Formel 1 Vettel trostlos in Interlagos - Mercedes im Fünf-Titel-Club

São Paulo · Sebastian Vettel und Ferrari sind aller Chancen selbst auf den Formel-1-Trostpreis beraubt. 2019 muss der Angriff folgen. Mercedes will einen Umschwung verhindern. Die Silberpfeile haben eine Ära wie zu Michael Schumachers Ferrari-Zeiten vor Augen.

 Sebastian Vettel muss die Saison 2018 abhaken.

Sebastian Vettel muss die Saison 2018 abhaken.

Foto: Nelson Antoine/AP

Auf der trostlosen Rückseite der Ferrari-Garage im Fahrerlager von Interlagos musste sich Sebastian Vettel endgültig von der letzten Titelhoffnung in dieser Saison verabschieden.

"Wir sind gar nicht glücklich", räumte Vettel nach dem vorletzten Akt dieses WM-Jahres in Brasilien ein. Die Scuderia konnte Branchenprimus Mercedes am Sonntag nicht vom fünften Konstrukteurstitel in Serie abhalten und bleibt ohne Formel-1-Trostpreis deprimiert zurück.

Zwei Wochen nachdem sich Lewis Hamilton in Mexiko zum fünften Mal zum Fahrer-Weltmeister gekrönt hatte, erlebte Vettel einen verkorksten Grand Prix. Die Reifentaktik mit den etwas härteren und dadurch haltbareren Gummis zu Beginn zahlte sich nicht aus. Dann machte dem viermaligen Champion auch noch ein defekter Sensor zu schaffen. "Mein Rennen hat ziemlich schlecht angefangen", beschrieb es Vettel, "und es hat auch ziemlich schlecht aufgehört."

Elf Jahre ohne Fahrer-WM, zehn Jahre ohne Konstrukteurs-WM - die Italiener sind mehr als ernüchtert. Vettel will mit Ferrari 2019 aber den ultimativen Ansturm auf Mercedes unternehmen. "Am Ende einer Saison können nur ein Mann und ein Team gewinnen", konstatierte der Heppenheimer. "Wir kämpfen hart darum, am Ende der nächsten Saison als Mann und als Team ganz oben zu sein."

Also dort, wo Hamilton und Mercedes schon stehen. Selbst von einem bevorstehenden Motorschaden ließ sich der Brite auf dem Weg zu seinem zehnten Saisonsieg nicht aufhalten. "Auf den letzten zehn Runden habe ich den Wagen angeschrien und zu ihm gesagt: Komm schon, du machst das", berichtete ein überwältigter Hamilton, der zaghaft an seinem Energy-Drink nippte. "Das Rennen war ein Alptraum", beschrieb sein Teamchef Toto Wolff die Zitterpartie.

So wirkten der fünfmalige Fahrer-Weltmeister Hamilton und der Teamchef des fünfmaligen Konstrukteurs-Weltmeisters nach dem nächsten Meisterstück geschafft und erleichtert. "Wir hatten einen Mordskampf mit Ferrari über die ganze Saison. Und dann die fünfte Meisterschaft am Stück zu gewinnen, hätten wir uns vor sechs Jahren nicht erträumt. In unseren wildesten Träumen wäre es mir nicht in den Sinn gekommen, einen Ferrari-Rekord einzustellen, der unerreichbar schien."

Zugleich Fahrer- und Konstrukteurs-WM fünfmal ohne Unterbrechung zu gewinnen, ist bislang nur Ferrari und eben Mercedes gelungen. Nach knapp sechs Jahren als Mercedes-Teamchef kann Wolff 2019 eine magische Marke aus der Ferrari-Ära unter Michael Schumacher angreifen: Von 1999 an gewann die Scuderia sechsmal nacheinander die Team-WM. Mercedes, das seit Beginn der neuen Turbo-Ära 2014 alle Titel gewonnen hat, fehlt nur noch ein Schritt.

"Zu diesen Ferrari-Jahren habe ich immer aufgeschaut und sie bewundert", erzählte Wolff in seinem WM-T-Shirt. Im süßen Moment des Triumphs bekam er sogar einen Anruf von Jean Todt. Der Präsident des Automobil-Weltverbands FIA war Schumachers Teamchef bei Ferrari und hieß Wolff im inoffiziellen Fünf-Titel-Club willkommen.

Was Formel-1-Ikone Schumacher für Todt war, ist Hamilton für Wolff. "Er ist ein Ausnahmefahrer und ein unglaublicher Mensch", lobte er den Briten, der seit 2014 nun 50 von 99 Grand Prix gewonnen hat. "Er ist derjenige an vorderster Front im Wagen. Viele haben zu dem Erfolg beigetragen, ohne ihn wäre aber all das nicht möglich gewesen."

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