Kommentar zur Leverkusener Champions-League-Qualifikation Bayer 04 ist gereift
Meinung | Leverkusen · Sieben Siege in Folge, das ist Vereinsrekord für den Werksverein. Nach dieser beeindruckenden Serie hat Bayer 04 Leverkusen schon zwei Spieltage vor Saisonschluss in der Fußball-Bundesliga die Champions League gebucht. Auch die Leistung beim 2:1-Heimsieg gegen Hertha BSC fiel überzeugend aus.
Ist das ein unglaubliches Auf und Ab für Bayer 04 Leverkusen in dieser Spielzeit! Nach einem Zwischentief stand Trainer Roger Schmidt sogar schon auf der Abschussliste seiner Kritiker, doch jetzt darf er wieder mit Stolz eine Miniatur des Champions-League-Pokals an seinem Schlüsselbund tragen.
Die Qualifikation für die Fußball-Königsklasse steht vorzeitig fest, der Werksclub ist die dritte Kraft in der Bundesliga. Nach den starken Auftritten der letzten Wochen – trotz zahlreicher Verletzungen im Defensivbereich – ist das völlig verdient. Auch wenn Bayer 04 es den Schwächen der Konkurrenten mitverdankt, die sich seit Wochen ein Schneckenrennen liefern. Leverkusen hingegen, nach dem 25. Spieltag hinter dem VfL Wolfsburg (!) als Tabellenachter aus den internationalen Plätzen herausgefallen, hat mit der Einstellung des Vereinsrekordes von sieben Siegen in Folge einen Endspurt hingelegt, der große Hoffnungen weckt.
Dies tut er nicht zuletzt, weil die meisten Leistungsträger an Bord bleiben. Und weil in ihnen aufgrund ihrer Jugend viel Potenzial steckt. Zudem ist die Vertragsverlängerung von Torwart Bernd Leno ein Signal zum Aufbruch. Eine immer besser funktionierende Gemeinschaft „junger Wilder“ trägt die Bayer-Hoffnungen, nach dem Uefa-Cup-Gewinn 1988 und dem DFB-Pokalsieg 1993 endlich den ersten Titel des Jahrtausends anzusteuern und den Vizekusen-Fluch zu beenden.
Jonathan Tah, Julian Brandt und Benjamin Henrichs sind allesamt noch unter 21 Jahre alt, auch Kunstschütze Hakan Calhanoglu ist gerade mal 22, und Weltmeister Christoph Kramer mit seinen 25 schon ein echter Routinier, was er auch gegen Hertha BSC in der ungewohnten Rolle als Innenverteidiger mit Bravour bewies.
Zudem profiliert sich der Trainer. Die schwierige Zeit nach seinem viel geschmähten Fehlverhalten gegenüber dem Schiedsrichter im Dortmund-Spiel hat er gut überstanden. Sein Team folgt ihm. Im zweiten Jahr unter Schmidt hat es einen Reifeprozess vollzogen: Leverkusen kann inzwischen mehr als Hurra-Fußball, ist in der Defensive stabiler geworden – und variabler in der Offensive. Gegen die starke Hertha schaltete Bayer phasenweise sogar auf Ballbesitz-Taktik der Marke FC Bayern um, und blieb torgefährlich.