Copa Libertadores Argentinien in Atem: Boca und River im Finale

Buenos Aires · Wohl kein Fußball-Derby der Welt kommt an diese Rivalität heran. Boca Juniors und River Plate, die Topclubs aus Buenos Aires, spielen erstmals gegeneinander um den Titel der südamerikanischen Champions League. Die Sorge vor Fangewalt treibt sogar den Staatschef um.

 Das Finale der Copa Libertadores elektrisiert Argentinien.

Das Finale der Copa Libertadores elektrisiert Argentinien.

Foto: Nicolas Aguilera/EFE

Drohende Gewaltausbrüche, ein Staatschef in Sorge und astronomische Ticketpreise: Das erste Final-Stadtderby um den Titel in der südamerikanischen Champions League zwischen den Boca Juniors und River Plate Buenos Aires elektrisiert Argentinien.

Eine vergleichbar extreme Rivalität von zwei Clubs gibt es in der Fußball-Welt wohl nicht. Vor der Partie am Samstag und dem entscheidenden Rückspiel am 24. November versuchte sich Staatschef Mauricio Macri, bekannt als Fußballfan und ehemaliger Vereinschef der Boca Juniors, vergeblich, ein friedliches Zusammensein beider Fangruppen einzufädeln.

Das erste Finale der Fußball-Clubmeisterschaft unter zwei Teams aus Argentinien sei ein historisches Ereignis, schrieb er via Twitter. "Es ist auch eine Gelegenheit, Reife zu zeigen, dass man in Frieden spielen kann." Er habe die Stadtbehörden aufgefordert, die Gastfans in den beiden Endspielen zuzulassen - das ist in Argentinien wegen extremer Fangewalt seit fünf Jahren verboten.

Der Fußballverband AFA und die Regierung beschlossen den Ausschluss der Gastfans 2013, nachdem es das 225. Todesopfer der Gewalttätigkeit im argentinischen Fußball gegeben hatte. Es half jedoch nichts: Seitdem sind über 50 weitere Menschen in Streitigkeiten unter Fußballfans umgebracht worden, die letzten drei in der vergangenen Woche, nachdem sich River und Boca bereits für das Endspiel des südamerikanischen Pendants der europäischen Champions League qualifiziert hatten.

Sowohl der Bürgermeister Horacio Rodríguez Larreta, ein enger Parteifreund Macris, als auch beide Vereinschefs lehnten den Präsidentenwunsch energisch ab. "Wir sind uns einig, dass der Zeitpunkt hierzu noch nicht gekommen ist", sagte Rivers Präsident Rodolfo D'Onofrio auch im Namen seines Boca-Kollegen Daniel Angelici. Und die Stadtbehörden verboten jegliche Siegesfeier um den Obelisken, dem Symbol von Buenos Aires im Stadtzentrum.

Die Ticketpreise erreichen WM-Endspiel-Niveau. Rund 4500 Euro für die Teuersten. Die Preiswertesten bekam man für umgerechnet 1000 Euro. Der Weiterverkauf der Tickets florierte auf dem Schwarzmarkt. Die Begeisterung um das Lokalderby der beiden populärsten Vereine im Land der Fußballlegenden Maradona und Messi kennt keine Grenzen. 49.000 Zuschauer werden am Samstag alle Plätze im Bombonera-Stadion der Boca Juniors besetzen.

River-Trainer Marcelo Gallardo darf nicht in La Bombonera. Weil er im Rückspiel des Halfinales gegen Titelverteidiger Grêmio Porto Alegre trotz einer gegen ihn vorher verhängten Sperre während der Halbzeitpause die Kabine seines Teams besuchte, wurde ihm vom südamerikanischen Verband Conmebol der Zugang zum Stadion im ersten Endspiel verboten. Rivers Mannschaftskapitän Leonardo Ponzio wird auch nicht mit von der Partie sein, weil er gegen Grêmio eine Muskelzerrung erlitt.

Boca Juniors zielt auf einen klaren Heimsieg, um den Weg zum Titel zu ebnen. "Wir werden den entscheidenden Unterschied mit dem Sieg bei uns machen", sagte Trainer Guillermo Barros Schelotto. In zwei Wochen findet knapp 14 Kilometer weiter nördlich das Rückspiel statt, im Monumental-Stadion River Plates. Sechs Mal gewannen die Boca Juniors bisher die Copa Libertadores, drei Mal war River Plate der südamerikanische Clubmeister. Staatschef Macri macht das Ergebnis schon jetzt Sorge: "Wer verliert wird 20 Jahre brauchen, um sich zu erholen", sagte er.

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