De Bruyne und Co. Einmalige Chance: Belgien glaubt an den Titel

Kasan · Nach Jahren der Enttäuschungen steht Belgien erstmals seit über 20 Jahren wieder in einem WM-Halbfinale. Der Respekt vor Gegner Frankreich ist groß, das Selbstbewusstsein aber auch. Sehnsuchtsziel sind das Endspiel im Moskauer Luschniki-Stadion und die WM-Krone.

 Kevin De Bruyne und Co. träumen vom WM-Titel.

Kevin De Bruyne und Co. träumen vom WM-Titel.

Foto: Bruno Fahy/BELGA

Dieses Mal soll der große Traum nicht vorzeitig enden. Nach Jahren der Enttäuschungen will sich die wohl talentierteste Generation belgischer Fußballer endlich mit dem ersten Titel krönen.

"So eine Chance erlebst du nur einmal, wenn überhaupt. Natürlich wollen alle ins Finale, in das Spiel, das die ganze Welt schaut", sagte Anführer Kevin De Bruyne nach dem berauschenden 2:1-Erfolg im WM-Viertelfinale gegen Brasilien. Nach einer kurzen Nacht und einem Regenerationstag mit Radtour begann bei den Roten Teufeln die konzentrierte Vorbereitung auf die nächste große WM-Prüfung.

Dem Halbfinal-Showdown gegen Frankreich am Dienstag (20.00 Uhr MESZ) in St. Petersburg fiebern De Bruyne und Co. voller Vorfreude entgegen - auch wenn der Respekt vor dem Nachbarn groß ist. "Es ist eine geschlossene Mannschaft mit außergewöhnlichen Spielern wie Griezmann oder Mbappé", lobte Kapitän Eden Hazard, bei der Gala gegen Brasilien neben De Bruyne und Torhüter Thibaut Courtois einer der Besten. "Jeder redet momentan über Mbappé", sagte Verteidiger Thomas Vermaelen am Sonntag. "Er ist ein Spieler, der alles ändern kann."

Der Ex-Wolfsburger De Bruyne bezeichnete den EM-Zweiten Frankreich als "außergewöhnliche Mannschaft. Aber im Halbfinale gibt es keine leichten Gegner", sagte er. Verteidiger Jan Vertonghen erwartet ein "mindestens genauso hartes" Spiel wie gegen den Rekordweltmeister. "Wir werden einen Plan finden, um Mbappé zu stoppen", versprach er.

Bei der richtigen Herangehensweise für die Partie soll auch Thierry Henry mit seiner Erfahrung und Kenntnisse über das französische Team helfen. Der Weltmeister von 1998 kümmert sich als Assistent von Chefcoach Roberto Martinez besonders um die Stürmer. "Er ist sehr wichtig für uns, besonders bei diesem Turnier. Viele Spieler kommen zu ihm und holen sich Hinweise", sagte Verteidiger Thomas Vermaelen nach dem Training in Dedowsk. "Ich denke, er weiß einiges über das Team Frankreichs. Er ist auf unserer Seite - er wird nicht zögern, uns diese Informationen zu geben."

Unabhängig vom Gegner im ersten belgischen WM-Halbfinale seit 1986 träumt die ganze Nation vom großen Coup. Die Mannschaft zeige "der Welt, und vielleicht sogar mehr noch ihren Landesleuten, dass der Erfolg etwas Mögliches ist - eine Ambition die, trotz der Größe, trotz der Bescheidenheit oder Demut, ein kleines Land haben kann", schwärmte die Zeitung "L'Echo" nach dem Viertelfinal-Erfolg, den ein Eigentor von Brasiliens Fernandinho (13. Minute) und De Bruyne mit einem sehenswert abgeschlossenen Konter (31.) besiegelt hatten.

Die vor allem in der ersten Halbzeit titelreife Leistung verzückte ein ganzes Land und weckte große Hoffnungen auf ein Ende der vielen bitteren Turnier-Enttäuschungen, die Belgien in der Vergangenheit erlebt hat. "Es ist noch nicht vorbei. Wir träumen weiter", sagte Hazard, der ebenso wie De Bruyne und ein Großteil der Mannschaft bereits bei den Viertelfinal-K.o.s 2014 und 2016 dabei war. "Wir reden immer über die Goldene Generation, aber zuletzt war es zweimal nur das Viertelfinale. Halbfinale klingt besser", sagte Vertonghen. 1980 hatte es Belgien das einzige Mal ins EM-Endspiel geschafft und verlor gegen Deutschland mit 1:2.

Auf eine große Party verzichteten Belgiens Sieger nach dem Triumph gegen Brasilien. Noch in der Nacht flog die Mannschaft zurück in ihr Teamquartier in der Nähe von Moskau, wo sie mit Applaus und Jubel empfangen wurde. "Wir sind noch nicht fertig mit dem, was wir erreichen wollen", sagte De Bruyne. "Jetzt müssen wir wieder anfangen zu arbeiten um gegen Frankreich ein gutes Spiel zu machen." Hazard kündigte an: "Wir denken jetzt schon an das nächste Spiel."

1986 war Belgien schon einmal WM-Vierter, der jetzigen Mannschaft um den früheren Wolfsburger De Bruyne war stets noch Größeres zugetraut worden. Doch Jahr für Jahr scheiterte die Goldene Generation auch an sich selbst - bis zum Turnier in Russland. "Das ist eine echte Mannschaft, die etwas erreichen will", lobte der spanische Trainer Roberto Martínez, unter dem die belgische Auswahl seit 24 Partien ungeschlagen ist. "Jeder in Belgien hat realisiert, dass diese Generation etwas Besonderes ist. Sie haben sie stolz gemacht."

Auf dem größten Erfolg seit mehr als 20 Jahren will sich bei den Roten Teufeln aber niemand ausruhen. "Jetzt wollen wir auch das Halbfinale gewinnen und ein Finale spielen", versprach De Bruyne. Die Partie im Moskauer Luschniki-Stadion am Sonntag gegen England oder Kroatien wäre für Belgien das erste WM-Endspiel überhaupt. "Dieses Team will jedes Spiel gewinnen", sagte Torhüter Courtois. "Wir haben das Selbstvertrauen, gegen jeden Gegner gewinnen zu können."

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