Kölner Erfolgsrezept Welche Rolle spielt die Fitness beim 1. FC Köln?

Analyse | Köln · FC-Trainer Steffen Baumgart betont immer wieder, wie fit unter anderem Anthony Modeste ist. Und, dass die gute Vorbereitung zu seiner Leistungsexplosion beigetragen hat. Wir haben mit einem Experten gesprochen.

 Setzt zum Höhenflug an: Anthony Modeste befindet sich in Köln in starker Verfassung.

Setzt zum Höhenflug an: Anthony Modeste befindet sich in Köln in starker Verfassung.

Foto: dpa/Marius Becker

Zwölf Punkte und 13 Tore aus sieben Spielen – der 1. FC Köln ist beeindruckend in die neue Saison gestartet. FC-Trainer Steffen Baumgart wird nicht müde, den Schlüssel zum Erfolg zu betonen: hohe Intensität. Auch wenn der FC im Schnitt nicht wesentlich mehr läuft als noch in der Vorsaison, das Team geht den Gegner höher an, absolviert mehr intensive Läufe, wirkt insgesamt fitter. Das belegen auch die aktuellen Werte im Ligavergleich. Köln liegt auf Platz vier, was die absolvierten Kilometer angeht, auf Rang drei bei Sprints und auf Platz eins bei „intensiven Läufen“.

Vor allem an den Angreifern Anthony Modeste und Sebastian Andersson macht Baumgart die Entwicklung fest. In der Tat zeigen sich die beiden Angreifer in hervorragender Verfassung. Allen voran Modeste, der in den ersten sieben Spielen bereits vier Tore erzielte und eine Vorlage gab. „In diesem Sommer hat man gemerkt, dass er von Tag zu Tag wieder stärker wird“, sagt FC-Keeper Timo Horn. „Tore zu schießen ist für ihn wie Fahrradfahren. Das verlernt er nicht.“

Und doch scheint in der Sommerpause etwas passiert zu sein. „Tony hat das erste Mal seit Langem eine Vorbereitung von Anfang an mitgemacht“, erklärt Baumgart. Immer wieder wird die hervorragende Fitness der Angreifer hervorgehoben. Gegen Frankfurt liefen Andersson und Modeste um die zehn Kilometer, für Angreifer ein mehr als beachtlicher Wert.

„Ein gesunder Körper ist von Vorteil“

Aber ist damit der Aufschwung der Kölner Stürmer wirklich zu erklären? „Natürlich ist ein gesunder Körper von Vorteil. Ein Sportler, der fit ist, ist auch kognitiv leistungsfähiger“, sagt Daniel Memmert, Professor am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik an der Sporthochschule in Köln. „Ich denke aber, dass eine Mischung aus vielen Komponenten für die erfolgreiche Spielweise der Kölner verantwortlich ist. Klar, da ist das Körperliche. Das andere ist dann aber der Kopf. Ist man auch mental entspannter, steigert das die Leistung je nach Typ aber auch.“

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Foto: dpa/Marius Becker

Das scheint gerade bei Modeste der Fall zu sein. Aber auch Andersson erzielte nun seinen ersten Treffer und wirkte anschließend seltsam befreit, auch wenn er eine weitere Großchance liegen ließ. „Vielen Sportlern sind ihre Stärken durchaus bekannt, nur fehlt es ihnen gelegentlich an der Überzeugung, dass ihre Fähigkeiten in Drucksituationen auch zu den gewünschten Erfolgen führen“, sagt Thorsten Loch, sportpsychologischer Berater aus Hennef. Modeste wirkt wie verwandelt, erinnert an die Saison 2016/2017, als er Köln im Alleingang in die Europa League schoss. „Fußballspieler unterliegen aber auch immer gewissen Schwankungen. Anthony Modeste hatte ja auch eine Durststrecke bei Hoffenheim, da hätte keiner gedacht, dass er für Köln mal 25 Tore in einer Saison schießen würde“, sagt Memmert.

„Köln profitiert von der Breite des Kaders“

Dennoch spielt die Fitness eine große Rolle für das Kölner Erfolgsmodell. Und trotzdem setzen nicht alle Trainer, alle Teams so vehement auf die „hohe Intensität“, nicht auf den mitreißenden Offensivfußball. „Die Unterschiede in der Mannschaftsstruktur sind einfach zu groß. Das System passt nicht auf jede Mannschaft. Um so erfolgreich zu spielen, muss aber auch viel zusammenkommen“, sagt Memmert. „Der FC reitet gerade auf einer Euphoriewelle. Das kann auch Energien freisetzen.“

Und: Köln profitiert aktuell von der überraschend starken Breite des Kaders. „Da kommt gerade viel Qualität von der Bank“, sagt Memmert. „Da ist es natürlich auch von Vorteil, dass man aktuell mehr wechseln darf.“ Der Professor sieht die Kölner in Bezug auf die Fitness auch im Vorteil gegenüber international spielenden Teams. „Das sieht man ja aktuell in der Tabelle. Freiburg, Mainz, Köln stehen überraschend weit oben, Mannschaften wie Gladbach, Frankfurt oder Leipzig überraschend weit unten. Ich denke aber, dass sich das so langsam sortiert.“  

Erst einmal steht aber die Länderspielpause auf dem Programm. Von den aktuellen Kölner Stammspielern sind Ellyes Skhiri, Florian Kainz, Dejan Ljubicic und Ondrej Duda unterwegs. Die anderen Akteure bereiten sich ab Mittwoch in Köln auf die kommenden Spiele vor. So auch Anthony Modeste und Sebastian Andersson – ganz bestimmt auch in Sachen Fitness.

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