UEFA Nations League Deutschland verliert mit 0:3 gegen die Niederlande

Amsterdam · Die deutsche Nationalmannschaft hat am Samstagabend in Amsterdam mit 0:3 gegen die Niederlande in der UEFA Nations League verloren. Die DFB-Elf ist damit Gruppenletzter.

 Deutschlands Mark Uth (r) und Denzel Dumfries aus den Niederlanden kämpfen um den Ball.

Deutschlands Mark Uth (r) und Denzel Dumfries aus den Niederlanden kämpfen um den Ball.

Foto: Ina Fassbender

Aus den Musik-Boxen der Kneipen rund um die Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam wummerte die Musik bis zum Anschlag. Das orange Meer der heimischen Fans war schon vor dem brisanten Duell gegen die deutsche Nationalmannschaft bestens aufgelegt an diesem milden Herbstabend in der niederländischen Metropole. Fast wähnte man sich jedoch in der rheinischen Metropole. Aus einem dieser Lokale dröhnte das Party-bewährte „Viva Colonia“. Nur, dass die Oranje-Anhänger das „Colonia“ kurzerhand in ein „Hollandia“ umdichteten. Die Stimmung außerhalb der Arena war schon mal prima.

Die Stimmungslage der deutschen Nationalspieler nach den 90 Minuten gegen ihren Lieblingsfeind in der Nations League war dagegen sehr düster. Nach der erschreckenden 0:3 (0:1)-Niederlage in Holland ist der Gruppensieg kaum noch zu schaffen, vielmehr muss Deutschland um den Klassenerhalt in der Liga A bangen. Bundestrainer Joachim Löw dürfte sich im Fall einer weiteren Niederlage am Dienstag in Frankreich auf einen sehr stürmischen Herbst einstellen.

Die deutsche Aufstellung bot das Erwartete. Die Münchner Achse um Torwart Manuel Neuer, die Innenverteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels, den „Sechser“ Joshua Kimmich und den Offensivmann Thomas Müller wurde flankiert von den Außenverteidigern Matthias Ginter und den Kölner Jonas Hector. Im Mittelfeld stellte Bundestrainer Joachim Löw Emre Can an die Seite von Real-Star Toni Kroos. Timo Werner über Außen und ganz vorne überraschend der gebürtige Kölner Mark Uth sollten für Gefahr vor dem niederländischen Tor sorgen. Bundestrainer Joachim Löw ermöglichte dem Schalker sein Nationalelf-Debüt wohl auch in der Hoffnung, nach all den seligen Seeler-Müller-Klinsmann-Völler-Klose-Torjäger-Jahren endlich mal wieder einen richtigen „Neuner“ zu entdecken. Manchester City-Star Leroy Sané saß zunächst auf der Bank.

Die Deutschen waren zu Beginn die bestimmende Mannschaft. Vor allem Werner zeigte, dass er sich im Sturm zu einer unverzichtbaren Größe entwickelt hat. Immer wieder setzte er zu seinen imposanten Läufen und Dribblings auf der linken Seite an und war sich auch nicht zu schade, dank seiner Schnelligkeit auch in der Defensive auszuhelfen. Er ließ die Niederländer ein ums andere Mal staunen. Die DFB-Elf kombinierte gut. Immer wieder fand sie auf der linken Seite die Autobahn, die am schnellsten zum Ziel hätte führen können.

Nach einer Viertelstunde wurde es erstmals brenzlig im holländischen Strafraum. Werner auf Müller, Müller auf Werner. Das ging schnell und wieder über links. Doch der Leipziger traf den Ball nicht voll. Nur drei Minuten später bediente Kroos Müller mit einem feinen Pass, den strammen Linksschuss des Münchners mit den dünnen Wadeln entschärfte aber Holland-Keeper Cillessen.

Die niederländische Elf, die Bundestrainer Joachim Löw zuvor „auf Augenhöhe“ wähnte, versuchte es über Konter, die zunächst wirkungslos blieben. So war es ein Eckball, der die überraschende Führung der Gastgeber zur Folge hatte. Der frühere Bundesligaspieler Ryan Babel übersprang Hector und köpfte an die Latte. Der Ball landete von dort maßgerecht auf dem Kopf von Abwehrchef van Dijk, der danke sagte – 1:0 (30.). Dass Manuel Neuer immer noch nicht wieder ganz auf seinem unantastbaren Weltklasseniveau angekommen ist, wurde in dieser Szene deutlich. In seinem Hoheitsgebiet, dem Fünfmeterraum, irrte er umher wie ein Schuljunge im Spielzeugladen.

Die Deutschen taten sich schwer, diesen Rückschlag zu verkraften. Die Holländer wurden kecker, selbstbewusster. Nach fünf Minuten der Besinnung kam die DFB-Elf aber zurück und hätte den Ausgleich erzielen müssen. Can schmiss seinen Turbo im Mittelfeld an, die Holländer sahen nur seine Rücklichter. Dann passte der frühere Münchner in den Lauf von Müller, der freistehend ans Außennetz schoss (38.). Auch diese Szene zeigte, woran der deutsche Fußball gerade leidet: an der Chancenverwertung. Auch der emsige Uth strahlte wenig Torgefahr aus. Glück hatten die Löw-Elf allerdings, dass der wuchtige Depay kurz vor der Pause zwei Mal verzog.

Löw brachte nach einer Stunde frische Kräfte. Mit Sané und Julian Draxler für Müller und Can setzte er auf Tempo und Spielkunst. An Geschwindigkeit mangelte es dem deutschen Spiel nicht, aber an der Schärfe. Draxlers Schuss nach Pass von Sané war ebenso so harmlos wie zunächst die gesamte Offensive der Gäste nach dem Wechsel. Die Holländer beschränkten sich nun aufs Verteidigen, machten die Räume eng und versuchten es mit seltenen Überfallangriffen. Brandgefährlich wurde es aber auf der anderen Seite. Nach Zuspiel von Kimmich zischte der Schuss des völlig freistehenden Sané aus kurzer Distanz am rechten Pfosten vorbei (65.) – wieder eine Großchance, wieder nicht drin, das bekannte Leid. Draxlers Volleyschuss war zwar mutig, aber auch ein wenig zu ambitioniert – weit drüber (69.).

Die DFB-Elf erhöhte den Druck, fand aber im engmaschigen Netz der holländischen Abwehr nur selten Durchschlupf. Nur Sané mit seinen Dribblings riss hin und wieder eine Lücke. Räume taten sich nun auch für die wuchtig konternden Holländer auf. Doch Depay und Wijnaldum verzogen. Die Deutschen ließen nicht nach. Doch die Zeit lief ihnen davon. Der nächste Konter brachte dann die Vorentscheidung. Depay ließ sich die Chance zum 2:0 nicht entgehen (87.). Und hätte bei einer weiteren Großchance die Sorgen von Joachim Löw noch größer werden lassen können. Das erledigte dann Wijnaldum mit seinem Treffer in der Nachspielzeit.

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