Stadionbesuch Für diesen FC-Fan wurde ein Herzenswunsch wahr

Köln · Die Stiftung des 1. FC Köln hat Egzon Osmani seinen Herzenswunsch erfüllt – das Spiel gegen Schalke live im Stadion zu sehen. Für den 28-Jährigen ist ein Stadionbesuch keine Selbstverständlichkeit, denn er leidet seit seiner Geburt an Muskelschwund.

 Überraschung im Stadion: Frigga Franke von der FC-Stiftung überreicht Egzon Osmani ein Trikot, auf dem alle FC-Profis unterschrieben haben.

Überraschung im Stadion: Frigga Franke von der FC-Stiftung überreicht Egzon Osmani ein Trikot, auf dem alle FC-Profis unterschrieben haben.

Foto: Leon Causemann

Es ist einer dieser warmen Sommertage. Die Wolken haben sich verzogen, die Sonne brennt. Kein Hauch von Wind und schon gar kein Fritz-Walter-Wetter. Im Schatten des Müngersdorfer Stadions stehen Schlangen an den Büdchen. Mit vollen Plastikbechern wird sich zugeprostet, bis zum Anstoß sind es noch 60 Minuten. „Ich bin fasziniert von diesem Stadion“, sagt Egzon Osmani. Mit kleinen Handbewegungen manövriert er sich
und seinen elektrischen Rollstuhl durch das große Durcheinander. Er lässt die backsteinernen Abelbauten hinter sich, dem rot-weißen Menschenstrom entkommt er jedoch nicht.

Er habe ein gutes Gefühl, meint Osmani auf dem Weg zu seinem Platz. „Aber Anthony Modeste ist weg, das tut schon weh.“ Der Kölner Torgarant ist auf dem Weg nach Dortmund. Die Nachricht verbreitet sich schnell und das Ende der Osttribüne kommt langsam näher.

Mit dem Stadionbesuch geht für den 28-Jährigen ein Traum in Erfüllung

Vor drei Monaten hatte Osmani das Duell gegen Wolfsburg gesehen. Der 1. FC Köln hatte damals verloren und war dennoch in die Conference League eingezogen. „Das hat mich so beeindruckt, da wollte ich so schnell wie möglich hier im Stadion sein.“ Nun ist er zum ersten Saisonspiel live vor Ort. Und mit dem Spiel gegen Aufsteiger Schalke 04 geht für den 28-Jährigen ein Traum in Erfüllung.

Seit seiner Geburt leidet Osmani unter Muskelschwund. Ein Stadionbesuch ist für ihn daher keine Selbstverständlichkeit. „Wenn wir mitbekommen, dass wir in solchen Fällen einen Stadionbesuch möglich machen können, dann geben wir natürlich alles, damit das klappt“, erzählt Frigga Franke. Sie arbeitet für die Stiftung des 1. FC Köln und begleitet Osmani zu seinem Platz. Der liegt gleich auf Höhe des Fünfers. Aus einer kleinen, weinroten Schachtel zieht Franke ein Trikot hervor. Die ganze Mannschaft des FC hat darauf unterschrieben. Nur eine kleine Kopfbewegung nach rechts und die Spieler sind in Sicht. Sie wärmen sich auf, Osmani hebt den Daumen und freut sich über sein Geschenk.

Auch sonst hat das Stadioninnere viel zu bieten: Fotos und Videos des 28-Jährigen landen schnell in seinen WhatsApp-Chats. Unmittelbar zwischen den ordentlich aufgereihten Rollstühlen wuselt ein Mann umher. Er reicht Getränke an, ehe er für einen Moment seine Aufgabe zu vergessen scheint: Tausende Schals werden waagerecht in den Himmel gestreckt. Unter ihnen wird gesungen. „Die Hymne gefällt mir sehr gut“, meint Osmani glücklich.

Der Schiedsrichter startet die Partie, die Fans hören nicht auf zu singen – die Choreografie wird eingehalten. Nur die Geißböcke legen einen Stotterstart hin. Schalke geht schnell in Führung. Aber der Videoschiedsrichter greift ein. Osmanis Jubel verschwimmt mit dem Jubel Tausend anderer, denn der Treffer wird nicht gegeben. Danach wird der FC besser, aber Modeste-
Ersatz Florian Dietz verpasst die Riesenchance zur Führung. Dann ist Halbzeit.

Osmani ist Botschafter des Düsseldorfer Kinder- und Jugendhospizes Regenbogenland

Es gibt Cola und Pommes mit Ketchup. „Köln ist die bessere Mannschaft, hier passiert noch was“, meint Osmani kurz und überzeugt. Er schwingt keine großen Reden, aber sagt seine Meinung klar, überzeugt und selbstbewusst. Unverblümt spricht er von seinen Erfahrungen aus dem Hospiz. Seit sechs Jahren ist er Botschafter des Düsseldorfer Kinder- und Jugendhospizes Regenbogenland – und der erste nicht-prominente Botschafter. Er wolle etwas zurückgeben, sagt er. „Viele denken bei Hospiz immer nur an den Tod. Aber das ist nicht so. Das Leben steht im Vordergrund.“ Es ist kein gewöhnliches Halbzeitgespräch. Das Thema ist kein alltägliches. Dennoch fühlt es sich gut an, denn Osmanis Worte nehmen die Distanz.

Die Sonne schiebt sich über das Stadiondach der Haupttribüne und flutet die Ostseite des Stadions mit Licht. Die Gesichter der Fans fangen an zu strahlen. Denn nach der Halbzeit geht Köln schnell mit 2:0 in Führung. Später trifft auch noch Dejan Ljubicic und der FC gewinnt das Spiel mit 3:1. „War doch klar, wer gewinnt“, sagt Osmani und grinst. Dass der Rückweg zum Auto etwas dauert, ist ihm egal. Da bleibt sogar noch Zeit für den Fanshop – es wird ein neues T-Shirt mit dem Geißbock auf der Brust. Gelassen geht es danach weiter. Mit kleinen Handbewegungen manövriert sich Egzon durch die Menschenmenge. „Das hat Bock auf mehr gemacht. Am liebsten würde ich direkt wieder ins Stadion.“

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