Abwehrchef und Konstante des 1. FC Köln Wie Rafael Czichos über seine Leistungen beim FC denkt

Köln · Abwehrchef Rafael Czichos ist in dieser Spielzeit einer der Leistungsträger des 1. FC Köln. Mit Kritik hat er in dreieinhalb Jahren Köln gelernt, umzugehen.

 Freude pur: Rafael Czichos nach dem 2:1 gegen Greuther Fürth im Oktober.

Freude pur: Rafael Czichos nach dem 2:1 gegen Greuther Fürth im Oktober.

Foto: dpa/Marius Becker

Das Rheinderby war erst wenige Sekunden vorbei, da hatte Marvin Schwäbe schon wieder viel zu tun. Der Keeper des 1. FC Köln hatte gerade noch in die Menge gejubelt, sein gelungenes Bundesliga-Debüt gefeiert, da sprang ihm Rafael Czichos in die Arme und reckte eine Faust in die Höhe. „Er hat ein richtig gutes Derby gespielt und mich hat es gefreut, dass er endlich sein Bundesliga-Debüt gefeiert hat“, sagte Czichos. „Das hat er sich verdient.“ Und das im Alter von 26 Jahren.

Der Kölner Innenverteidiger weiß genau, wovon er spricht. Auch Czichos musste sich sein Bundesliga-Debüt hart erarbeiten. Er spielte zunächst beim TSV Ottersberg in der Oberliga, wechselte in die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg, dann zum FC Rot-Weiß Erfurt und schließlich zu Holstein Kiel. Im Sommer 2018 folgte der Wechsel zum FC in die zweite Liga, das Bundesliga-Debüt gab er also im August 2019 gegen den VfL Wolfsburg. Da war Czichos schon 29 Jahre alt.

Köln hat in jedem Ligaspiel einen Gegentreffer kassiert

Mittlerweile ist er so etwas wie der Abwehrchef beim FC, die Konstante in der Innenverteidigung, in der sonst viel rotiert wird. Nahezu 1200 Spielminuten hat der Innenverteidiger in den Pflichtspielen abgespult. Einzig Jonas Hector stand länger auf dem Platz. Um ihn herum wechselt FC-Trainer Steffen Baumgart fleißig. Von einem festen Partner im Abwehrverbund kann also keine Rede sein. Für Czichos kein Problem. „Im Endeffekt verstehen wir uns alle auch im Training sehr gut. Da gibt es nicht die Situation, in der ich sagen würde, dass ich mit dem einen besser als mit dem anderen kann“, sagt er. „Der Trainer hat immer eine ganz gute Lösung gefunden.“

So lange laufen die Verträge der Profis des 1. FC Köln
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So lange laufen die Verträge der FC-Profis

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Foto: dpa/Marius Becker

 Tatsächlich gehört der FC in dieser Spielzeit zu den Mannschaften der Liga, die nur sehr wenige Chancen zulassen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Team in jedem Ligaspiel mindestens einen Gegentreffer kassiert hat. „Der Trainer hat es ja schon oft gesagt: Durch das hohe Anlaufen stehen wir das eine oder andere Mal etwas riskanter in der Defensive. Da bleibt es nicht aus, dass der Gegner Torchancen bekommt“, sagt Czichos. „Aber natürlich ist es für mich als Verteidiger immer das Ziel, zu Null zu spielen. Das haben wir dieses Jahr noch nicht geschafft. Ich hoffe, dass wir das am Samstag hinkriegen.“ Dann geht es gegen die Arminia aus Bielefeld (15.30 Uhr, Sky). Ausgerechnet gegen Bielefeld. Zwar hat Czichos von acht Spielen gegen die Arminia immerhin drei gewonnen, er blieb mit seinen Mannschaften gegen die Ostwestfalen aber nie ohne Gegentreffer. 

Czichos zahlt Trainer das Vertrauen zurück

Das soll sich am besten am Samstag ändern. Doch Czichos warnt vor der Arminia. „Sie arbeiten sehr aggressiv gegen den Ball. Sie stehen kompakt und haben ihre Mittel, ein Pressing gut zu überspielen“, sagt der Verteidiger. „Da müssen wir höllisch aufpassen, direkt von der ersten Minute da sein.“

Nicht immer „da“ war Czichos in dieser Spielzeit, zumindest in den Augen einiger Kritiker. Vor allem ein Gegentreffer gegen Union Berlin wurde dem Abwehrspieler von einigen Fans als Fehler ausgelegt, als er unter Druck einen Fehlpass spielte. Mit der Kritik kann Czichos umgehen. „Wenn das etwas Neues für mich hier in Köln gewesen wäre, hätte es mich vielleicht beeinflusst“, sagt er gelassen. Denn mit Baumgart hat er einen Befürworter. „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer. Wir gehen offen und ehrlich miteinander um. Der Trainer hat mir nach dem Union-Spiel gut zugeredet. Von ihm habe ich immer 100 Prozent Rückendeckung“, sagt Czichos. „Klar nimmt mich das in gewisser Weise mit, aber spätestens eine Woche später muss es dann auch vorbei sein. In meinem Alter und nach dreieinhalb Jahren Köln haut mich nicht mehr viel um.“

Zumal Czichos in den vergangenen beiden Spielen wieder eine starke Leistung abrief und damit Rückhalt seiner Mannschaft, der Abwehrchef war. Im Sommer läuft der Vertrag des 31-Jährigen aus. „Es ist auch für mich eine Frage, die im Raum steht. Bislang gibt es für mich noch keine Tendenz in irgendeine Richtung“, sagt Czichos. „Wir haben ja noch ein bisschen bis zur Winterpause, vielleicht findert ja irgendwer meine Nummer.“ Der Fokus gilt zunächst aber den kommenden vier Spielen. „Wir haben noch vier Spiele, zwölf Punkte, die wollen wir holen“, sagt Czichos. Dann hätte auch Schwäbe nach den Spielen wohl wieder viel zu tun.

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