Deutschland gegen Rumänien Flick: „Am Ende ist der Sieg mehr als verdient“

Hamburg · Die Deutsche Fußballnationalmannschaft hat in Hamburg gegen Rumänien gespielt und unter Hansi Flick ihren vierten Sieg eingefahren. Es darf davon ausgegangen werden, dass Flicks Mannschaft auch im Winter 2022 unter der Wüstensonne von Katar schwitzen darf.

 Bundestrainer Hansi Flick (r) unterhält sich vor dem Spiel mit TV-Experte Lothar Matthäus.

Bundestrainer Hansi Flick (r) unterhält sich vor dem Spiel mit TV-Experte Lothar Matthäus.

Foto: dpa/Axel Heimken

Hansi Flick hatte es nicht eilig. Erst beglückwünschte er seine Spieler nach dem Schlusspfiff. Schüttelte Hände. Ging zum Gegner. Beglückwünschte auch ihn. Und spendete ein wenig Trost. Als er seine Trostrunde schließlich beendet hatte, ging er nicht etwa schnurstracks in die Kabine der deutschen Mannschaft, sondern zu den wartenden Fans auf der Tribüne der Arena in Hamburg, die soeben der Partie der WM-Qualifikation der DFB-Elf gegen Rumänien beigewohnt hatten – und anschließend wohl mit einer ordentlichen Portion Zufriedenheit den Heimweg angetreten haben dürften. Der Bundestrainer schrieb Autogramme und demonstrierte, dass er die von ihm geforderte Nähe der Mannschaft zu den Fans selbst vorlebt.

Natürlich folgte sein persönlicher Stadionlauf, nachdem die Spieler zuvor ebenfalls von den Fans auf ihrer Runde gefeiert wurden, dem Umstand, dass die Deutschen 2:1 gegen widerstandsfähige Gäste gewonnen, dabei einen 0:1-Rückstand mit Tempo und Temperament aufgeholt hatten, und dass sie nun sehr entspannt die restlichen Aufgaben auf dem Weg zum Weltturnier in Katar angehen können. Nach einem harten Stück Arbeit haben sie ihre Führung in der Quali-Gruppe nun ausgebaut, und es darf davon ausgegangen werden, dass Flicks Mannschaft auch im Winter 2022 unter der Wüstensonne von Katar ordentlich schwitzen darf.

Es war zwar eine zähe Angelegenheit gegen die Osteuropäer, jedoch hob der frühere Bayern-Trainer nach dem vierten Sieg im vierten Spiel unter seiner Regie hervor: „Die Mannschaft hat gefightet, nie aufgesteckt und mit Selbstvertrauen gespielt“, betonte er. „Am Ende ist der Sieg mehr als verdient. Wir haben über weite Strecken das Spiel bestimmt.“

Probleme nicht zu übersehen

Tatsächlich war sein Team spielbestimmend, in einigen Situationen jedoch – gerade zu Beginn – reichlich nachlässig in der Erfüllung der defensiven Pflichten. Die Führung der Gäste war einem Abwehrverhalten geschuldet, dass eher als Anerkennung der großen Kunstfertigkeit von Ianis Hagi gedeutet werden kann als einer vorbildlichen Verteidigungshaltung. Es war eine pfiffige Einzelvorstellung des 22 Jahre alten Sohnes des großen Gheorghe Hagi, einst Karparten-Maradona genannt, der die rumänische Führung brachte (9.). Und es war, gerade in der ersten Hälfte, eine von nicht wenigen Ausflügen der Gäste, die den Deutschen zusetzten. Gegen einen Gegner, der nicht gerade zu den Großen des Weltfußballs zählt, waren die Probleme nicht zu übersehen. Die Bewegung der in der Offensive so beweglichen DFB-Elf in Richtung eigenem Strafraum blieb zunächst sehr zurückhaltend.

Schnelle, gute Spieler hätten die Rumänen vorn, klärte Flick später auf, deshalb „hatten wir es in unserem defensiven Umschaltspiel nicht leicht“. So kam es, dass der letztlich verdiente Sieg ein Sieg des Willens wurde. Die 25 000 Fans im Stadion honoriert dies und sahen über einige Unzulänglichkeiten im Spiel der Flick-Elf hinweg. Sie verlegten sich auf die Würdigung ihres Engagements. Und das war ohne Zweifel vorhanden. Selbst der Bundestrainer geriet ins Schwärmen. Er sagte: „Leidenschaft und Aggressivität – das war klasse.“

Auf weniger herausgehobenem Niveau präsentierte sich die Offensive – zumindest, was Präzision und Abschluss betrifft. Die einzige Spitze vor der Dreierkette im vorderen Mittelfeld, Timo Werner, stand immer dort, wo der Ball nicht gerade hinkam. Seine Unterstützer Leroy Sané und Serge Gnabry sprinteten unaufhörlich, verhedderten sich vor dem Wechsel aber oft. Und wenn sie mal durchkamen, fanden sie keinen Abnehmer in der Mitte, der Werner hätte sein sollen. „Er hatte nicht immer die genaue Positionierung“, sagte Flick und merkte an, dass der Chelsea-Stürmer zu oft zu schnell war. Daher auch zu oft zu weit vorn auftauchte und das Lauern im Rückraum vernachlässigte. Eine wirkliche Chance auf einen eigenen Treffer bekam er somit nicht. Das nennt man wohl fehlendes Timing.

Das richtige Timing hatte dagegen der Münchner Thomas Müller mit nach Hamburg genommen. Als Heilsbringer brachte ihn Flick zwanzig Minuten vor dem Ende für Werner. Und plötzlich war er da, der Joker namens Müller, nachdem Serge Gnabry mit einem zünftigen Schuss zunächst den Ausgleich erzielt hatte (52.). Eine Standardsituation, ganz nach dem Geschmack des Standard-Fans Flick, nutzte der Münchner Lausbub zum letztlich verdienten 2:1-Endstand. Club-Kollege Leon Goretzka hatte den Ball per Kopf nach einer Ecke verlängert und den Rio-Weltmeister auf dem richtigen Fuß erwischt. „War geil“, platzte es aus Müller bei RTL heraus: „Ein schöner Abend für alle Beteiligten.“ Der Bayern-Routinier hatte jedes Recht, alles geil und schön zu finden, war er doch der Matchwinner. Selbst seine späte Einwechslung, nachdem Flick ihm Marco Reus in der Startformation vorgezogen hatte, konnte seine Laune nicht trüben. Müllers Schlusswort: „Ich fand, dass wir ein engagiertes Spiel gemacht haben. Wenn du mit 0:1 in die Pause gehst, ist das kein befriedigendes Gefühl. Wir hatten schon das Gefühl, dass wir mehr verdient gehabt hätten. Umso schöner war es, dass wir uns mit dem 2:1 belohnen konnten.“

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