Kommentar zum Trainer des FC Bayern Einfach Heynckes sein
Meinung | Bonn · Unter Jupp Heynckes hat der FC Bayern München in den vergangenen sieben Spielen sieben Siege eingefahren. Unser Kommentator meint dennoch: Es wäre Unsinn, einen Weltclub wie den FC Bayern mit einem 72-Jährigen zukunftsfest machen zu wollen.
Es wäre jetzt langsam an der Zeit, über eine Vertragsverlängerung zu sprechen. Wer eine verunsicherte Mannschaft übernimmt und sie zu sieben Siegen in sieben Spielen führt, weckt Begehrlichkeiten. Jupp Heynckes, das Trainermodell Senior-Service, ist wieder groß in Mode. Doch natürlich wäre es Unsinn, einen Weltclub wie den FC Bayern mit einem 72-Jährigen zukunftsfest machen zu wollen. Außerdem: Cando, Heynckes' Schäferhund, würde sich das nie bieten lassen.
Mit dem 3:1-Erfolg in Dortmund haben die Bayern die Verhältnisse wieder zurechtgerückt. Als die Münchner nach dem siebten Spieltag fünf Punkte hinter dem BVB lagen, durfte die Bundesliga von einem spannenden Titelkampf träumen. Es war ein kurzer Traum, denn nach dem elften Spieltag ist alles wieder so, wie es in den vergangenen Jahren immer war. Das ist schön für den Rekordmeister und langweilig für die Liga.
Wie Heynckes das angestellt hat? Indem er Jupp Heynckes war (und ist). Fürsorglich, fordernd, detailversessen, berechenbar. Der Feuerwehrmann vom Niederrhein hat Ordnung geschaffen an der Säbener Straße. Hat Dinge üben lassen. Hat Vertrauen geschenkt. Hat eine unspektakuläre taktische Ordnung vorgegeben, in der sich die Spieler wieder zurechtfinden. Einem Profi wie Arjen Robben ist anzusehen, dass ihm sein Job wieder Freude bereitet.
Revolutionär ist das alles nicht. Allenfalls konterrevolutionär, denn Heynckes erarbeitet mit seinen Spielern wieder die grundsätzlichen Dinge. Er will nichts neu erfinden, er will das fördern, was vorhanden ist.
Was auch immer die Bayern in dieser Saison gewinnen werden, am Ende werden sie vor allem eines gewonnen haben – Zeit. Irgendwann im nächsten halben Jahr steht die Entscheidung für Nagelsmann, Tuchel oder wen auch immer an. Bis dahin ist Heynckes womöglich die beste Interimslösung aller Zeiten.