Fußball Dämpfer für Deutschland: 0:2-Niederlage gegen Frankreich

Paris · Im Finalstadion in Paris durften sich die deutschen Weltmeister mit EM-Gastgeber Frankreich messen. "Testen, sehen, probieren", war das Motto von Bundestrainer Joachim Löw. Er überraschte mit einer ungewöhnlichen Aufstellung - und kassierte eine Niederlage.

 Bundestrainer Joachim Löw sah sich schon vor dem Spiel einem starken Gegner entgegen.

Bundestrainer Joachim Löw sah sich schon vor dem Spiel einem starken Gegner entgegen.

Foto:  Etienne Laurent

Nächster Dämpfer für die Fußball-Weltmeister: Nach der äußerst holprigen Qualifikation für die Europameisterschaft hat die deutsche Nationalmannschaft auch den prestigeträchtigen Probelauf in Frankreich verloren.

Der EM-Gastgeber siegte am Freitagabend auf dem ramponierten Rasen des Endspiel-Stadions in Paris mit 2:0 (1:0). Olivier Giroud (45.+1 Minute) und der eingewechselte André-Pierre Gignac (86.) trafen für die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps. Erstmals in der Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw kassierte die DFB-Auswahl damit in einem Jahr ohne Turnier drei Niederlagen.

Überschattet wurde die Partie im Stade de France von Nachrichten über eine Schießerei in Paris und Zwischenfälle im Bereich des Stade de France. Nach ersten Angaben wurden mindestens 18 Menschen getötet, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Polizeipräfektur berichtete. Im Stadion waren Explosionen zu hören, Hubschrauber kreisten über der Arena.

Abgeschlossen wird das deutsche Länderspieljahr am Dienstag mit einem Heimspiel in Hannover gegen den nicht für das EM-Turnier 2016 qualifizierten Erzrivalen Niederlande.

Der Tag hatte schon schlecht begonnen für die deutsche Delegation: Nach einer Bombendrohung war die Vorbereitung am Spieltag gestört worden. Doch weder die kurzzeitige Flucht aus dem Hotel noch die Krisensitzung der DFB-Spitze wegen der WM-Affäre schien die Profis anfangs negativ zu beeinflussen. Mehr Probleme bereitete der DFB-Elf der schlechte Rasen im Stade de France, der sich alles andere als EM-reif präsentierte. Beide Mannschaften hatten Schwierigkeiten, den Ball zu kontrollieren, anfangs prägten viele Fehlpässe das Bild.

Die Teams agierten zunächst mit großem Respekt voreinander. Die Zuschauer sahen Ergebnis- statt Erlebnisfußball. Dabei hatte sich Löw personell und taktisch einiges ausgedacht und überraschte mit einer ungewohnt defensiven 3-4-3-Aufstellung mit den drei Innenverteidigern Jérôme Boateng, Mats Hummels und Antonio Rüdiger. Bei Ballverlust ließen sich die Außenverteidiger Matthias Ginter und Jonas Hector nach hinten fallen und formierten eine kompakte Fünfer-Kette.

Der Kölner Hector jedoch musste nach einer guten halben Stunde verletzt vom Feld und wurde durch Emre Can vom FC Liverpool auf der Position ersetzt. Damit verdeutlichte Löw die Marschrichtung, den körperlich starken Franzosen physische Gegenwehr zu bieten. Offensiv allerdings lief nicht allzu viel zusammen.

Rückkehrer Mario Gomez trat in seinem ersten Einsatz im Adler-Trikot nach 14 Monaten erst in der 38. Minute erstmals in Erscheinung. Nach Zuspiel von Julian Draxler, der in der offensiven Dreierreihe neben dem Stürmer von Besiktas Istanbul und Bayern-Profi Thomas Müller agierte, scheiterte Gomez aus kurzer Distanz am Außennetz. Vier Minuten zuvor hatte Müller die Führung auf dem Fuß. Doch nach einer feinen Kopfballvorlage des Wolfsburgers Draxler schoss der Angreifer des deutschen Meisters knapp über das Tor von Hugo Lloris.

Die beste deutsche Chance der ersten 45 Minuten vergab wieder Gomez (43.). BVB-Profi Matthias Ginter passte auf Müller, der direkt auf Gomez weiterleitete - der 30-Jährige aber verzog aus rund zehn Metern. Die Franzosen wiederum waren vor allem über die linke Seite mit dem starken Anthony Martial gefährlich. Mit der letzten Aktion vor dem Halbzeitpfiff wurden sie für das Engagement belohnt.

Schweinsteigers Mannschaftskollege bei Manchester United setzte sich mit einer überragenden Einzelleistung durch, ließ Ginter und Boateng stehen und legte den Ball für Giroud auf, der nur noch am chancenlosen Manuel Neuer vorbei zum 1:0 einschieben musste.

Nach dem Wechsel kam Shkodran Mustafi für Boateng und übernahm dessen Posten im Abwehrzentrum. Der unnötige Rückstand schien die Deutschen zu verunsichern. Löw brachte Ilkay Gündogan für den unauffälligen Khedira und Leroy Sané für Draxler. Der Schalker feierte als 77. Neuling in der Löw-Ära sein Debüt im Nationaltrikot. Auf der Gegenseite ermöglichte Frankreichs Coach Didier Deschamps Bayern-Profi Kingsley Coman das Debüt im Trikot der Équipe tricolore.

Vor allem der engagierte Müller wollte die Wende erzwingen und versuchte, die Mannschaft mitzureißen. In der 77. Minute probierte er es von der Strafraumgrenze mit links und scheiterte am Pfosten. In den letzten zehn Minuten kam Stürmer Kevin Volland für Ginter. Der Ausgleich gelang nicht mehr, im Gegenteil. Gignac ließ dem ansonsten starken Neuer keine Chance und traf zum am Ende verdienten 2:0.

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