Fußball-Bundesliga 0:1 im Nordduell gegen Bremen: Hannover wie ein Absteiger

Hannover · Das Nordduell gegen Werder Bremen geht mit 0:1 verloren. Bei Hannover 96 ist von einem Neustart im Abstiegskampf nichts zu spüren. Im Gegenteil: Der Tabellenvorletzte hätte in seinem 1000. Bundesliga-Spiel noch deutlich mehr Tore kassieren können.

 Der Bremer Milot Rashica (r) erzielte den Siegtreffer gegen Hannover 96.

Der Bremer Milot Rashica (r) erzielte den Siegtreffer gegen Hannover 96.

Foto: Swen Pförtner

Wenigstens einem Spieler von Hannover 96 durfte nach diesem völlig missglückten Rückrunden-Start gratuliert werden: Torwart Michael Esser stellte beim 0:1 (0:1) gegen Werder Bremen einen Bundesliga-Rekord auf.

14 Torschüsse hat nach Angaben seines Vereins noch nie ein Schlussmann in nur einer Partie abgewehrt. Und dass in einem so wichtigen Spiel im Abstiegskampf der eigene Torwart der mit Abstand beste Mann war, sagt alles über die Leistung des Tabellenvorletzten in seinem 1000. Bundesliga-Spiel aus.

Hannover 96 hat auch zu Beginn des neuen Jahres gespielt wie ein Absteiger. Der erhoffte Neuanfang im Abstiegskampf fand vor 44.300 Zuschauern nicht statt. Werder schoss durch Milot Rashica in der 32. Minute nur ein Tor, dabei hätten es noch gut und gerne sechs, sieben weitere Treffer sein können. Vor allem in der ersten Halbzeit zeigten sich die Bremer sehr verschwenderisch vor Essers Kasten.

Sein Rekord sei ihm "eigentlich egal", sagte Hannovers Keeper hinterher. "Wir haben es ihnen heute zu einfach gemacht. So wird es schwierig, Spiele zu gewinnen." Auch Trainer André Breitenreiter meinte ehrlich: "Ein Ausgleich wäre heute nicht verdient gewesen. Uns ist es in Ballbesitz nicht gelungen, Mut und Spielfreude zu entwickeln. Wir waren einfach zu ängstlich, das muss man festhalten."

Positiv war aus Hannovers Sicht am Samstag nur, dass die direkten Konkurrenten VfB Stuttgart und FC Augsburg ebenfalls verloren. Aus dem Verein selbst heraus gibt es dagegen nicht mehr viel, was für die letzten 16 Spiele der Saison noch Mut machen könnte. Weitere Neuzugänge schloss Manager Horst Heldt in einem Sky-Interview so gut wie aus ("Es ist abgestimmt, dass erstmal keine weiteren Transfers möglich sind."). Die Zeit, die Mannschaft neu auszurichten, ist mit dem Ende der Rückrunden-Vorbereitung auch gerade vorbei.

Bliebe als letztes Mittel ein Trainerwechsel - doch davon wollte Präsident Martin Kind bislang nichts wissen. Und auch Breitenreiter spürt nach eigenen Angaben weiterhin das Vertrauen der Clubführung. "Ich glaube das zu 100 Prozent, weil es mir genau so vermittelt wird", sagte er nach dem Nordduell. "Wenn man den Eindruck hat, dass es jemand anders besser machen könnte, dann muss man handeln. Aber innerhalb der Mannschaft und auch bei uns im Trainerteam glaubt jeder noch an uns. Sonst könnten wir auch aufhören. Die Jungs haben heute ihr Bestes gegeben und einen absoluten Willen gezeigt."

Die Bremer können dagegen nach dem siebten Saisonsieg wieder in Richtung Europa-League-Plätze blicken. "Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Und fußballerisch haben wir über weite Strecken eindrucksvoll gezeigt, dass uns die Pause nicht geschadet hat", sagte Trainer Florian Kohfeldt. "Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Wenn man es bis zum Schluss so offen hält, dann kann auch noch einer reinfallen. Wir hätten noch das eine oder andere Tor machen müssen."

Das war beinahe noch eine Untertreibung. Denn Werder vergab durch den früheren 96-Profi Martin Harnik (11./41.), Nuri Sahin (22.), Max Kruse (26.), Rashica (27.), Maximilian Eggestein (43./85.) und den wieder gesunden Philipp Bargfrede (84.) zahlreiche Großchancen.

"Die Art und Weise war sehr gut. Einziges Manko war die Chancenauswertung", sagte Harnik nach dem Spiel. Und auch seinem früheren Verein machte der Angreifer Mut: "Ich hoffe, dass sie noch die Kurve kriegen und die Ruhe bewahren."

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