Bundesliga Bayer-Sportchef Völler redet gegen die Krise an

Leverkusen · Bayer Leverkusen startete als Geheimfavorit in die Saison, hat den Start aber komplett verpatzt und muss jetzt zum FC Bayern. Sportchef Rudi Völler hält die Diskussion um Trainer Heiko Herrlich aber für "Hysterie".

 Ein Mann der klaren Worte: Bayer-Sportdirektor Rudi Völler.

Ein Mann der klaren Worte: Bayer-Sportdirektor Rudi Völler.

Foto: Stefan Puchner

Es war mal wieder an der Zeit für Rudi Völler. Immer, wenn es bei Bayer Leverkusen brennt, versucht der Sport-Geschäftsführer mit markigen Worten von Krisenherden abzulenken oder die Kritik zu übertönen.

In dieser Saison war Völlers erster Einsatz dieser Art bereits nach dem zweiten Pflichtspiel gefragt. Denn es schwelt zumindest schon bei Bayer. Und zumindest die Gefahr besteht, dass sich das Ganze zu einem Flächenbrand ausweitet. Nach zwei Niederlagen geht es am Samstag (15.30 Uhr) zum FC Bayern. Es droht der erste Absturz auf den letzten Tabellenplatz seit fast 36 Jahren. Vielerorts wird schon über Trainer Heiko Herrlich diskutiert.

Das halte er für "absoluten Schwachsinn", polterte Völler im TV-Sender Sky. "Das ist eine Hysterie, die nicht zu ertragen ist. Da weiß ich gar nicht, ob ich mich da ärgern oder schmunzeln muss, weil das ist natürlich absoluter Blödsinn." In der Vorwoche hatte Völler bereits ein "kicker"-Interview mit ähnlichem Inhalt gegeben.

Vor allem ärgerte sich der Sportchef darüber, dass die Trainer-Diskussion "praktisch nur bei uns" geführt wird: "Andere sechs, sieben Clubs haben auch nur einen oder gar keinen Punkt und da ist es nicht so passiert."

Doch natürlich fordert der Weltmeister von 1990 auch eine Kurs-Korrektur von seinem Trainer. Klar müsse dieser seine Schlüsse ziehen, sagte Völler, "und so aufstellen und handeln, dass wir wieder in die Spur finden". Ein erstes Fazit wolle er nach einem Drittel der Saison ziehen. Gleichzeitig bekannte er, "ein bisschen nachdenklich" zu sein und forderte: "Wir müssen jetzt aufwachen."

Herrlich selbst wirkt derweil ungewohnt angespannt. Und wenn er vor dem Bayern-Spiel sagt, dass es "Zeit wird, mal was zu holen", dann ist das durchaus zweideutig. Der Trainer bezog sich vorrangig auf die schlechte Bilanz des Vereins und auch von ihm selbst in München. Ein Überraschungs-Erfolg würde ihm die Arbeit in den ereignisreichen nächsten Wochen aber auch nachhaltig erleichtern.

Direkt nach dem Spiel in München startet die Europa League mit der wohl schwersten Aufgabe in einer lösbaren Gruppe beim bulgarischen Serienmeister Ludogorez Rasgrad. Danach folgen im September noch die Liga-Aufgaben gegen Mainz, in Düsseldorf und gegen Dortmund.

Immerhin: In München wird der als Stammtorhüter geholte Lukáš Hrádecký ebenso wie Sven Bender erstmals in dieser Bundesliga-Saison spielen können. Und Julian Brandt kam nach guten Länderspielen-Leistungen nach eigener Aussage "voller Tatendrang" vom DFB-Team zurück. In der Bayer-Kabine sei "eine gewisse Konzentration, aber keine Panik" zu spüren gewesen, sagte Brandt der dpa und gab sich durchaus forsch. "Wir stehen unter Druck, können aber eine Menge gewinnen. Wenn die Bayern denken, dass sie ein bis zwei Prozent weniger machen müssen, weil wir null Punkte haben, müssen wir da sein und sie bestrafen."

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