Hohe Kosten, kaum Nutzen Denkmäler des Fußballs - Was wird aus Russlands WM-Stadien?

Moskau · Russland hat für die Fußball-Weltmeisterschaft zwölf hochmoderne Stadien gebaut oder modernisiert. Doch etwa die Hälfte von ihnen hat keinen Erstligaclub hinter sich, der künftig die Ränge füllen könnte.

Die Behörden schätzen die Betriebskosten für die Arenen auf bis zu sechs Milliarden Rubel pro Jahr (etwa 81 Millionen Euro). Was wird aus den Schauplätzen der WM 2018?

MOSKAU - LUSCHNIKI-STADION: Nach dem rauschenden Finale zwischen Frankreich und Kroatien (4:2) soll das wichtigste und mit 81 000 Sitzplätzen größte WM-Stadion künftig die Heimat der Sbornaja werden. Doch auf mehr als fünf bis sechs Heimspiele im Jahr dürfte die Nationalmannschaft kaum kommen. Daher gilt als sicher, dass das Luschniki auch für Konzerte und Kundgebungen als Kulisse dienen wird. Gebaut in den 1950er Jahren, war das Luschniki auch ohne festen Fußballclub immer ein Schaufenster für das sportliche Russland. 1980 fanden hier die Olympischen Spiele statt.

MOSKAU - SPARTAK-STADION: Die Arena mit dem Spartakus-Denkmal vor dem Eingang dürfte auch künftig regelmäßig ausverkauft sein. Das Stadion mit rund 45 000 Plätzen ist die Heimat des Moskauer Traditionsclubs und russischen Rekordmeisters Spartak, der eine solide Fanbasis hat.

KASAN-ARENA: Das Stadion am Ufer der Wolga hat Platz für 45 000 Menschen und wurde bewusst als Multifunktionsarena angelegt. 2015 wurde hier die Schwimm-WM ausgetragen. In der Arena spielt zwar der Erstligist Rubin Kasan, aber mit einer durchschnittlichen Auslastung von knapp 10 000 Zuschauern bleibt noch Luft nach oben.

FISCHT-STADION: Nach den Olympischen Winterspielen 2014, dem Confed Cup 2017 und der WM stehen vorerst keine sportlichen Großereignisse mehr in Sotschi an. Einen Erstligisten hat der Badeort am Schwarzen Meer nicht. Vor wenigen Monaten wurde der Profiverein Dynamo St. Petersburg aus der zweiten Liga in den FK Sotschi umgewandelt. Er soll künftig im Fischt-Stadion spielen. Doch die Fanbasis des umgetauften Clubs dürfte noch sehr dünn sein an der Schwarzmeerküste.

ST. PETERSBURG-STADION: Mit fast einer Milliarde Euro ist die neu gebaute Arena in St. Petersburg das teuerste WM-Stadion. Die Ränge zu füllen, dürfte in der Metropole an der Newa ein Leichtes sein, denn in dem Stadion mit 67 000 Plätzen spielt Zenit St. Petersburg, einer der national und international erfolgreichsten russischen Vereine.

JEKATERINBURG-ARENA: In der östlichsten WM-Stadt Jekaterinburg wird das Stadion nach der WM umgebaut. Mehrere Tribünen sollen demontiert werden, so dass die Zahl der Plätze von 35 000 auf 25 000 sinkt. Bei durchschnittlich fast 10 000 verkauften Tickets für Spiele des Heimatvereins FK Ural dürfte das Stadion dennoch nicht immer ausverkauft sein.

KALININGRAD-STADION: Die Ostseemetropole Kaliningrad (früher Königsberg) gehört zu den Städten, die keinen Erstligisten haben. Der heimische Club Baltika spielt in der zweiten Liga. Um das neu gebaute WM-Stadion auszulasten, bedarf es daher gewiss zusätzlicher Veranstaltungen. Rund um die Arena will die Stadt zudem Sportschulen und Büros von Sportorganisationen ansiedeln.

NISCHNI NOWGOROD-STADION: Die Behörden in der Wolgastadt Nischni Nowgorod rechnen der Zeitung "Kommersant" zufolge nicht damit, dass das WM-Stadion mit 45 000 Plätzen in den kommenden Jahren rentabel sein wird. Möglich ist, dass die Behörden ausländische Investoren für den Betrieb suchen. Der städtische Verein kickt in der zweiten Liga.

ROSTOW AM DON-ARENA: Regelmäßig 45 000 Tickets zu verkaufen, dürfte auch für den Erstligisten FK Rostow schwierig werden. Doch es könnten wieder glorreiche Zeiten kommen. Erst 2016 hatte der südrussische Verein den FC Bayern München in der Champions League geschlagen.

SAMARA-ARENA: In der Industriestadt Samara an der Wolga vertrauen die Behörden nicht darauf, dass die Spiele des Erstligisten Krylja Sowjetow für die Auslastung des WM-Stadions mit 45 000 Plätzen reicht. Auch hier soll die Arena für andere Sportarten und Veranstaltungen herhalten. Die Stadtverwaltung hofft jedenfalls darauf, dass die Regierung einen Teil der Betriebskosten mitträgt.

MORDWINIEN-ARENA: In der kleinsten WM-Stadt Saransk gab es ursprünglich Pläne, das Stadion mit rund 45 000 Plätzen deutlich zu verkleinern. Was daraus wird, ist aber noch offen. Manche hoffen, dass der örtliche Zweitligist Mordowija den Aufstieg schafft. Pläne, das Stadion teils als Einkaufszentrum umzufunktionieren, hat Präsident Wladimir Putin jedenfalls schon abgelehnt.

WOLGOGRAD-ARENA: Auch in Wolgograd, dem früheren Stalingrad, steht künftig Zweitligafußball an. Der Verein Rotor hat eine durchschnittliche Zuschauerzahl von weniger als 4000 Fans. Das WM-Stadion fasst 45 000 Menschen.

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