Man of the Match Salih Özcan zeigt im Derby gegen Gladbach sein bestes Spiel im Trikot des 1. FC Köln überhaupt

Köln · Der 1. FC Köln lieferte ein fulminantes Derby gegen Borussia Mönchengladbach ab. Es gab viele Gewinner beim 4:1-Sieg. Der beste unter ihnen war aber ein gebürtiger Kölner: Salih Özcan.

 Kölner Jubel: Salih Özcan (Mitte) und Dejan Ljubicic (links) stürmen auf Torschütze Ondrej Duda zu.

Kölner Jubel: Salih Özcan (Mitte) und Dejan Ljubicic (links) stürmen auf Torschütze Ondrej Duda zu.

Foto: dpa/Marius Becker

Wer zu Beginn der Saison gedacht hatte, dieser vortreffliche Kämpfer könnte das Kämpfen in eigener Angelegenheit frühzeitig einstellen, muss sich nun in seiner Einschätzung getäuscht sehen. Salih Özcan hat unbeirrt weitergearbeitet, auf seine Chance gewartet (ohne in Lethargie zu verfallen), seine Chance bekommen – und sie genutzt. Inzwischen hat der 23-Jährige, dem manch Kritiker lange eine Stagnation oder gar ein Rückschritt in seiner Leistung vorgeworfen hatte, ein Niveau erreicht, das die Fantasie anregt, er könne sich beim 1. FC Köln nachhaltig durchsetzen. Mehr noch: Mit den Vorstellungen, die der Mittelfeldspieler derzeit für seinen Leib-und-Magen-Verein abliefert, hat er deutlich unterstrichen, dass sein Weg zu einer festen Größe bei den Kölnern schon jetzt vor einem erfolgreichen Ende steht.

Denn dass es nicht nur sporadische Höchstleistungen sind, die der Ehrenfelder für den Club abliefert, dem er seit der Jugend angehört, hat er gegen Mönchengladbach bewiesen. Wie schon in der Partie gegen Mainz (1:1), in der er nicht nur als Torschütze glänzte, war er auch diesmal der beste Spieler auf dem Rasen. Zugegeben, es war eine engere Wahl als vergangene Woche. Doch weder der sehr überzeugende Auftritt von Mittelfeldkollege Dejan Ljubicic, der seinen ersten Bundesliga-Treffer erzielte, noch der fehlerfreie Vortrag von Marvin Schwäbe im Tor, der Timo Horn mit einer erstaunlichen Ruhe und starken Reflexen vorzüglich vertrat, kamen ganz an die Gesamtnote Özcans beim fulminanten 4:1 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach heran: 1! Ohne Wenn. Ohne Aber.

Özcans Gesamtnote: 1

Selbst Steffen Baumgart, dem das Aussprechen individuellen Lobs sonst so häufig zu entlocken ist wie ein herzerfrischendes Lachen außerhalb seines eigenen Kellers, kam nicht umhin, die ganz große Streicheleinheit anzusetzen. Er stelle ungern einen Spieler heraus, sagte der Trainer. Die doppelte Besonderheit des Tages dabei: Er strahlte. „Was Salih heute abgerissen hat, was er an Zweikämpfen gewonnen hat und immer wieder angetrieben hat“, sagte Baumgart fasziniert und unter dem Eindruck der Galavorstellung seiner Nummer 6 im Derby. Salih sei ein „Kölner Junge, durch und durch. Und er hat das Derby, glaube ich, auch über 90 Minuten genossen“. In der Tat, es war ein Auftritt Özcans, dem sein Coach „eine überragende Leistung“ bescheinigte, zum Genießen.

Augenscheinlich tat dies der Hochgepriesene, der vor einigen Wochen nur aufgrund der Verletzung Ellyes Skhiris in die Mannschaft kam, selbst auf dem Platz: Er genoss. Zu seiner schier unermüdlichen Kampfkraft gesellte sich gegen die favorisierten Gladbacher eine neue Ballsicherheit. An der Seite Skhiris organisierte er den Widerstand im Kölner Mittelfeld, fing Bälle antizipierend ab, klaute, behauptete sie. Für die Gäste war Özcan so etwas wie eine ständige Nervenbelastung, ein Schmerzverursacher. Elf Kilometer spulte der Kölner ab, und es schien, als seien die Ausmaße des Platzes nicht ausreichend, seinem Eroberungsgeist gerecht zu werden. Özcan hatte hinter Benno Schmitz die zweitmeisten Ballkontakte beim FC (59). Stark auch seine fast 80-prozentige Passquote im Hochdruckgebiet des Feldes, seine Zweikampfquote von 71 Prozent.Doch wie es sich für einen Mannschaftssportler gehört, reichte Özcan die Lorbeeren gleich weiter. „Wir freuen uns riesig“, sagte er, „das war über die gesamten 90 Minuten eine herausragende Teamleistung.“

Vier Derbys, vier Siege mit Özcan

Gleichwohl: Seine eigene perfekte Statistik in den direkten Duellen mit den wenig geliebten Borussen wollte er dann doch nicht unerwähnt lassen. „Verrückt!“, jubelte er, „Die Statistik geht weiter.“ Vier Derbys mit Özcan als Protagonist, vier Siege: einem gebürtigen Kölner dürfte das runtergehen wie Kölsch. Özcan kann das nur bestätigen: Ein Derby-Sieg sei „das Größte, was es gibt. Ich wollte heute mit vollem Elan in die Zweikämpfe gehen und jetzt sind wir einfach stolz“.

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