Kommentar zu Amazon Der Basar ist eröffnet
Bonn · Ab der Saison 2021/2022 steigt der Online-Versandhändler Amazon in die Champions-League-Übertragung ein. Damit erreicht das Wettbieten um die Fußballrechte eine neue Dimension. Eine, die nicht dem Fußball-Fan zugute kommt, findet GA-Redakteur Simon Bartsch.
Nach Sky, Dazn, dem Eurosport Player und jüngst der Telekom für die EM 2024 hat sich nun auch der US-Riese Amazon prime dazu entschlossen, in den TV-Fußballrechte-Dschungel einzusteigen. Ab 2021 wird der Online-Versandhändler ausgewählte Spiele der Champions League übertragen. Aus Sicht des Unternehmens mehr als nur ein PR-Gag. Der Fußball hat noch immer eine magische Wirkung auf potenztielle Neukunden. Nicht umsonst funktionierte Pay-TV viele Jahre in Deutschland nur in den Sparten Sport und Pornografie. Amazon prime muss sich im wachsenden Streaming-Dienst-Markt in Stellung bringen. Mit Disney, Warner Bros und Apple TV breiten sich weitere Milliarden-Unternehmen neben den Platzhirschen Netflix und Co. aus. Der Fußball scheint das passende Mittel zu sein.
Gleichzeitig hebt das US-Unternehmen das Bieten um die TV-Rechte auf ein neues Level. Nicht auszumalen, welche Summen erst in die Kassen der Uefa fließen, wenn auch Netflix oder Warner Bros in das muntere Wettfeilschen auf dem Rechte-Basar einsteigen. Die europäischen Spitzenclubs wird es freuen. Auch sie profitieren von den reichlich gefüllten Taschen des Verbandes. Die Öffentlich-Rechtlichen werden dieses Spielchen allerdings nicht mitspielen können. Selbst bei steigenden GEZ-Gebühren sind ARD und ZDF Grenzen gesetzt. So wird am Ende der Fußball-Fan wieder in die Röhre schauen. Will er weiterhin sämtliche Spiele der Königsklasse verfolgen, wird er an weiteren Abos, weiteren Diensten in Zukunft nicht vorbeikommen.
2021 werden übrigens die TV-Rechte der Bundesliga neu vergeben. Auch dieser Bereich ist vor Amazon, Netflix und Co. natürlich nicht gefeit. Immerhin hat Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), angekündigt, dass der Fan für die Bundesliga künftig nicht mehr als zwei Abos abschließen müsse. Das klingt schön und gut. Zum einen liegt die Rechte-Vergabe aber nicht alleine in den Händen der DFL, zum anderen ist schon manche Aussage bei dem passenden Kleingeld schnell in Vergessenheit geraten.