Stabile Defensive, schwache Offensive 1. FC Köln fehlt die richtige Balance

Köln · In den vergangenen Spielen präsentierte sich der 1. FC Köln in der Defensive zunehmend gefestigt, die Schwachstelle bleibt jedoch die Offensive. Eine Besserung ist nicht in Sicht.

 Zuletzt verlor der 1. FC Köln gegen Stuttgart.

Zuletzt verlor der 1. FC Köln gegen Stuttgart.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Trotz des frühlingshaften Wetters rund um das Geißbockheim ging ein kleiner Lichtblick fast schon wieder unter. FC-Kapitän Jonas Hector nahm am Sonntag wieder an einer Kleinspielform teil, die muskulären Probleme scheinen überwunden. Noch am Samstag hatte der ehemalige Nationalspieler zwischen den Reservespielern in zivil die 0:1-Niederlage seiner Kölner gegen den VfB Stuttgart mit angesehen und so manche Entscheidung der Schiedsrichter lautstark kommentiert.

Der Fokus richtete sich am Sonntag aber auf die Brandrede von Sportdirektor Horst Heldt sowie unterschiedliche Auffassungen über die taktische Ausrichtung. Zwischen den Zeilen kann man – je nach Auslegung – eine Diskrepanz zwischen Spielern und Trainer lesen. Die Akteure monierten, man habe nicht genug nach vorne investiert, Coach Markus Gisdol setzt stoisch – auch gegen Mannschaften auf Augenhöhe – auf seine Defensivtaktik. Eine Disharmonie hinter verschlossenen Türen schloss Heldt allerdings vehement aus und verteidigte einmal mehr die taktischen Vorgaben seines Trainers. „Es gibt immer einen Plan, aber es wird keiner daran gehindert, Leistung abzuliefern, aktiv zu sein“, sagte der 51-Jährige.

Dass es einen Plan gibt, steht außer Frage. Dieser lautet „stabile Defensive“. Gisdol hat den Fokus auf ein kompaktes Mittelfeld gerichtet und mit der Fünferkette seine taktische Ausrichtung gefunden. Diese Vorgabe hat auch gegen den VfB Stuttgart funktioniert. „Stuttgart hat schon oft bewiesen, dass sie in der Lage sind, es zu nutzen, wenn der Gegner ihnen Räume bietet“, sagte Heldt, der auch an die Offensivbemühungen der Schwaben aus der Hinrunde erinnerte.

Kölner Defensivtaktik funktioniert

Tatsächlich kam der VfB dank der Kölner Taktik am Samstag nur zu wenigen nennenswerten Aktionen. Neben dem Treffer von Sasa Kalajdzic vergab Silas Wamangituka die größte Chance. Die Innenverteidigung um Jorge Meré machte einen guten Job. Allerdings war die Kölner Hintermannschaft auf Sicherheit bedacht. Der Ball wurde lange in den eigenen Reihen gehalten. Ismail Jakobs und Kingsley Ehizibue funktionierten zudem auf den Außenpositionen. Sie nahmen die schnellen Außenspieler des VfB weitestgehend aus dem Spiel. Das kompakte Mittelfeld um Ellyes Skhiri, Elvis Rexhbecaj und Marius Wolf stopfte in der Rückwärtsbewegung Löcher, sie machten die Räume wie geplant eng, sodass der VfB sich auch über das Zentrum nicht entfalten konnte.

Allerdings beraubte sich der FC durch die taktische Maßnahme einmal mehr jeglicher Offensivaktionen. Die Umschaltmomente verpuffen nicht erst seit dem Stuttgart-Duell gefahrlos. Jakobs und Ehizibue fanden gegen den VfB in der Vorwärtsbewegung so gut wie gar nicht statt, Wolf ließ sich oft zurückfallen, spielte im Angriff dieses Mal keine Rolle. Da auch Ondrej Duda und Rexhbecaj wieder einen schwachen Tag erwischten, belief sich der Offensivdrang auf Nadelstiche, die die Kölner setzen wollten, aber nicht setzen konnten. Die Spieler erstarrten förmlich in ihren Defensivaufgaben, als hätten sie den Plan für die Offensive vergessen. Der Fokus liegt auf dem Zerstören, ein kreatives Spiel konnte sich so nicht entfalten.

Heldt forderte Spieler, die sofort helfen

So beliefen sich die Angriffsbemühungen weitestgehend auf Standardsituationen und Distanzschüsse sowie lange Bälle auf Emmanuel Dennis, in der Hoffnung, der Neuzugang könne diese festmachen. Doch auch diese Maßnahme griff wieder einmal nicht. Dennis' Laufwege in die Tiefe stimmen nur selten mit den gespielten Pässen seines Teams überein. Der Nigerianer wirkt nach wie vor wie ein Fremdkörper. „Seit wie vielen Tagen ist er denn hier? Gerade in der Offensive ist das Feintuning wichtig“, erklärte Heldt am Sonntag. „Er muss sich erst einmal an die Bundesliga gewöhnen.“

Dass die angesprochene Eingewöhnung nach vier Wochen noch nicht abgeschlossen ist, ist nicht verwunderlich. Allerdings war es auch Heldt, der bei den Winterplanungen von potenziellen Neuverpflichtungen sprach, die dem FC sowohl qualitativ als auch mit ihrer Erfahrung sofort helfen sollen. Das ist weder bei Dennis noch bei Max Meyer der Fall. „Wir haben im Sturmzentrum in dieser Saison nicht die Spieler, die ein Tor nach dem anderen schießen, die uns aber gut tun würden“, gab Gisdol nun zu. Allerdings ist es bezeichnend, dass ausgerechnet Meyer im Duell gegen Stuttgart frischen Wind in die Begegnung brachte.

Die FC-Einzelkritik zum Stuttgart-Spiel
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Gegen den Spitzenreiter Bayern München wird der FC auch am kommenden Samstag defensiv spielen. Alles andere wäre fahrlässig. Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer: Gegen Topteams – wie etwa bei der 1:2-Niederlage im Hinspiel – machen die Geißböcke ihre besten Saisonspiele.

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