Aufsteiger Darmstadt 98 auf Schnäppchensuche

Baiersbronn · Ein paar neugierige Dorfbewohner und Rad-Touristen, einige glotzende Kühe auf dem Hügel nebenan, der Sportplatz eines Kreisligisten mitten im Schw

 Darmstadts Torwart Patrick Platins versucht im Trainingslager mit einer Kuh Kontakt aufzunehmen. Foto: Daniel Naupold/dpa

Darmstadts Torwart Patrick Platins versucht im Trainingslager mit einer Kuh Kontakt aufzunehmen. Foto: Daniel Naupold/dpa

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arzwald. Ohne Fanrummel und Medienhype bereitet sich der SV Darmstadt 98 in Klosterreichenbach auf das Abenteuer Bundesliga vor. Und Trainer Dirk Schuster hat beim selbst ernannten Abstiegskandidaten Nummer 1 der Fußball-Bundesliga noch nicht einmal seinen Kader beieinander. Nur 18 Profis tummelten sich auf dem Platz, etwa ein halbes Dutzend Spieler muss noch her.

"Wir wollen auf mindestens 20 Feldspieler und drei Torhüter kommen. Wir brauchen noch einen Innenverteidiger, einen rechten Außenverteidiger, eine große, stabile Sechs", sagte Schuster zur Stellenausschreibung beim Aufsteiger. "Und mit Dominik Stroh-Engel als einzigem Stürmer in die Saison zu gehen, wäre mehr als fahrlässig." Gespräche gebe es mit dem Ex-Mainzer Nikolce Noveski, Luca Caldirola von Werder Bremen ist ebenfalls ein Thema.

Darmstadt war als erster Bundesligist am 20. Juni mit einem Rumpfteam in die Vorbereitung gestartet. Inzwischen ist Mittelfeldspieler Mario Vrancic vom SC Paderborn dazugestoßen. Dazu wurden die einst nur ausgeliehenen Fabian Holland (Hertha BSC) und Jan Rosenthal (Eintracht Frankfurt) fest verpflichtet. Im Trainingslager kam nun Konstantin Rausch vom VfB Stuttgart hinzu.

Der frühere Hannoveraner passt in das Beuteschema von Schuster, Profis zu holen, die einen Karriereknick erlebt haben: Der Linksverteidiger Rausch bestritt in den vergangenen zwei Jahre beim VfB nur vier Spiele und gehörte zuletzt zur zweiten Mannschaft. Jetzt ist er "sehr froh, nach der für mich schwierigen Zeit nun bei Darmstadt spielen zu können." Schuster wirbt damit, dass sich Neuzugänge bei den "Lilien" "ins Schaufenster" stellen können.

"Wir werden Anfang August eine konkurrenzfähige Mannschaft haben", versprach der 47-Jährige und erklärte: "Wir brauche etwas mehr Geduld als alle anderen. Aber wir werden nicht nervös." Der 47-Jährige wirkt auch ganz gelassen im Teamhotel auf dem 1015 Meter hohen Schliffkopf. Die anderen Clubs "geben uns halt auch keine Spieler zur Leihe oder zum Verkauf, weil sie damit einen Mitbewerber stärken würden", meinte er lächelnd.

Längere Zeit verzichten muss der Trainer allerdings auf Abwehrspieler Sandro Sirigu. Der 26-jährige Deutsch-Italiener bekam im Trainingslager einen Schlag auf den Oberschenkel. Zunächst war ein sogenannter Pferdekuss vermutet worden. Eine genaue Untersuchung ergab eine schwere Muskelquetschung, teilte der Verein mit. Nach Angaben der "Lilien" wird Sirigu einige Wochen ausfallen. Damit ist der mit nur 18 Spielern besetzten Kader weiter reduziert.

Nach dem Durchmarsch von der 3. Liga ins Oberhaus und der Rückkehr in die Bundesliga nach 33 Jahren setzt Darmstadt wie in den vergangenen beiden Sensations-Jahren auf "ein funktionierendes Team mit Charakter und dem unbedingten Willen zusammenzuarbeiten". Die Mannschaft sei ein "ganz kleines Licht", so Schuster. Nach Angaben des Internetportals transfermarkt.de hat die Mannschaft derzeit einen Marktwert von 13,4 Millionen Euro. Selbst Mitaufsteiger FC Ingolstadt steht bei über 22 Millionen.

Zum Auftaktspiel am 15. August gegen Hannover 96 hofft Schuster, "dass wir das Gefühl bekommen, dass wir mithalten können. Das ist das Wichtigste." Bescheidenheit ist Trumpf, auch bei der Vorbereitung im Schwarzwald. In Kleinbussen lassen sich die Spieler geduldig die 15 Minuten zum Trainingsplatz nach Klosterreichenbach fahren. Die Profis sammeln noch selbst die Bälle am Ende der Übungseinheit zusammen und zählen sie durch. Und Schuster grüßt den Rentner hinter seinem Weizenbier auf der Clubhaus-Terrasse mit einem freundlichen "Prost!".

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