Deutschland droht dauerhaftes Formel-1-Aus

Berlin · Auch ein Nothilfe-Angebot von Mercedes hat das Deutschland-Rennen der Formel 1 in diesem Jahr nicht mehr retten können. Nico Rosberg, Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg müssen auf ihr Heimrennen verzichten, wie der Motorsport-Weltrat in Genf verkündete.

Warum kam es zu keiner Einigung?

Noch ein Kompromiss war mit Chefvermarkter Bernie Ecclestone nicht zu machen. Der Brite war den deutschen Streckenbetreibern in der Vergangenheit mehrfach bei den Antrittsgebühren für seinen PS-Zirkus entgegengekommen. Nach der Pleite des Nürburgrings wollten die neuen Veranstalter die zu erwartenden Verluste mit der Formel 1 durch einen neuen Deal mit Ecclestone noch weiter drücken. Doch dem 84-Jährigen missfiel das Angebot. Ersatzkandidat Hockenheim winkte ebenfalls ab, weil die Formel 1 auch für die badische Strecke zuletzt ein Zuschussgeschäft war.

Warum fehlt das Geld für einen deutschen Grand Prix?

In den vergangenen Jahren kamen immer weniger Zuschauer zu den Rennen in Deutschland. Der Boom der Michael-Schumacher-Ära ist lange vorbei. Die Ticket-Einnahmen sind jedoch der einzige Posten, mit dem die Streckenbetreiber die Antrittsgage für die Formel 1 in zweistelliger Millionenhöhe gegenfinanzieren können. Alle anderen Einnahmen aus der Vermarktung gehen an den von Ecclestone vertretenen Rechte-Inhaber. Die öffentliche Hand ist nicht mehr bereit, Geld für Formel-1-Rennen in Deutschland zuzuschießen. Mercedes hatte zur Rettung des diesjährigen Rennens zwar "einen signifikanten Betrag" angeboten, sieht dies aber auf keinen Fall als Dauerlösung.

Was bedeutet das Aus für die Zukunft des Deutschland-Rennens?

Hockenheim hat mit Ecclestone noch einen Vertrag für Rennen in 2016 und 2018. Wegen der vielen leeren Ränge im Vorjahr hatte Ecclestone allerdings die deutschen Fans zuletzt als "lausig" bezeichnet. Weil die Gemeinde Hockenheim die Verluste für den Grand Prix nicht mehr ausgleichen will, ist eine Rückkehr der Formel 1 nach Deutschland im kommenden Jahr keineswegs sicher.

Wird noch ein anderer Gastgeber für den Termin nachrücken?

Nein. Es gibt keinen Ersatz für den Termin am 19. Juli, wie der Internationale Automobilverband FIA am Freitag bestätigte.

Was hat die Absage für Auswirkungen auf die Teams?

Es gilt die einfache Formel: Weniger Rennen, weniger Einnahmen für die Rechte-Inhaber. Es kann also am Saisonende weniger Geld an die Rennställe verteilt werden. Das schmerzt vor allem die kleineren Teams, die jeden Euro im Kampf ums Überleben brauchen.

Wie reagiert RTL als übertragender Sender?

RTL-Sportchef Manfred Loppe zeigte sich enttäuscht. Das Rennen in Deutschland sei für den Sender, der seit vielen Jahren die Formel 1 im Free-TV zeigt, "ein Highlight im Rennkalender". Daher mahnte Loppe: "Wir hoffen stark, dass dieser Ausfall einmalig bleibt."

Haben die Traditionsstrecken keine Zukunft mehr in der Formel 1?

Tatsächlich führt Ecclestone die Rennserie zunehmend auf neue Märkte wie Abu Dhabi, Russland und demnächst Aserbaidschan, die viel Geld für einen Grand Prix zahlen. Die Schauplätze in Europa werden weniger. In Frankreich gibt es kein Rennen mehr, auch den Vertrag für Monza will Ecclestone nicht verlängern. Gegenbeispiele sind allerdings Silverstone und das österreichische Spielberg, die sich im Vorjahr als Publikumsmagneten erwiesen. Auch deshalb forderte Mercedes-Teamaufseher Niki Lauda von den deutschen Streckenbetreibern bessere Konzepte.

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