Keine Rennen diese Saison Deutschland ohne Formel 1

BONN · Die Hoffnungen schwanden mit jedem vergangenen Tag, und jetzt ist es amtlich: Die Formel 1 wird in dieser Saison nicht in Deutschland Station machen. Hatte schon am Dienstag Geschäftsführer Georg Seiler für den Hockenheimring erklärt, dass der Zeitpunkt abgelaufen sei, "um hier ein Rennen zu veranstalten", zog gestern der Nürburgring nach.

Zum vorerst letzten Mal fuhren Sebastian Vettel (vorne) und die Formel 1 vor zwei Jahren beim Großen Preis von Deutschland durch die Mercedes-Arena des Nürburgrings. Jetzt droht eine lange Abstinenz.

Zum vorerst letzten Mal fuhren Sebastian Vettel (vorne) und die Formel 1 vor zwei Jahren beim Großen Preis von Deutschland durch die Mercedes-Arena des Nürburgrings. Jetzt droht eine lange Abstinenz.

Foto: dpa

"Wir sind zu der Auffassung gekommen, auf die Austragung des Formel-1-Rennens zu verzichten", erklärte Pietro Nuvoloni, der Sprecher des Nürburgring-Betreibers Capricorn Nürburgring GmbH, gegenüber dem General-Anzeiger. Letztmals fand 1960 kein Grand Prix in Deutschland statt. "Wir haben Bernie Ecclestone vor geraumer Zeit ein Angebot unterbreitet. Bis heute haben wir von ihm dazu keine Rückmeldung", sagte Nuvoloni weiter, "sodass es aus zeitlichen, organisatorischen und aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn mehr macht, weiter auf eine Entscheidung zu warten".

Eine andauernde Hängepartie war für den Nürburgring mit zu vielen Risiken verbunden. Die Zeit, zum Beispiel für Ticketverkauf, Werbung, Plakatierung und Gesprächen mit Agenturen, wäre zu knapp geworden, sagte Nuvoloni, um das Rennen optimal vorzubereiten. Das vor dem Hintergrund der hohen Forderungen Ecclestones, der für seinen Zirkus eine Antrittsprämie im Bereich von 15 bis 20 Millionen Euro haben will. "Die Vorstellungen, unter welchen Konditionen man die Formel 1 am Nürburgring unternehmerisch vertretbar durchführen kann, lagen weit auseinander", so Nuvoloni. Das Angebot sei ohnehin so ausgelegt gewesen, dass man einen gewissen Verlust einkalkuliert habe, der im betriebswirtschaftlichen Rahmen zu vertreten gewesen wäre.

Der seit geraumer Zeit anhaltende Kursverfall des Euro gegenüber dem US-Dollar habe die Diskrepanz allerdings noch verstärkt. Nuvoloni: "Ecclestone will die Gebühr in Dollar bezahlt haben. Das hätte zu einer Mehrbelastung von 25 Prozent und darüber hinaus geführt." Alles in allem sei das unternehmerische Risiko zu groß geworden, das Rennen auszutragen. "Wir mussten die Reißlinie ziehen", stellte Nuvoloni fest.

2017 wird sich der Ring erneut um die Formel 1 bemühen

Seit Wochen machte Ecclestone immer wieder mit neuen Aussagen zum deutschen Grand Prix auf sich aufmerksam. Zuletzt hatte er das Rennen für "im Moment tot" erklärt, um den Betreibern dann doch noch eine Tür offenzuhalten. "Das Rennen ist für die Formel 1 sehr wichtig, wir wollen Deutschland nicht verlieren", machte er ihnen weiter Hoffnungen. Möglicherweise hätte beim Treffen des Weltrats des Internationalen Automobil-Verbands (Fia) noch einmal Bewegung in die Sache kommen können, doch so lange wollte man in der Eifel nicht warten. "Herr Ecclestone hatte den Ball in der Hand, jetzt haben wir ihn genommen und das Rennen abgesagt", erklärte Nuvoloni. Er betonte allerdings, dass diese Entscheidung nur für dieses Jahr gelte und man sich für 2017 - dann wäre laut Vertrag der Nürburgring mit der Austragung des Deutschland-Grand-Prix wieder an der Reihe - erneut darum bemühen werde, den Zuschlag zu erhalten.

"Dass die Formel 1 nicht kommt, ist sicher ein Tiefschlag für die Fans und die Region, die dadurch große Einnahmeverluste hinnehmen muss. Aber unter den Rahmenbedingungen blieb uns keine andere Wahl", bedauerte der Nürburgringsprecher. Gleichzeitig verbreitete er Optimismus. Der Rennsportkalender des Nürburgrings sei für dieses Jahr ausgebucht. Nuvoloni: "Wir sind jetzt schon in den Planungen für 2016." Der Schwerpunkt in der Eifel werde auch in Zukunft auf Motorsport liegen. Die größten Veranstaltungen 2015 sind der Truck Grand Prix, das 24-Stunden-Rennen und die World Endurance Championship (WEC) Ende August.

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