Die FC-Analyse zum Leipzig-Spiel Wäre ein Sieg des 1. FC Köln wirklich unverdient gewesen?

Analyse | Köln · Nach dem 1:1 gegen Leipzig überwog beim 1. FC Köln die Freude über das gute Spiel und den Punktgewinn. Dabei wäre noch mehr möglich gewesen. Aber wäre ein Sieg auch verdient gewesen?

Die FC-Analyse zum Leipzig-Spiel: Wäre ein Sieg des 1. FC Köln wirklich unverdient gewesen?
Foto: dpa/Marius Becker

Die Szene sorgte auch noch am Tag nach dem 1:1 des 1. FC Köln gegen RB Leipzig für Diskussionen. Der Kölner Angreifer Sebastian Andersson war in der Nachspielzeit alleine auf RB-Keeper Peter Gulacsi zugelaufen, zog ab, scheiterte aber am Leipziger Schlussmann. Dieser ließ den Ball vor die Füße von Ondrej Duda abprallen. Aus kurzer Distanz brachte der Slowake den Ball nicht im Netz unter. „Erst einmal war ich froh, dass wir in dieser Phase noch einen Angriff starten konnten. Dass sie einfach nochmal nach vorne marschiert sind“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart. „Wenn Ondrej den Ball anders trifft, geht das Spiel 2:1 aus.“

Doch Duda traf den Ball nicht anders, das Tor gar nicht, dafür den Leipziger Torhüter. Es blieb beim 1:1, Köln verpasste den greifbaren Sieg. „Das wäre vielleicht ein wenig unverdient gewesen, aber da fragt am Ende auch keiner mehr nach“, sagte Gulacsis Gegenüber Timo Horn. „Es wäre riesig gewesen, wenn wir den noch reingemacht hätten.“ Aber wäre der Siegtreffer der Kölner wirklich unverdient gewesen? Baumgart hatte vor der Begegnung versprochen, dass sein Team mit offenem Visier volle Offensive spielen würde.

Der 1. FC Köln mit ähnlicher Statistik wie Leipzig

Das taten die Geißböcke von Beginn an. Schon in den ersten Minuten probierten sich die Kölner mit ihrer aktuell gefährlichsten Waffe: den Flanken. 15 Mal schlugen Kölner Spieler während der 90 Minuten das Leder aus dem Spiel heraus in Richtung Tor, Leipzig gelangen insgesamt neun Flanken. Immer wieder suchten die Außen das Zentrum, vor allem Anthony Modeste. Weiterhin ist der FC in der Kategorie „Flanken aus dem Spiel heraus“ Ligaspitze. Der Gast war dennoch in der Anfangsphase das gefährlichere Team. Vor allem dank individueller Fehler der Kölner. Sowohl im Zweikampfverhalten, als auch im Spielaufbau lief in den ersten Minuten nicht alles glatt. Jeder fünfte Ball landete beim Gegner.

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Leipzig profitierte dagegen von den eigenen individuellen Stärken. Mit wenigen Ballkontakten und gefährlichen Pässen in die Tiefe setzte das hochkarätig besetzte Mittelfeld um Dani Olmo und Kevin Kampl die Offensivspieler in Szene. Dabei suchten die Gäste meistens den ersten Weg durchs Zentrum. Vor allem Christopher Nkunku war während des gesamten Spiels ein absoluter Unruheherd, setzte Olmo und Dominik Szoboszlai immer wieder gefährlich ein und schoss fünf Mal aufs Kölner Tor. Neben Timo Horn verhinderten einmal der Pfosten und einmal Kingsley Ehizibue mit einer weltklasse Abwehraktion den ersten Liga-Saisontreffer des Franzosen.  

FC nur in der Torschussstatistk deutlich schlechter

Dennoch gestaltete der FC das Spiel lange offen, war in nahezu allen Statistiken den Sachsen ebenbürtig. Erst mit der Hereinnahme von Emil Forsberg nahm der Druck der Gäste noch einmal spürbar zu. Der Schwede belebte das Leipziger Spiel und war im Zentrum Dreh- und Angelpunkt. Forsberg setzte nicht nur seine Mitspieler geschickt ein, er sorgte auch selbst für Gefahr, erzielte auch einen Treffer, der allerdings wegen Abseits nicht gegeben wurde. Eine zweite Möglichkeit entschärfte Horn. Ab der 65. Minute verlagerte sich das Spiel zunehmend in das Kölner Schlussdrittel und die Torschussstatistik (14:18) zu Gunsten der Gäste. Leipzig war dem Siegtreffer in der Schlussphase deutlich näher. Timo Horn verhinderte Schlimmeres.

Anders als aber noch vor einer Woche gegen Freiburg blieben die Kölner weitestgehend ihrer offensiven Marschroute treu. Zwar sorgten sie in dieser Phase nur noch selten für ernsthafte Gefahr, dafür aber für Entlastung. Auch dank der beeindruckenden Laufleistung von Dejan Ljubicic, der nicht nur 12,5 Kilometer zurücklegte. Der Neuzugang führt mittlerweile die ligaweite Statistik der absolvierten intensiven Sprints an. Nicht umsonst schwärmte TV-Experte Lothar Matthäus nach der Begegnung von dem Österreicher. So liefen die Kölner knapp vier Kilometer (117:113) mehr als die Gäste. Einzig Bielefeld und Frankfurt haben bislang noch mehr Kilometer abgespult. Allerdings spürte man den Kölnern in der Schlussphase auch die Intesität des Spiels an. Pässe wurden nicht mehr genau gespielt, ein fitter, frischer Sebastian Andersson hätte vermutlich mehr aus der Schlusszene des atemberaubenden Spiels gemacht – von Ondrej Duda ganz zu Schweigen. „Aufgrund der zweiten Halbzeit muss man schon mit dem Punkt zufrieden sein“, brachte es Horn auf den Punkt.

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