2:0 gegen Peru DFB-Team mit gelungenem Start ins Jahr
Mainz · Die deutsche Nationalmannschaft bezwingt im ersten Spiel nach der vermasselten WM in Katar Peru mit 2:0. Es war zwar kein glanzvoller Sieg im ersten Vorbereitungsspiel auf die Heim-EM 2024, aber ein sehr engagierter Auftritt des Flick-Teams.
Es gehört ja schon beinahe zum deutschen Brauchtum, das erste Länderspiel nach einem großen Turnier als Neustart auszurufen. So verhielt es sich 2018 nach der WM in Russland, dann nach der kontinentalen EM 2021 und nun im Anschluss an das Desaster von Katar. Doch es ist nicht allein die Aufarbeitung eines Fehlschlags der Nationalmannschaft, die Hansi Flick gerade umtreibt, es ist auch ein anderer Relaunch, der ihm offenbar in seiner Funktion als Bundestrainer zu schaffen macht. Der Trainerwechsel in München, das gab er zu, habe die Bayern-Profis sicherlich „nicht beflügelt“.
Zu ihnen gehört auch Joshua Kimmich, der ein einwandfreies Verhältnis zu seinem Ex-Vereinscoach Julian Nagelsmann pflegte. Am Samstagabend gegen Peru in seinem 75. Länderspiel trug der 28-Jährige, Abteilungsleiter sowohl bei den Bayern als auch beim DFB, die Kapitänsbinde – im traditionellen Schwarz-Rot-Gold gehalten statt als One-Love-Symbol. Der Mittelfeldspieler hatte vor dem ersten Länderspiel des Jahres bereits die Devise ausgegeben. „Am Ende steht und fällt alles mit den Siegen“, stellte er fest und forderte: „Wir müssen die Spiele wieder gewinnen.“ Für das eigene Selbstwertgefühl, aber ebenfalls, um die Nation wieder hinter dem DFB-Team zu versammeln. Die Zeit bis zur Europameisterschaft im kommenden Sommer in der Heimat ist begrenzt. Die wollen die Deutschen nutzen. Erst, um Neue zu testen, dann um sich einzuspielen. Und zu siegen. Das gelang.
Der Neubeginn geriet nicht zu einer Enttäuschung wie noch das Turnier in Katar. Flicks Mannschaft um den sehr überzeugenden Doppeltorschützen Niclas Füllkrug gewann gegen Peru sehr verdient mit 2:0 (2:0) und leitete somit den Weg erfolgreich ein, der in anderthalb Jahren bei der Heim-EM mit dem Titelgewinn seine Krönung erfahren soll.
Die nicht beflügelten Spieler aus München waren bei der Neuausrichtung zunächst in geringerer Anzahl vertreten als gewohnt, um genau zu sein, nur einer war dabei: Kimmich, der an der Seite des Dortmunders Emre Can den Widerstand in der Zentrale organisieren sollte. Im neuen System, in dem Flick auf zwei Stürmer setzt, um Präsenz und Torgefahr zu erhöhen, ließ er neben dem schnellen Timo Werner WM-Entdeckung Niclas Füllkrug von der Leine.
Die beiden sollten Kai Havertz und Hoffnungsträger Florian Wirtz mit Pässen und Ideen fachgerecht begleiten. Der frühere Kölner und jetzige Dortmunder Marius Wolf gab rechts in der Viererkette ein vielversprechendes Debüt.
Zunächst wirkten die Deutschen leicht irritiert über das frühe Pressing der Südamerikaner. Nur langsam gesellten sich zu dem Willen nach Wiedergutmachung auch spielerische Akzente. Can ließ sich immer wieder fallen in die Abwehrkette zwischen Matthias Ginter und Nico Schlotterbeck, versuchte sich von dort im Spielaufbau.
Die erste Torannäherung der deutschen Elf nach zehn Minuten entwickelte sich allerdings ohne sein Mitwirken. Nach einer Kimmich-Ecke setzte sich Füllkrug im Kopfballduell durch, doch Peru-Torwart Gallese kratzte den Ball von der Linie (11.). Das sollte als Aufwärmübung dienen, denn nur eine Minute später war es der Bremer, der diesmal nicht am Torerfolg gehindert wurde. Einen langen Ball von Schlotterbeck nahm Havertz geschmeidige mit der Brust an, ein Pass, und dann stand Füllkrug dort, wo ein waschechter Mittelstürmer qua Stellenausschreibung zu stehen hat, trockener Abschluss – 1:0 (12.)
Die deutsche Elf stellte sich nun besser ein auf das frühe Attackieren der Südamerikaner, stand in der Defensive stabil und entdeckte immer wieder Räume für sich. Vieles ging über die rechte Bahn und den Wolf, der im Strafraum den Leverkusener Wirtz freispielte, der aber scheitert an Gallese, der auch Werners Nachschuss zu seiner Beute erklärte (19.). Überhaupt zeigte sich Werner vor dem Tor einigermaßen fahrig und stand im Schatten des sehr präsenten und torgefährlichen Füllkrug. So verzog der Leipziger ziemlich alleingelassen im Strafraum nach einer Kimmich-Ecke (31.).
Und weiterhin erkor das DFB-Team den rechten Flügel zur Autobahn ihrer Wahl. Wolf durfte sich wundern über derart viel leere grüne Wiese vor sich, sein wohltemperierter Pass landete vor Füllkrugs Füßen, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und seinen ersten Doppelpack für das DFB-Team (33.) erzielte.
Die Peruaner beschränkten sich nun auf die Abwehrarbeit, ließen sich tief fallen, und sie bekamen tatsächlich einiges zu tun. Wenn es schnell ging bei den Deutschen, entstand Gefahr. So über die Stationen Wolf und Wirtz, doch dem Hattrick Füllkrugs stand Gallese im Weg (44.).
Nach der Pause ließ Flick seinen Willen zum Testen erkennen. Er beorderte Serge Gnabry, Mario Götze sowie Leon Goretzka für Werner, Wirtz und Can aufs Feld. Und Götze bekam gleich zu spüren, dass die Peruaner nicht gewillt waren, als besonders nette Gäste aufzufallen. Cartagena rauschte ihm von hinten in die Beine und sah die Gelbe Karte. Laut wurde es im Gäste-Fanblock, wenn die Südamerikaner in Nähe des deutschen Tores kamen – das geschah jedoch weiterhin äußerst selten.
Doch auch die Flick-Elf tat sich nun schwer, in die gefährlichen Räume vorzustoßen. Erst als sich Schlotterbeck nach Türsteher-Art in den Strafraum kämpfte, wurde es gefährlich. Zunächst ließ die italienische Schiedsrichterin Maria Sole Caputi das Spiel laufen, doch nach Intervention des Video-Assistenten entschied sie auf Foul an dem Dortmunder und Elfmeter.
Vielleicht hatte die minutenlange Verzögerung Havertz der Spannung beraubt, sein Elfmeter jedenfalls landete am Pfosten (68.). Sein Missgeschick hätte der frühere Leverkusener beinahe ausgebügelt, doch der Kopf von Perus Schlussmann Gallese verhinderte eine Minute später nach seinem Schuss das 3:0.
In der Schlussphase gönnte Flick dann den beiden Offensivkräften Mergim Berisha und Kevin Schade ihr Debüt im Nationalteam, das es auch ob der vielen Wechsel nun etwas an Spielfluss vermissen ließ. Am souveränen, wenngleich nicht glanzvollen Sieg änderte dies aber nichts.