Blatter bleibt und provoziert

Zürich · Joseph Blatter kommt mit seiner Amtszeit immer näher an die FIFA-Langzeitpräsidenten Julet Rimet und João Havelange heran. Zu Beginn seines fünften Turns als Chef des Fußball-Weltverbandes muss sich der Schweizer an zwei Fronten bewähren.

 Joseph Blatter geht in seine fünfte Amtszeit. Foto: Patrick B. Kraemer

Joseph Blatter geht in seine fünfte Amtszeit. Foto: Patrick B. Kraemer

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Die europäischen Gegner müssen in Schach gehalten werden. Dafür hat der 79-Jährige schon erste Schritte eingeleitet. Neue Details im Korruptionsskandal wären für Blatter ein Desaster.

Wie hat es FIFA-Chef Joseph Blatter wieder geschafft, die Krise zu meistern und im Amt zu bleiben?

Das Krisenmanagement von Blatter lief wie geschmiert. Alte Schule, könnte man auch sagen. Der Feind ist außerhalb der rechtschaffenen FIFA-Kräfte. Nur er, Blatter, kann das schlingernde Schiff steuern. Das sind die Bilder, mit denen der Schweizer die Reihen schloss. Obwohl die Unterstützung hier und da dennoch wegbrach, konnte er sich vor allem auf seine guten Freunde aus Afrika und Asien verlassen. Die kleinen Fußball-Staaten verdanken ihm viel und haben auch diesmal brav mit der wichtigsten Währung zurückgezahlt: Der Stimme bei den Präsidentschaftswahlen.

Wie ist das Wahlergebnis von 133:73 Stimmen zu werten?

Für Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein ist das Ergebnis achtbar. Als erster Gegner seit Lennart Johansson 1998 hätte er Blatter in einen zweiten Wahlgang zwingen können. Darauf verzichtete er natürlich wie damals der Schwede aus gebotenem demokratischen Anstand. Das Besondere dieser Wahl: Erstmals stimmte keine der sechs Konföderationen en bloc ab. Das zeigt, wie zerrissen die Fußball-Welt in diesen turbulenten Zeiten ist.

Was machen jetzt die geschlagenen Gegner Blatters um Michel Platini und DFB-Chef Wolfgang Niersbach?

In der kommenden Woche soll in Berlin eine Strategie gefunden werden. Bislang reichte es nur zu relativ obskuren Drohkulissen. Weder ein WM-Boykott noch ein kollektiver Rückzug aus dem Exekutivkomitee sind realistische Optionen. Das hat auch Niersbach schon anklingen lassen. Letztlich wird es darum gehen, Blatter in seiner letzten Amtszeit immer vor sich herzutreiben und vor allem Allianzen mit anderen Konföderationen zu schließen.

Und was macht Blatter?

Der FIFA-Chef ist ein Fuchs. Er weiß wo die Feinde sitzen. Kaum im Amt bestätigt, setzt er feine Seitenhiebe gegen die UEFA. Eine Profifußball-Kommission will er gründen - ein Themenfeld der Europäer. Die Verteilung der Exko-Plätze will er modifizieren - das geht nur zulasten der UEFA. Immerhin die WM-Startplätze bleiben vorerst unangetastet. Ein solcher Schritt hätte gleich die ganz große Konfrontation hervorgerufen.

Ist der Korruptionsskandal schon überstanden?

Nein. Im Gegenteil. Ein denkbares Szenario ist, dass die ehemaligen Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo mit Insider-Wissen auspacken, um die drohende Gefängnisstrafe in den USA zu reduzieren. Dann könnten sogar neue Skandale ans Tageslicht kommen. Gerade Webb war mitten drin im Zirkel der FIFA-Macht. Auch Blatter sagte beim Kongress: "Ich bin sicher, dass weitere schlechte Nachrichten folgen werden."

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