rücken-OP, berichtetete Czichos Abwehrkollege gerade in der FC-Doku „24/7“, hätten die Ärzte ihn für 24 Stunden in ein künstliches Koma versetzen müssen. Der Belgier hatte vor dem Eingriff eine allergische Reaktion auf ein Narkosemittel gezeigt. „Vor 20 Jahren wäre ich zu 90 Prozent gestorben“, sagte Bornauw, der seit Ende Januar ausfällt. „Die Ärzte sagten mir, meine Körpertemperatur stieg um ein Grad pro Minute. Wenn man nicht innerhalb von wenigen Minuten reagiert hätte, wäre ich explodiert.“

Inzwischen wurde er erfolgreich operiert, die Ärzte stellten bei Bornauw einen gutartigen Knochentumor an der Wirbelsäule fest. Selbstredend kamen bei ihm in diesem gesamten Prozess, bereits vor der Operation, Schmerzmittel zur Anwendung. Nicht unüblich in einer Branche, die oft die Leistungsfähigkeit der Protagonisten vor die Gesundheit stellt. Nun müssen es nicht immer solch drastische Vorfälle sein, die den Griff in den Medizinschrank begünstigen. Der als Jhon-Cordoba-Nachfolger verpflichtete Sebastian Andersson hatte seit Saisonbeginn mit undurchsichtigen Knie-Problemen zu kämpfen. Über seine Schmerzen ließ er kürzlich verlauten, er habe „mehr und mehr Pillen geschluckt“.

Czichos: Ärzte achten auf Notwendigkeit von Schmerzmitteln

Czichos sieht die Situation bei dem schwedischen Nationalspieler differenzierter. Als einzige Sturmoption habe Andersson zu Beginn der Saison signalisiert, dass „er uns so gut wie möglich helfen will“, sagt er und verweist auf den Einsatz von Schmerzmitteln bei dem Angreifer. Gleichwohl: „Jedem war bewusst, dass das nicht auf Dauer ist. Bei Sebastian wurde dann schnell die Notbremse gezogen.“ Wichtig ist Czichos darauf hinzuweisen, dass „wir nicht zehn Spieler auf dem Platz haben, die sich vorher etwas reingeworfen haben. Da wird von der medizinischen Abteilung gut darauf geachtet“.

Der im saudi-arabischen Dschidda geborene Defensivspezialist selbst hatte ein ähnliche Situation erlebt, als er beim VfL Wolfsburg am Beginn seiner Karriere stand. Dort trainierte er länger als ein halbes Jahr nur unter der Wirkung von Schmerztabletten, weil die Verletzung nicht diagnostiziert werden konnte. „Ich kenne das Problem“, sagt Czichos, „das muss jeder Spieler für sich selbst entscheiden. Ich war sehr jung zu der Zeit.“

Heute würde er sich anders verhalten, dennoch: „Es kommt auf die Situation an. Sind nur noch zwei Spieltage zu absolvieren, und es geht um alles, dann nehme ich noch mal zwei Wochen länger Schmerzmittel. Ansonsten ist die Gesundheit von jedem wichtiger als jedes Spiel.“ Jeder einzelne könne „die Reißleine ziehen, dann hat – zumindest bei uns – jeder Verständnis dafür“.

Die Leidenszeit von Andersson neigt sich dem Ende zu. Ebenso wie Offensivspieler Florian Kainz ist er wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und könnte nach der Länderspielpause eine Option für die Partie beim VfL Wolfsburg am Ostersamstag werden. Bornauw trainiert vorerst individuell, könnte aber ebenso in dieser Saison noch eingreifen. Für Czichos wertvolle Alternativen im Kampf um den Klassenerhalt. „Seb Bornauw ist ein Baum, eine Maschine, und wir sind uns sehr sicher, dass er bald wieder bei uns dabei sein und seinen riesigen Körper in alles reinwerfen wird.“

Czichos sieht Offensive nicht optimal strukturiert

Reinwerfen würde auch Andersson gegen Wolfsburg (Czichos: „Offensiv wie defensiv eine richtig gute Mannschaft“) am liebsten alles, was er zu bieten hat. Darauf hofft auch Czichos. „Es ist schön zu merken, wenn man den Ball als Innenverteidiger hat, dass da vorn ein gelernter Neuner ist, der den Ball gerne in den Fuß haben will, ablegen und festmachen kann. Seb ist eine Personalie, die uns extrem gut tun kann in den nächsten Wochen.“

Ein weiteres Wechselspiel in einer durch zahlreiche Wechsel geprägten Saison ist also durchaus vorstellbar und sogar gewünscht. Denn aus der sicheren Distanz eines Abwehrspielers ist auch Czichos nicht verborgen geblieben, dass die Defizite im Sturm jene in der Abwehr sogar übertreffen. „Wenn wir auf die Offensive gucken, muss man sagen, dass diese im Kader nicht optimal strukturiert ist. Wir brauchen nicht drum herumreden, dass wir da Probleme haben, vor allem im vordersten Bereich.“ Mit Andersson, so die Hoffnung, sollen die ein wenig gemindert werden.

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