„Wir sind weit unter manchem Zweitligisten“ Steffen Baumgart fordert bessere Infrastruktur für den 1. FC Köln

Köln · Eigentlich wollte sich FC-Trainer Steffen Baumgart am Donnerstag auf der obligatorischen Pressekonferenz zum Spiel gegen Leipzig äußern, er hielt aber auch eine flammende Rede über die fehlende Infrastruktur des Vereins.

„Wir sind weit unter manchem Zweitligisten“: Steffen Baumgart fordert bessere Infrastruktur für den 1. FC Köln
Foto: dpa/Marius Becker

Steffen Baumgart mag in Bezug auf seine Trainer-Fähigkeiten nicht auf pure Emotion reduziert werden. Jene Emotion, die die Kölner Anhänger seit Wochen oder Monaten in Euphorie versetzt. „Es mag vielleicht überraschen, aber ich habe auch das Gefühl, dass ich ein bisschen Ahnung vom Fußball habe. Es gibt welche, die besser sind. Aber ganz dumm bin ich nicht“, sagte er auf der Pressekonferenz vor dem Leipzig-Spiel. „Ich höre oft, dass es um Emotionen und Leidenschaft geht, aber das Selbstvertrauen habe ich, dass ich beim Gegner schon etwas erkenne und unser Spiel besser machen kann. Da gehört mehr zu als Emotion.“

Dass er mehr als nur Emotionen beherrscht, zeigt sein Team seit Saisonbeginn eindrucksvoll. Dass Baumgart und Emotionen nur schwer zu trennen sind, darauf weist aber eben jene PK hin. Ein Interview von Lukas Podolski im „Kicker“ war der Auslöser für eine gefühlsbetonte Rede des Trainers. „Über das Potenzial des FC sprechen wir schon seit Jahrzehnten. Ausgeschöpft hat es der Verein gar nicht“, hatte das FC-Idol dort gesagt.

Baumgart hält flammende Rede

Darauf angesprochen reagierte Baumgart zunächst noch mit einem lockeren Spruch. „Poldi hat nicht Unrecht. Fakt ist aber auch, dass er ein Teil davon war. Als er hier war, hat sich der Verein auch nicht weiterentwickelt“, sagte Baumgart und legte dann richtig los. „Grundsätzlich geht es ja immer darum, Vereine weiterzuentwickeln. Und es gibt hier auch in der Umgebung zahlreiche Vereine, die das geschafft haben. Der Verein hat nicht alles ausgeschöpft, was man ausschöpfen kann. Aber manchmal ist auch einfach nicht die Unterstützung da.“ Das „Drumherum“ sei nicht bundesligareif sagte der Trainer und nicht nur das: „Wir haben zum Teil Möglichkeiten, die sind unter manchem Zweitligisten. Ich möchte niemanden einladen, durchs Nachwuchsleistungszentrum zu gehen, ich möchte niemanden in  die Kabinen einladen“, so  Baumgart weiter.

Aktuell habe er einen grandiosen Trainingsplatz und ein grandioses Stadion, doch schon in einigen Wochen würden die Plätze von Löchern übersät sein. „Ich möchte nicht hören, was nicht geht. Ich möchte hören, was geht“, sagte der Trainer weiter. Der FC plant seit Jahren das Trainingsgelände und das Nachwuchsleistungszentrum auf den Gleueler Wiesen auszubauen, die Anzahl der Plätze zu erhöhen. Trotz geltender Beschlüsse stellt sich die Politik quer. Zudem reichten Umweltverbände Klage ein. Erst im Frühjahr 2022 soll über den Ausbau gerichtlich entschieden werden. „Ich bin zuversichtlich, dass die Parteien im Rat zustimmen, wenn die Klage aus unserer Sicht positiv entschieden wird“, sagte Finanzboss Alexander Wehrle dem GA im Sommer.

„Es gibt Menschen, die es auszeichnet, einfach mal dagegen zu sein, ohne Lösungen anzubieten. Da stoßen wir an unsere Grenzen“, sagte Baumgart. „Der FC schöpft sein Potenzial nicht aus, da gebe ich Poldi recht, aber es gibt auch viele Baustellen, die behindert werden.“  Für den Kölner Trainer nicht nachvollziehbar. Immerhin sei der FC für die Stadt der größte Werbeträger. Er erwarte Lösungen. „Wir wollen alle im Boot haben“, ergänzte Baumgart. „Ich wünsche mir, dass wir alle an einem Strang ziehen, um einen geilen Weg nach oben zu finden.“ 

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