DFB-Team siegt 7:1 gegen Lettland Deutschland gewinnt EM-Generalprobe deutlich
Düsseldorf · Die Generalprobe zur EM ist geglückt: Mit 7:1 setze sich das DFB-Team am Montagabend in Düsseldorf gegen Lettland durch. Besonders auffällig war - alle sieben Tore wurden von unterschiedlichen Spielern erzielt.
Die leisen Vorboten hatte nicht jeder gleich erkannt, einer aber schon: Mats Hummels. Als die Nation noch felsenfest überzeugt davon war, die Nationalmannschaft könne ihren WM-Titel in Russland verteidigen, mahnte der heutige Dortmunder nach dem Testspiel gegen Spanien (1:1), dass es schon auch noch einiges zu verbessern gebe im deutschen Spiel. Das war im März 2018 in der Düsseldorfer Arena, und ein unseliger Sommerausflug nach Russland und einige Monate später entzog Joachim Löw Hummels die vorläufige Spielberechtigung für Deutschland. Jetzt sind Hummels und Thomas Müller, ein weiterer vorübergehender DFB-Ruheständler, zurück. Sie stellten sich auf ihrer Comeback-Tour nun wieder einmal in Düsseldorf vor. In einer Partie gegen einen allerdings limitierten Gegner aus Lettland, der gerade recht kam, um genügend Selbstvertrauen für die EM tanken zu können. Mit 7:1 (5:0) schickte die Nationalmannschaft die Letten zurück in das Baltikum. Ein gelungener Test. Mehr nicht.
Die erste Jubeleinlage bei den 1000 zugelassenen Fans gab es jedoch nicht bei einem der vielen Tor, sondern als Jubilar Manuel Neuer vor seinem 100. Länderspiel den Rasen betrat. In Düsseldorf waren es zwar fast 50000 Fans weniger als im März 2018, doch die lange übliche Stille in den Stadien wurde wohltuend durch Applaus und Anfeuerung unterbrochen.
Viel zu jubeln gab es zunächst aber nicht. Die Deutschen begannen zwar druckvoll. Die Letten jedoch stellten sich aber den ersten Warnschüssen durch Müller und den starken Kai Havertz besser auf die deutsche Angriffswucht ein. Das Spiel nach vorn stand bei ihnen jedoch nicht auf der Tagesordnung. Langsam wurde die Löw-Elf in ihrem Spiel schärfer. Die Offensivspieler variierten viel. Und es war erneut Chelsea-Star Havertz, der mit dem Zutrauen des Champions-League-Siegers einen herrlichen Spielzug mit Robin Gosens initiierte. Der Bergamo-Profi zog herzhaft ab – 1:0 (19.). Keine zwei Minuten später hatte Havertz erneut seine langen Beine im Spiel, mit etwas Glück kam Gündogan zum Schuss – eine Chance, den zu erreichen, hatte Letten-Keeper Ozols nicht (21.).
Schon jetzt war es nur eine Frage, wie hoch der Sieg ausfallen sollte, mit dem sich die Deutschen Richtung Basiscamp in Herzogenaurach verabschieden würden. Die neue Nummer 25 jedenfalls ließ jedenfalls Böses erahnen bei den Gästen. Müller startete in der Mitte durch und schob den Ball nach Gosens exakter Vorarbeit ins Tor zum 3:0 (27.). Dass die deutsche Defensive an diesem Abend wenig zu befürchten, war zu erwarten gewesen. Löw trat ja ohnehin erneut mit der vermeintlich defensiveren Dreierkette an, in der links Antonio Rüdiger für Niklas Süle begann. Zudem verteidigten Rückkehrer Hummels und der Gladbacher Matthias Ginter rechts. Auf dessen Seite davor spielte Joshua Kimmich, links Gosens, beide sehr offensiv ausgerichtet. Eine Formation, die der Bundestrainer offenbar auch für das EM-Auftaktspiel gegen das spielstarke Frankreich favorisiert. Selbst wenn der die Startelf gegen die Letten nicht als Fingerzeig verstanden wissen will.
Havertz bekam eine Chance auf der rechten Offensivposition für Leroy Sané – und nutzte sie über 45 Minuten eindrucksvoll. So zeigte er seine ganze Eleganz und Technik, als er sich nach Müller-Pass durchspielte und aus spitzem Winkel das 4:0 nachlegte (39.). Da wollte auch Abwehrchef Hummels nicht außen vor bleiben. Sein feiner Außenristpass erreichte Serge Gabry, dessen Geschoss im Winkel einschlug (45.). Der Europameister von 1996 zeigte jene beachtliche Spielfreude, die sie auch durch die EM tragen soll
Der Applaus der Tausend jedenfalls begleitet das DFB-Team in die Pause, die Löw nutzte, um Timo Werner und Sané für Gnabry und Havertz zu bringen. Gerade fünf Minuten auf dem Platz, nutzte Werner seine erste Chance – das halbe Dutzend Tore war perfekt (50.). Einspielen, testen und: Tore schießen, das war Löws Vorhaben in dieser Partie, die er aufgrund des limitierten Gegners allerdings nicht als Generalprobe verstanden wissen wollte. Das gelang. Selbst wenn die Mannschaft dann einen Gang runterschaltete. Und schließlich nutzten die Letten ihre erste Chance, Neuers Jubiläum etwas zu verdunkeln. Saveljevs traf zum 1:6 (75.) – unhaltbar für den Münchner. Doch Sané stellte nur eine Minute später den alten Abstand wieder her. Es blieb bei den sieben Treffern, die sieben verschiedene Spieler erzielten.