Länderspiele Gomez kehrt zurück, 18 Weltmeister dabei

FRANKFURT · Mit 18 Weltmeistern, aber möglicherweise ohne einen neuen Assistenten, startet Joachim Löw in eine neue Epoche mit der deutschen Nationalmannschaft, die zum vierten Europameister-Titel führen soll.

 Vor EM-Quali: Löw holt Gomez und Reus zurück

Vor EM-Quali: Löw holt Gomez und Reus zurück

"Unser Ziel ist klar: Wir wollen beim DFB nicht mehr so lange auf den nächsten Titel warten müssen, wir wollen bei der Europameisterschaft 2016 angreifen und um den EM-Titel mitspielen", erklärte Löw vor dem Beginn der ersten Länderspielsaison nach dem WM-Triumph. Der Bundestrainer gab am Freitag einen Kader von 21 Spielern für die Partien gegen Argentinien am Mittwoch in Düsseldorf und gegen Schottland am Sonntag nächster Woche in Dortmund bekannt, äußerte sich aber nicht zu einem Nachfolger seines bisherigen Assistenten Hansi Flick.

Die Entscheidung ist verschoben, der 54-Jährige wird die freundschaftliche Neuauflage des WM-Finales und das erste Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich eventuell ohne Co-Trainer bestreiten. In den Kreis von 21 Nationalspielern kehren Mario Gomez und Marco Reus zurück, zudem berief Löw den Stuttgarter Verteidiger Antonio Rüdiger, der im Testspiel gegen Polen am 13. Mai sein Debüt gegeben hatte.

Grund für die Verzögerung ist, dass Löw den Findungsprozess noch nicht abgeschlossen hat. Dies kann aber offenbar am Wochenende noch geschehen. Dass er den bisher als Favoriten eingestuften Marcus Sorg als engsten Mitarbeiter an seine Seite stellt, ist ungewiss geworden. Dass die Vertragsverhandlungen kompliziert sein könnten, ist nicht anzunehmen, da Sorg bereits an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gebunden ist. Ein Grund, noch auf den Ex-Bundesligatrainer (Freiburg) zu verzichten und ihn erst im Oktober in Polen und gegen Irland zum Einsatz kommen zu lassen, kann sein, dass Sorg die U-19-Auswahl aktuell auf zwei Länderspiele vorbereiten muss.

Im DFB wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich Löw für einen Überraschungskandidaten entscheidet. Man kenne ja den "Jogi", hieß es in der Verbandszentrale, ein Hinweis, dass Löw sich selbst vom DFB-Führungszirkel kaum in die Karten schauen lässt und ein Freund von ungewöhnlichen Beschlüssen ist. Löw hat absolute Freiheit bei der Entscheidung. Dass der neue DFB-Sportdirektor Flick Löw noch einmal assistieren wird, ist ausgeschlossen. Der frühere Hoffenheim-Trainer ist nach dem Rückzug von Robin Dutt der oberste Stratege für die sportliche Struktur im DFB. Er erklärte vor Kurzem, falls Löw in Person von Sorg, Frank Wormuth (U-20-Junioren) oder Horst Hrubesch (U-21-Junioren) einen DFB-Trainer an seine Seite ziehe, habe er einen Plan B für die Besetzung der dann vakanten Stelle.

Auch Flick wird in Düsseldorf anwesend sein. Denn dort wird es nach der Zusammenkunft der Mannschaft am Montag feierlich zugehen. Eine Ehrung der Weltmeister ist vorgesehen. Die drei langjährigen, nun zurückgetretenen Nationalspieler Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker sollen auch in das Hotel im Hafen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt kommen. Zudem werden auch Bastian Schweinsteiger und Shkodran Mustafi anreisen, obwohl auch sie nicht dem Aufgebot angehören. Schweinsteiger kuriert eine Knieverletzung aus, Mustafi ist erst seit wenigen Tagen ins Training bei seinem neuen Club FC Valencia eingestiegen. "Die Tage in Düsseldorf bilden für uns den endgültigen Abschluss der WM in Brasilien, bevor wir uns voll und ganz auf neue, große Ziele konzentrieren", sagte Löw. Ihren Fans zeigt sich die Mannschaft am Montag (17 Uhr) bei einem öffentlichen Training in der Esprit-Arena.

In der ersten Teamsitzung wird der Freiburger die Frage nach einem neuen Kapitän erörtern. Denn auch die Entscheidung über Lahms Nachfolger ließ Löw offen. Als aussichtsreiche Kandidaten gelten Schweinsteiger, der aber gleich ersetzt werden müsste, Torwart Manuel Neuer sowie Sami Khedira. Lukas Podolski, der mit 116 Einsätzen mit Abstand die meisten Länderspiele bestritten hat, könnte als Ersatzkapitän fungieren, wobei seine Chancen auf viele Einsätze in der Startelf eher reduziert sind.

Dass Argentinien nach dem 1:0-Sieg im WM-Finale am 13. Juli gleich wieder der erste Gegner ist, war bereits vor der WM festgelegt worden. "Aus sportlicher Sicht ist dieses Spiel der willkommene Härtetest, um uns umgehend wieder auf höchstem Niveau zu messen", erklärte Löw. Vier Tage danach beginnt die Qualifikation für die EM 2016, in der das DFB-Team in einer Gruppe mit Georgien, Gibraltar, Irland, Polen und Schottland spielt.

Der deutsche Kader

Tor: Manuel Neuer (Bayern), Roman Weidenfeller (Dortmund), Ron-Robert Zieler (Hannover).

Abwehr: Jérôme Boateng (Bayern), Erik Durm (Dortmund), Matthias Ginter (Dortmund), Kevin Großkreutz (Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke), Mats Hummels (Dortmund), Antonio Rüdiger (Stuttgart).

Mittelfeld/Angriff: Julian Draxler (Schalke), Mario Gomez (Florenz), Mario Götze (Bayern), Christoph Kramer (Mönchengladbach), Toni Kroos (Real Madrid), Sami Khedira (Real), Thomas Müller (Bayern), Mesut Özil, Lukas Podolski (beide Arsenal), Marco Reus (Dortmund), André Schürrle (Chelsea).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort