Historischer Erfolg So emotional war der Derbysieg des 1. FC Köln

Mönchengladbach · Vor der Südtribüne, jubelten und tanzten die Akteure des 1. FC Köln, von den eigenen knapp 10 000 Fans gefeiert. Seit 32 Jahren hat der FC nicht mehr beide Rheinderbys in einer Spielzeit gewinnen können.

Historischer Erfolg: So emotional war der Derbysieg des 1. FC Köln
Foto: dpa/Marius Becker

Zwischen Freud und Leid lagen 60, vielleicht 70 Meter. Der Unterschied der Geräuschkulisse hätte nicht größer sein können. Auf der einen Seite, vor der Nordtribüne, wurden die frustrierten Spieler von Borussia Mönchengladbach von ihren Anhängern gnadenlos ausgepfiffen. Auf der anderen Seite, vor der Südtribüne, jubelten und tanzten die Akteure des 1. FC Köln, von den eigenen knapp 10 000 Fans gefeiert. Während diese wechselweise ihr Dasein als „Derbysieger“ und den Traum von einem Spiel in „Mailand“ intonierten, befand sich Steffen Baumgart in sicherem Abstand hinter seinen Spielern und verfolgte das Treiben. Ganz still, mit den Händen in den Taschen stand er da und ließ den Moment auf sich wirken. Den Moment, aber auch das 3:1, ein fast schon historisches Ergebnis. Seit 32 Jahren hat der FC nicht mehr beide Rheinderbys in einer Spielzeit gewinnen können. „Das war einfach geil. Der zweite Derbysieg in einer Saison – ich denke, die ganze Stadt ist zufrieden und wir erst recht“, sagte Anthony Modeste.

Schließlich suchte auch der Kölner Trainer den Weg zu den Fans und ließ sich ebenfalls feiern. „So oft ist uns das nicht passiert, dass wir zwei Derbys so gewinnen, und dann ist es auch mal gut, wenn du als Trainer in die Kurve gehen darfst, weil es genug Situationen gibt, da möchtest du nicht unbedingt hin“, sagte Baumgart. Mit „so gewinnen“ meinte der Trainer wohl die Überlegenheit, mit der der FC auch das Auswärtsspiel gegen Gladbach gewann. Zwar waren die Fohlen von Beginn an präsent und druckvoll, der FC aber zielstrebiger und vor allem kaltschnäuziger. So nutzte Modeste bereits die erste Chance zur Kölner Führung. Seit Mitte Februar hatt der Torjäger nicht mehr getroffen. Nach einem feinen Pass von Florian Kainz stand Modeste völlig frei und nutzte den ersten Ballkontakt mit seinem „schwachen“ linken Fuß zum 1:0.

„Dass wir über den Flügel kommen, macht unser Spiel über die ganze Saison aus. Man sieht ja auch, Tony hat schon so viele Tore gemacht. Das zeichnet uns aus, dass wir da ganz gut durchkombinieren und über die Flügel kommen“, sagte Kainz. „Das trainieren wir die ganze Zeit unter der Woche. Wenn dann solche Spielzüge aufgehen, freuen wir uns sehr.“ Kainz hatte allen Grund sich zu freuen. In den vergangenen Wochen hatte der Österreicher seine Form gesucht, nur selten für Gefahr gesorgt. Gegen Gladbach war er einer der Matchwinner. Auch, weil der andere überragende Mann Kainz das 2:0 auflegte. Mark Uth, stark von Salih Özcan und Dejan Ljubicic freigespielt, passte von der Grundlinie ins Zentrum, Kainz vollendete zum 2:0. „Wir haben alles reingehauen und wir wollten diesen Derbysieg unbedingt. Es gibt nichts Schöneres“, sagte der Offensivspieler.

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Der FC trifft zum richtigen Zeitpunkt

Möglicherweise hätte die Begegnung eine andere Wendung genommen, wenn Gladbach eine kurze Drangphase zum Anschlusstreffer genutzt hätte. Doch Jonas Hofmann schob den Ball nicht nur gefühlvoll an Marvin Schwäbe, sondern auch am Torpfosten vorbei. Wieder gab der FC die schnelle und aus Kölner Sicht richtige Antwort. Dieses Mal in Person von Ljubicic. Erneut gab Uth die Vorlage. Köln zeigte sich extrem kaltschnäuzig, zumindest in den ersten 45 Minuten. „Die erste Halbzeit war dann auch wie sie gelaufen ist, auch mit der Konsequenz vorm Tor. Das war sehr, sehr gut gespielt“, sagte Baumgart, der aber nicht restlos zufrieden war. „In der zweiten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass wir ein bisschen mehr abgesichert haben, was mir nicht so gefallen hat. Vielleicht haben sie auch vor der eigenen Courage Respekt gehabt. Deswegen haben wir nicht jedes Ding nach vorne durchgespielt.“

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Gladbach mühte sich zwar, war aber weiterhin eher ungefährlich. Für die größte Gefahr sorgte Marvin Schwäbe, der einen Ball aus Versehen in Richtung eigenes Tor abwarf. Auch der FC war nicht mehr so zielstrebig. Ellyes Skhiri und Modeste kamen zu Abschlüssen, erfolglos. In der Schlussphase verkürzte Breel Embolo noch einmal, der Kölner Sieg geriet zu diesem späten Zeitpunkt aber nicht mehr in Gefahr. „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu häufig den Ball verloren und zu wenige Bälle festgemacht. Das hätte man ein bisschen besser machen können, aber ich danke, man kann heute nicht meckern“, sagte Uth. Vielleicht über die mangelnde Chancenverwertung in der Nachspielzeit, denn alleine der eingewechselte Tim Lemperle hätte noch zwei Treffer erzielen können.

Emotionaler Empfang am Geißbockheim

Als Die Spieler wenige Minuten später den Weg in die Kurve suchten, waren die vergebenen Möglichkeiten bereits vergessen. „Die Atmosphäre draußen, das ist ja das, was wir uns gewünscht haben. Dass es ein friedliches Derby wird. Mehr kannst du dir gar nicht wünschen“, sagte Baumgart. Und das war es weitestgehend. Einige Gladbacher Anhänger versuchten zwar in den Kabinentrakt zu gelangen, konnten aber von Fohlen-Kapitän Lars Stindl beruhigt werden. Ruhe erhoffte sich auch Steffen Baumgart. „Wenn ich dann im Bus sitze, bin ich platt und bin froh, wenn ich Zuhause bin und schlafe relativ schnell ein“, sagte der Trainer. Das musste noch ein wenig warten. Denn die Kölner Anhänger bereiteten den Spielern am Geißbockheim einen weiteren emotionalen Empfang, als der Mannschaftsbus gegen 23 Uhr vorfuhr. In Gladbach war es da schon weitestgehend wieder still. Freud und Leid lagen da etwa 50 Kilometer auseinander.

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